Duisburger Krankenhäuser bestätigen „Falsche“ Patienten überfordern Kliniken

Duisburg · Eine Umfrage der Kaufmännischen Krankenkasse (KHH) beweist: Patienten mit einfachen Erkrankungen blockieren den Ablauf der Notaufnahmen. Die Duisburger Krankenhäuser bestätigen diese Entwicklung.

 Die Krankenhäuser in Duisburg – hier die Helios-Marienklinik in Hochfeld – kennen das Problem.

Die Krankenhäuser in Duisburg – hier die Helios-Marienklinik in Hochfeld – kennen das Problem.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Die Notaufnahmen sind häufig überlaufen. Für die Kaufmännische Krankenkasse (KHH) aus Duisburg liegt das Kernproblem darin, dass Patienten mit Bagatellerkrankungen immer häufiger den Ablauf der Notaufnahmen blockieren. Aus einer Umfrage geht hervor, dass mehr als jeder Dritte das Krankenhaus trotz geöffneter Arztpraxen ansteuert – auch wenn er Beschwerden hat, die nicht lebensbedrohlich sind. Als Grund gaben rund 40 Prozent an, dass sie sich in der Notaufnahme medizinisch besser versorgt fühlen als in einer Arztpraxis. Einige suchen den Weg ins Krankenhaus, weil sie bei ihrem Hausarzt keinen Termin bekommen haben. „Nur bei gravierenden und lebensbedrohlichen Beschwerden ist die Notaufnahme eines Krankenhauses die richtige Adresse“, kommentiert Stefan Gärmer vom KHH-Serviceteam in Duisburg die Ergebnisse der Umfrage. Er warnt vor den Folgen: „Wer die Notaufnahme mit Bagatellerkrankungen aufsucht und so die Wartezeit auf einen Arzttermin umgehen will, erschwert die Versorgung echter Notfälle erheblich.“

Die Duisburger Krankenhäuser bestätigen die Ergebnisse der Umfrage. Auf Anfrage der Rheinischen Post melden sich die Sana Kliniken in einer Stellungnahme zu Wort. „Das Team der Zentralen Notaufnahme (ZNA) versorgt alle Patienten, die in die ZNA kommen, auch die, deren Versorgung ebenso in einer Praxis erfolgen könnte“, heißt es darin. An Wochenenden oder an Feiertagen würden besonders viele Patienten in die Notaufnahme kommen. Darunter auch etliche Patienten mit leichteren Verletzungen oder Beschwerden, die auch in einer Hausarztpraxis behandelt werden könnten.

Deshalb sei das Triage-System notwendig, um eine bestmögliche Versorgung aller Patienten zu gewährleisten. „Hierbei werden die Patienten bei ihrem Eintreffen durch medizinisches Fachpersonal befragt und in Dringlichkeitsstufen eingeordnet“, erklärt Pressesprecherin Ute Kozber. „Schwer verletzte oder erkrankte Menschen werden sofort behandelt, mit leichteren Verletzungen oder Beschwerden kann es zu Wartezeiten kommen.“

Andrea Kutzer, leitende Ärztin in der zentralen Notaufnahme des evangelischen Krankenhauses Duisburg Nord, bestätigt, dass manche Patienten unnötigerweise in die Notaufnahme kommen. „Dieses Problem hat jede Notaufnahme.“ Die leitende Ärztin schätzt, dass 30 bis 40 Prozent der Patienten eigentlich auch bei einem Hausarzt vorsprechen könnten. „Am Wochenende und nach der Arbeitszeit liegt dieser Wert noch höher, weil die Hausärzte geschlossen haben, Patienten aber trotzdem eine Diagnose erzwingen wollen“, sagt Kutzer.

Für die Krankenhäuser sei dieses Verhalten ein ernstes Problem. „Jeder Patient – ob mit einem grippalen Infekt oder einem Herzinfarkt – bindet Arbeitskräfte und Ressourcen, die anderen Patienten in diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung stehen könnten“, sagt Kutzer. Ein weiteres Problem liege in der Ansteckungsgefahr. Denn Patienten mit leicht übertragbaren Krankheiten säßen oft stundenlang mit anderen Menschen in der Notaufnahme zusammen. Laut der Ärztin kommen Patienten mit der Hoffnung in die Notaufnahme, schneller dran zu kommen. Zudem bekämen sie im Krankenhaus an einem Tag Zugang zu Laboruntersuchungen und Röntgenbehandlungen. Außerhalb der Notaufnahme bräuchte ein Patient dafür mehrere Termine bei verschiedenen Ärzten.

Kutzer betont allerdings, dass nicht alle Patienten, die ohne echten Notfall in die Notaufnahme strömen, das Gesundheitssystem ausnutzen wollen. „In der heutigen Zeit ist es normal, dass Menschen ihre Symptome googlen“, so Kutzer. „Viele sind dann verunsichert und können nicht selbst entscheiden, ob sie ein Notfall sind oder nicht.“

(jlu)
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