Mercatorphilharmonie Zwischen Politik und kerniger Ironie

Beim Philharmonischen Konzert steht diesmal Peter Hirsch am Pult.

 Denis Proshayev ist Solit beim nächsten Philharmonischen Konzert am 17. und 18. Oktober in der Mercatorhalle.

Denis Proshayev ist Solit beim nächsten Philharmonischen Konzert am 17. und 18. Oktober in der Mercatorhalle.

Foto: Philharmoniker/uwe arens

Das Werk von Bernd Alois Zimmermann, dessen 100. Geburtstag die musikalische Welt feiert, pendelt zwischen politischem Bekenntnis und kerniger Ironie, zwischen katastrophischer Wucht und lustvoller Parodie. Überdeutlich wird dies in zwei so gegensätzlichen Stücken wie der Sinfonie in einem Satz und der Musik für ein Souper König Ubus. Sie sind nun im 2. Philharmonischen Konzert (17. und 18. Oktober, 20 Uhr, Mercatorhalle) zu hören, sinnfällig kombiniert mit Béla Bartóks 3. Klavierkonzert und Richard Strauss’ Till Eulenspiegel. Am Pult der Duisburger Philharmoniker steht Peter Hirsch. Solist ist Denys Proshayev. Proshayev wurde 1978 im weißrussischen Brest geboren und begann im Alter von neun Jahren mit dem Klavierunterricht. Der internationale Durchbruch erfolgte für den Pianisten mit dem ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD 2002.

Hirsch ist profunder Kenner von Zimmermanns Musik, besonders der Urfassung der 1951 komponierten Sinfonie, die im Konzert erklingen wird. Sie zeugt überwiegend von apokalyptischer Bedrohung, die Schrecken des gerade vergangenen Krieges reflektierend. Bartóks Klavierkonzert, 1945 geschrieben, spiegelt eine Flucht nach innen, hauptsächlich in romantischem Tonfall, mit feinen Naturlauten. Es ist sein letztes Werk: Der Todkranke im New Yorker Exil würde die zerstörte ungarische Heimat niemals wiedersehen. Bei dem Klangmagier und Virtuosen Proshayev wird das Konzert in besten Händen sein.

Danach regiert der Schalk, die Narretei, die Parodie. Mit Strauss’ Till Eulenspiegel in Form eines genialisch instrumentierten, orchestralen Parforcerittes, die Abenteuer eines Schelms, eines lustvollen Anarchisten nachzeichnend. Und mit Zimmermanns König Ubu als genüsslich zelebrierte Farce über einen Tyrannen. Der Coup des Stückes: Es besteht ausschließlich aus Zitaten, kunstvoll geschichtet und ineinander verschränkt. Der Komponist schuf mithin eine Collage, die nicht zuletzt manchen Avantgarde-Kollegen mächtig aufs Korn nimmt.

(RP)
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