Gipfel der Musikgeschichte erklommen Duisburger Philharmoniker meistern Gustav Mahlers Meisterwerk

Duisburg · Im Philharmonischen Konzert gelang Gustav Mahlers monumentale Sinfonie Nr. 9 in beeindruckender Manier.

 Pianist Saleem Ashkar rauschte zu Beginn des Abends ein wenig zu zügig durch das dezent virtuose Werk von Felix Mendelssohn.

Pianist Saleem Ashkar rauschte zu Beginn des Abends ein wenig zu zügig durch das dezent virtuose Werk von Felix Mendelssohn.

Foto: Marie Laforge

Die Philharmonie Mercatorhalle war gut gefüllt, denn das jüngste, fünfte Philharmonische Konzert bot ein attraktives Programm. Zunächst war Saleem Ashkar der Solist in dem 20-minütigen Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 d-Moll op. 40 (1837) von Felix Mendelssohn. Geboren 1976 als palästinensischer Christ im israelischen Nazareth, hat Ashkar sämtliche Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven auch in Duisburg aufgeführt (die RP berichtete). Daher kennt das Duisburger Publikum ihn als ebenso lebensfrohen wie sorgfältigen Menschen und war deshalb überrascht, jetzt einen etwas niedergeschlagen wirkenden Pianisten zügig durch das dezent virtuose Werk huschen zu hören. Das war gerade so eben noch zutreffend aufgeführt. Ashkars kurze Zugabe, die bekannte „Träumerei“ op. 15 Nr. 7 von Robert Schumann, wirkte dann auch eher traurig als träumerisch, immerhin schlackenlos erfasst.

Das eigentliche Ereignis des Abends war aber nach der Pause die Sinfonie Nr. 9 D-Dur (1909/10) von Gustav Mahler, viermal so lang wie das Mendelssohn-Konzert und deutlich opulenter orchestriert, ein monumentales Abschiedswerk von der Romantik, in jeder Hinsicht sehr anspruchsvoll und überhaupt eines der Gipfelwerke der gesamten Musikgeschichte. Zwei lange lyrische Sätze, die jeweils am Ende in ihre Einzelteile zerfasern, rahmen zwei kürzere Tanzparodien. Das riesenhafte Orchester wird darin immer wieder kammermusikalisch aufgefädelt und nur selten zu Klangmassen verdichtet. Da müssen sich alle Beteiligten schon sehr konzentrieren und ins Detail gehen. Der eingesprungene Gastdirigent Roger Epple gilt als Mahler-Spezialist, was sich in Duisburg insofern bestätigte, als es eine ungemein klare und durchsichtige, dadurch auch gut verständliche Aufführung dieser komplexen Sinfonie zu erleben gab.

Die Duisburger Philharmoniker spielten an allen Pulten präzise und engagiert. Das Ganze war wirklich eine gelungene Aufführung – mit nur wenigen ganz kleinen Einschränkungen. Zum Beispiel erschienen die Hörner mehrfach zu laut im Verhältnis zu ihrer klanglichen Umgebung (außer natürlich dort, wo sie tatsächlich hervortreten sollen). Jene Passagen, die sich Mahler laut seinen Spielanweisungen „Mit Wut“ (im ersten Satz) oder „Etwas täppisch und sehr derb“ (der „gemächliche Ländler“ des zweiten Satzes) dachte, wirkten hier eher elegant und in diesem Sinne zu harmlos.

Im nächsten, sechsten Philharmonischen Konzert am 12. und 13. Februar, jeweils um 20 Uhr, gibt es Romantik pur: Christian Poltéra ist der prominente Solist in Schumanns einzigem Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129, der Erste Gastdirigent Benjamin Shwartz rahmt mit zwei Werken von Antonín Dvořák, nämlich der sinfonischen Dichtung „Die Waldtaube“ op. 110 und der Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70. Karten gibt es am einfachsten per Mail an karten@theater-duisburg.de.

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