Neues Abkommen unterzeichnet Pipeline soll grünen Wasserstoff von Antwerpen nach Duisburg bringen
Duisburg · Bei der Klimawende spielt gerade für Duisburg grüner Wasserstoff eine entscheidende Bedeutung. Dieser muss zu einem großen Teil zunächst wohl importiert werden. Das soll unter anderem auch eine Pipeline zwischen den Häfen in Antwerpen und Duisburg ermöglichen.
Der Bedarf ist riesig. Die Stahlindustrie in Duisburg braucht gewaltige Mengen an grünem Wasserstoff, wenn ihre Transformation gelingen soll. Bei der Umgestaltung des Hafen-Stadtteils Ruhrort in ein umweltneutrales Stadtviertel wird Wasserstoff ebenfalls eine Rolle spielen. Und beim ersten klimaneutralen Container-Terminal, das wie berichtet gerade auf der ehemaligen Kohleinsel entsteht, gilt das selbstverständlich auch.
Da die in den nächsten Jahren benötigten Mengen an Wasserstoff nicht allein in Duisburg produziert werden kann, werden Importe aus Übersee möglicherweise eine große Rolle spielen. Auch die LNG-Terminals, die zurzeit in Norddeutschland für den Import von Flüssiggas – zum Beispiel auch aus Kanada – gebaut werden, sind so geplant, dass sie technisch später auch für den Einsatz von Wasserstoff geeignet sind.
Der Duisburger Hafen als Logistik-Drehscheibe hat deshalb großes Interesse an stabilen Transportwegen von den Seehäfen in das Hinterland. Die traditionell vorhandenen Transportwege von den Seehäfen in den Niederlanden und Belgien nach Duisburg werden daher schon seit längerem ausgebaut, die Zusammenarbeit intensiviert. Nach entsprechenden Abschlüssen von Duisport mit den Häfen Amsterdam und Rotterdam wurde nun auch ein weiteres Abkommen mit dem Hafen im belgischen Antwerpen getroffen.
Dabei kommt einer Wasserstoff-Pipeline von der Nordsee an die Ruhr eine besondere Bedeutung zu. Hochrangige Vertreter von Duisport und dem Port of Antwerp-Bruges unterzeichneten am Mittwoch eine langfristige Kooperationsvereinbarung. Duisburgs Hafen-Chef Markus Bangen und sein belgischer Kollege Jacques Vandermeiren vom belgischen Hafen in Antwerpen besiegelten die „weitreichende Partnerschaft“ im Beisein des flämischen Ministerpräsidenten Jan Jambon, teilte der Duisburger Hafen jetzt mit.
Auch NRW-Verkehrs- und Umweltminister Oliver Krischer und Josef Hovenjürgen, Parlamentarischer Staatssekretär im NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung waren ebenso vertreten wie hochrangige Repräsentanten Belgien.
Im Kern der Vereinbarung stehe der Ausbau der Zusammenarbeit bei der Energiewende, der Schienen- und Hinterlandverbindungen sowie der Hafeninfrastruktur. Alle drei Bereiche seien „von herausragender Bedeutung für die zuverlässige Versorgung der Industrie und die Stabilisierung der Lieferketten zwischen Deutschland und Belgien sowie innerhalb Europas“, so der Hafen.
Das europäische Energiesystem werde sich zunehmend auf nachhaltige Energiequellen konzentrieren, wobei grüner Wasserstoff eine entscheidende Rolle spielen würde, teilte Duisport mit. Die Entwicklung von Lösungen für Import, Speicherung und Vertrieb von grünem Wasserstoff in verschiedenen Formen sei daher „eine der wichtigsten strategischen Säulen der Zusammenarbeit zwischen beiden Häfen“.
Das Ziel sei der Aufbau einer internationalen Versorgungskette für Wasserstoff, in der sich beide Partner zu zentralen Wasserstoff-Hubs für Europa entwickelten. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen Duisport und der Port of Antwerp-Bruges neben geplanten Pipelineverbindungen einen hochfrequenten Schienenshuttle einrichten und die Bahn als „rollende Pipeline“ etablieren.
Der Ausbau des Hinterlandnetzes, die Förderung nachhaltiger multimodaler Verkehrsverbindungen und die stetige Verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger seien „substanziell zur Verwirklichung der Energiewende“, heißt es.
Da beide Häfen Klimaneutralität bis 2050 anstrebten, sei auch die Entwicklung umweltfreundlicher Hafenumschlagsgeräte Teil der gemeinsamen Übereinkunft. Für Duisport sei die Kooperation mit dem Port of Antwerp-Bruges ein weiterer wichtiger Schritt beim Ausbau seines Zukunftsnetzwerks. Im Mai und Juni dieses Jahres wurden bereits ähnliche Vereinbarungen mit den Häfen Rotterdam und Amsterdam geschlossen.
Auch in der Zusammenarbeit mit Rotterdam geht es dabei um eine Pipeline, die grünen Wasserstoff nach Duisburg transportieren soll. Dabei kann möglicherweise zumindest zum Teil auf bereits vorhandene (Gas-)Pipelines zurückgegriffen werden, sodass nicht alle neu gebaut beziehungsweise verlegt werden müssen. Amsterdam strebt den Umschlag von einer Million Tonnen Wasserstoff an. Eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft von Amsterdam und Duisburg soll dabei diese Bestrebungen beschleunigen.
„Unsere Häfen haben in ihren Regionen eine Schlüsselrolle als führende Logistik- und Industriezentren und sind bereits heute durch verschiedene multimodale Verbindungen miteinander verknüpft. Vor dem Hintergrund der aktuellen globalen Herausforderungen ist es nur konsequent, dass wir unser europäisches Partnernetzwerk nachhaltig stärken und noch enger zusammenarbeiten“, sagt Markus Bangen zur vertieften Zusammenarbeit mit Antwerpen.
Antwerpens Hafen-Chef Jacques Vandermeiren will der europäischen Industrie „einen zuverlässigen und sicheren Zugang zu erneuerbaren Energiequellen“ garantieren. Die Einfuhr, Übertragung und Verteilung grüner Moleküle erfordere kurz-, mittel- und langfristige Lösungen. „Die Entwicklung eines robusten multimodalen Versorgungssystems ist von grundlegender Bedeutung, um den Wandel zu vollziehen. Wir freuen uns, dass Duisport und der Port of Antwerp-Bruges ihre Kräfte zu diesem Zweck bündeln“, so Vandermeiren.