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Friedensaktivisten in Duisburg Ostermarsch ohne Redner vom DGB

Duisburg · Angelika Wagner hatte sich wohl kurzfristig anders orientiert. Jedenfalls stand die Geschäftsführerin des DGB Niederrhein am Samstagvormittag nicht auf der Bühne am Kuhtor, um mit ihrer Rede einen Beitrag zum Start des diesjährigen Ostermarsches Rhein - Ruhr (Motto: "Diplomatie statt eskalierender Krieg") zu leisten.

 Der in Duisburg begonnene Ostermarsch wurde am Samstag in Düsseldorf fortgesetzt.

Der in Duisburg begonnene Ostermarsch wurde am Samstag in Düsseldorf fortgesetzt.

Foto: dpa/David Young

Shabnam Shariatpanahi vom Bündnis „Duisburg stellt sich quer", die das Bühnenprogramm moderierte, mochte keinen direkten Grund nennen, warum die als Eröffnungsrednerin vorgesehene DGB - Funktionärin der Veranstaltung ferngeblieben ist. Auf Nachfrage wollte Shariatpanahi keinen Vergleich zur der Hamburger Ostermarsch-Veranstaltung ziehen, bei der der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) und auch die Partei "Die Linke" auf Distanz zu den Veranstaltern gegangen sind. Begründet wurde dieser Schritt mit der bereits im Vorfeld erkennbaren Relativierung der russischen Schuld an dem Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Shariatpanahi, Mitarbeiterin der Jugendberufshilfeeinrichtung „Duisburger Werkskiste", wurde vor der Veranstaltung nur darüber informiert, dass Angelika Wagner nicht kommen würde. Der DGB habe im Zusammenhang mit der Absage auf den im Internet nachzulesenden Aufruf zum Ostermarsch hingewiesen, in dem die Standpunkte des Gewerkschaftsbundes dokumentiert seien.

Dort wird unter der Überschrift „Mehr Diplomatie wagen" Stellung gegen alle derzeit aktuellen Kriege bezogen, aber der russische Angriffskrieg auch klar als solcher angeprangert. Die russische Regierung wird aufgefordert, die Kämpfe unverzüglich zu beenden und die territoriale Integrität der Ukraine wieder herzustellen. Die Bundesregierung wird gleichzeitig aufgefordert, sich verstärkt für diplomatische Lösungen (“Mehr Diplomatie wagen") einzusetzen.

Soweit der Deutsche Gewerkschaftsbund. Ob diese differenzierenden Formulierungen als Wortbeitrag bei den vom Veranstalter und der Polizei geschätzten 300 Teilnehmern Zustimmung gefunden hätten, darf nach den vor Ort im Rahmen der Kundgebung gehaltenen Reden durchaus bezweifelt werden.

Für Shabnam Shariatpanahi war das Nichterscheinen von Angelika Wagner kein Problem: „Es sind ja erkennbar viele Gewerkschafter hier, ich sehe das nicht so kritisch." Die beiden Gewerkschaftsfahnen wirkten gegenüber den Fahnen der DKP – und einigen Fahnen der ehemaligen Sowjetunion – dann aber doch schon etwas verloren. Grüne Farbtupfer suchte man diesmal vor der Bühne vergebens, die Bündnisgrünen hatten es offensichtlich ebenfalls vorgezogen, der diesjährigen Auftaktveranstaltung fernzubleiben.

Bernhard Trautvetter rückte durch den Ausfall von Angelika Wagner an die erste Stelle der Rednerliste. Schnell wurde deutlich, wen der Publizist und Friedensaktivist letztlich für den Krieg in der Ukraine verantwortlich macht. Er verurteilte zwar den „Angriffskrieg Russlands", sah die Ursache für die jetzige Entwicklung allerdings in der NATO-Osterweiterung. Damit habe der Westen klar gegen den „Zwei-plus-Vier-Vertrag" verstoßen, der seiner Aussage nach eine NATO-Erweiterung nach Osten ausschloss.

Für Trautvetter ist es bedingt durch die weitere Eskalation des Krieges mittlerweile „eineinhalb Minuten vor 12 auf der nuklearen Eskalationsleiter". Profitieren würden nur die großen Rüstungskonzerne.

Für ihn ist auch klar, „dass die NATO Sorge getragen hat, dass dieser Krieg entbrennt." Für Erstaunen bei neutralen Beobachtern sorgte seine Interpretation der von Kanzler Scholz propagierten Zeitenwende: „Die war bereits am 9. April 2022. Da wurde die Unterzeichnung eines fast unterschriftsreifen Abkommens, das den Rückzug Russlands auf die Positionen vor Kriegsausbruch festschreiben sollte, durch westliche Intervention verhindert."

Trautvetters Aussagen taugen vermutlich für einen umfangreichen Faktencheck, ob das beim zweiten Redner des Vormittags, Leon Wystrychowski, Studierender an der Uni Essen, ebenfalls nötig ist, sei dahingestellt. Der junge Duisburger ergriff für das Bündnis „Heizung, Brot und Frieden" das Mikrofon. Er stellte die durch den Konflikt entstandenen wirtschaftlichen Probleme in den Vordergrund: „Der Krieg geht an unsere Existenz, das merkt jeder an den Lebensmittel- und Energiepreisen."

Auch für ihn ist der Verursacher klar: „Dieser Krieg ist vom Westen seit Jahren vorbereitet worden. Die NATO hat den Krieg vom Zaun gebrochen und die Ukraine zum Aufmarschgebiet gegen Russland gemacht." Nach dem Auftakt am Kuhtor ging es per Demo-Zug durch die Innenstadt zum Kundgebungsfinale - auf den Bahnhofs-Vorplatz.

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