Klimaneutrale Stahlproduktion Wasserstoff für Thyssen kommt mit neuer Pipeline aus Oberhausen

Duisburg · Alle vier Hochöfen von Thyssenkrupp Steel Europe im Duisburger Norden sollen durch Direktreduktionsanlagen mit Einschmelzaggregaten ersetzt werden. Dafür wurde jetzt die erste Wasserstoff-Pipeline fertiggestellt.

 Bei der Vorstellung der neuen Pipeline von Air Liquide war auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur mit von der Partie.

Bei der Vorstellung der neuen Pipeline von Air Liquide war auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur mit von der Partie.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die rund vier Kilometer lange Pipeline soll Wasserstoff zu den geplanten Direktreduktionsanlagen liefern. Gebaut hat sie das Unternehmen Air Liquide, das sich mit Industriegasen befasst. Die neue Pipeline verbindet das Gelände des Thyssenkrupp-Stahlwerks mit dem rund 200 Kilometer langen Wasserstoff-Fernleitungsnetz von Air Liquide an Rhein und Ruhr.

Die Pipeline soll die geplante Groß-Anlage versorgen, in der kohlendioxid-armer Stahl produziert werden kann. „Mit der Anbindung unseres Standortes an die Wasserstoff-Pipeline von Air Liquide schaffen wir bei Thyssenkrupp Steel die Voraussetzungen für eine klimafreundliche Stahlproduktion“, erklärte der Steel-Vorstandsvorsitzende Bernhard Osburg am Donnerstag.

In der Direktreduktionsanlage soll klimaneutral hergestellter Wasserstoff den bisher in Hochöfen verwendeten Koks ersetzen, um dem Eisenerz Sauerstoff zu entziehen. Bei der Herstellung von Wasserstoff wird viel Energie in Form von Strom benötigt. Der soll demnach vornehmlich durch erneuerbare Energien wie Wind und Sonne erzeugt werden. Bereits im Herbst 2023 soll in Oberhausen eine Wasserelektrolyseanlage mit einer Kapazität von 20 Megawatt fertiggestellt werden.

Nach einem weiteren Bearbeitungsschritt entsteht Roheisen, das wie bisher weiterverarbeitet werden kann. Die übrigen Anlagen des integrierten Stahlstandortes im Duisburger Norden sollen daher auch weiter so arbeiten wie bisher.

Die Investitionen werden auf mehr als zwei Milliarden Euro geschätzt. Die Fertigstellung der ersten Anlage ist für 2026 geplant. Das hatte Stahl-Chef Osburg bereits vor einigen Wochen beim Wasserstoff-Gipfel „NRW Hy Summit“ im Ausbildungszentrum an der Franz-Lenze-Straße in Hamborn erklärt. Thyssenkrupp will im Gegenzug zur Inbetriebnahme der ersten Direktreduktionsanlage einen seiner vier konventionell betriebenen Hochöfen in Duisburg stilllegen.

Zur Vorstellung der neuen Pipeline am Donnerstag war auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) erneut nach Duisburg zu Thyssenkrupp gekommen. Sie hatte im November ebenfalls an dem Wasserstoff-Gipfel teilgenommen und Wasserstoff als „die Kohle der Zukunft“ bezeichnet und damit Jules Verne zitiert, der dies bereits 1870 erkannt haben soll. Gleichzeitig hatte Mona Neubaur von einer „Zeit des Anpackens“ gesprochen, in der auch entsprechende Genehmigungsverfahren beschleunigt werden müssten. Nötigenfalls müsse sie das auch gegen Widerstände aus der eigenen Partei durchsetzen.

Bei der Stahlherstellung entstehen sehr große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. Thyssenkrupp ist für rund 2,5 Prozent des bundesweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich, im Ruhrgebiet sogar für rund ein Viertel der Kohlendioxid-Emissionen. (mit dpa)

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