Unternehmerverband Wenn die Pflege zum Standortfaktor wird

Duisburg · Vor allem in der Pflege fehlt es an Fachkräften. Auch für den Unternehmerverband ist das ein Problem. Er betrachtet den Pflegebereich als „harten Standortfaktor“, den potenzielle Arbeitnehmer bei der Berufswahl berücksichtigen.

 Laut Unternehmerverband ist der Pflegebereich ein harter Standortfaktor für die Wirtschaft.

Laut Unternehmerverband ist der Pflegebereich ein harter Standortfaktor für die Wirtschaft.

Foto: dpa/Oliver Berg

„Wir brauchen aus Sicht der gesamten Wirtschaft dringend bessere Rahmenbedingungen für den sozialen Sektor. Für all jene sozialen Dienstleister also, die sich um die Pflege und Betreuung von Menschen in allen Lebensphasen kümmern“, fordert Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbandsgruppe, anlässlich der aktuellen Debatte rund um die Zukunft der Pflege. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will zur Entspannung der aktuellen Situation 13.000 zusätzliche Pflegekräfte für soziale Dienste gewinnen.

Nach Ansicht der Unternehmerverbandsgruppe, zu der auch der bundesweit tätige Unternehmerverband Soziale Dienste und Bildung gehört, gehe es bei dieser Herausforderung längst nicht mehr allein um eine soziale Frage. „Eine gute Betreuungs- und Pflegeinfrastruktur ist ein harter Standortfaktor für die gesamte Wirtschaft. Nur wenn es verlässliche und qualitativ hochwertige Angebote für ihre Angehörigen gibt, können Fachkräfte ihren Beruf guten Gewissens und motiviert ausüben“, so Schmitz. Unternehmerische Standortentscheidungen würden immer öfter neben Fragen der Verkehrs- und Breitbandanbindung auch Fragen der Pflege und Betreuung sowie Bildung berücksichtigen.

„Die Vereinbarungen des Koalitionsvertrages der Großen Koalition gehen zwar in die richtige Richtung“, so Schmitz. Doch das sei nur ein erster Schritt. „Menschen, die sich beruflich um andere Menschen kümmern, nehmen eine entscheidende gesellschaftliche Aufgabe wahr. Leider ist dies gesellschaftlich oft noch zu wenig anerkannt. Bessere Rahmenbedingungen für den sozialen Sektor verbessern auch das Ansehen dieser Berufe“, ist Schmitz überzeugt.

Wichtig sei es, die sozialen Dienstleister konkret zu entlasten, deshalb fordert der Unternehmerverband eine wirksame Entbürokratisierung des sozialen Sektors. „Die sehr aufwändigen Dokumentationspflichten und Kommunikationswege in der Pflege und im Krankenhaus können durch IT-Systeme entscheidend erleichtert werden“, so Elisabeth Schulte, Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes Soziale Dienste und Bildung. „Es fehlt aber noch an kompatiblen IT-Systemen insbesondere innerhalb der Krankenhäuser, um die heutigen Kommunikationsbrüche und Schnittstellenprobleme zu vermeiden.“ So würden personelle Ressourcen frei, die dort eingesetzt werden könnten, wo sie so dringend benötigt werden.

Das Thema „Digitalisierung“ müsse in diesem Bereich generell stärker in den Fokus rücken. Hier bedürfe es allerdings eines Innovationsschubes durch die öffentliche Hand, weil den Einrichtungen oftmals die Finanzmittel für derartige Investitionen, erst recht eigene Forschung und Entwicklung, fehlten. „Wir müssen hier viel mehr tun – im Interesse der zu betreuenden Menschen, aber auch im Interesse der oftmals stark belasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Schulte.

Durch digitale Möglichkeiten könnten Pflegebedürftige mehr Eigenständigkeit zurückgewinnen. Auch in der mobilen Pflege würden sich völlig neue Möglichkeiten eröffnen, die ein langes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichten. Schulte: „Die gewonnene Zeit können die sozialen Dienstleister dann endlich wieder den Menschen widmen.“

(th)
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