Ordensgeschichte in Duisburg Spurensuche auf vielen Wegen

Duisburg · Jörg Zimmer untersuchte die Geschichte des Johanniterordens in Duisburg. Dazu brachte er jetzt eine Broschüre heraus. Sie kann gegen eine Spende in der Buchhandlung Scheuermann erworben werden.

 Jörg Zimmer präsentiert seine Broschüre.

Jörg Zimmer präsentiert seine Broschüre.

Foto: Peter Klucken

Die Johanniterstraße in Hochfeld, der Johanniterweg in Walsum, das Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen, das Johanniter-Seniorenstift in Neudorf und die langjährige Dienststelle der Johanniter-Unfallhilfe an der Lauerstraße in Homberg sind Spuren des Johanniterordens im gesamten Stadtgebiet. Nur wenig bekannt war bislang, dass Duisburg die älteste Niederlassung des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem auf deutschem Boden ist. Eine gerade erschienene, 60seitige Broschüre gibt darüber nun umfassend und mit zahlreichen, bislang unveröffentlichten Urkunden und Fotos Auskunft. Der Journalist Jörg Zimmer, selbst Ehrenritter des Ordens, recherchierte dazu rund um die Marienkirche in der Altstadt sowie im Stadtarchiv, dem Landesarchiv NRW und in den einschlägigen Werken zur Geschichte der Stadt.

„Die Geschichte des Johanniterordens, der seine Wurzeln zur Zeit der Kreuzzüge in Jerusalem hat, ist eng mit unserer Stadt verknüpft“, sagt der gebürtige Duisburger Jörg Zimmer. Um 1150 richten Johanniter vor den Toren der Stadt, dort, wo heute die Marienkirche steht, ein Hospital für Kreuzfahrer und Pilger ein. Bald darauf bauen sie eine Kirche, die der Bischof von Münster „zu Ehren von St. Maria der Jungfrau und St. Johannes Baptist (des Täufers)“ weiht. Die Urkunde des Bischofs, die im Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, an der Schifferstraße liegt, trägt kein Datum. Anhand der in ihr genannten Personen sind sich Forscher jedoch einig, dass sie aus dem Jahr 1153 oder 1154 stammt. „Diese Urkunde ist der älteste Beleg für eine Niederlassung der Johanniter im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“, sagt Jörg Zimmer.

Lorenz Grimoni, der viele Jahre Pfarrer an der Marienkirche war, hat schon früh auf diese lange Johanniter-Tradition in Duisburg hingewiesen. Bei Ausgrabungen rund um die Kirche hatten Archäologen die Reste der ehemaligen romanischen Apsis der Kirche gefunden. Rechts neben dem Eingang finden Besucher heute die neu eingefasste Apsis mit einem Abschlussstein, in dem das achtspitzige Kreuz des Ordens zu sehen ist. Lorenz Grimoni: „Wer genau hinschaut, der sieht, dass das Rund etwas weiter gezogen ist, das ist nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem so geschehen.“ Erst kürzlich entdeckten Fachleute vom zuständigen Bodendenkmalamt bei Grabungen einen Raum, den sie in das 11. oder 12. Jahrhundert datieren. Ein Foto, das Pfarrer Stephan Blank davon machte, ist ebenfalls in der Broschüre zu finden.

Über eine Entdeckung freut sich Jörg Zimmer, der im Hauptberuf die Presseabteilung der Sparkasse Niederrhein leitet, besonders. Rund eine halbe Stunde Fußweg südlich der Altstadt lag der Musfeldshof, der jahrhundertealte Pachthof der Johanniter. Auf alten Flurkarten ist er an der Einmündung der Heerstraße in die Düsseldorfer Straße noch zu finden. Auf einem aktuellen Satellitenbild ist das Areal mit seiner besonderen Dreiecksform noch heute zu sehen. „Es ist die Brache des ehemaligen Drahtwalzwerkes am Wasserturm, die jetzt zu einem neuen Quartier umgestaltet werden soll“, sagt Zimmer. Und auch vom beklagenswerten Schicksal der Agnes Musfeld erzählt die Broschüre. Sie war 1561 die letzte Frau, die in Duisburg als Hexe angeklagt und gefoltert wurde. Agnes Musfeld nahm sich kurz vor ihrer Verbrennung selbst das leben.

Für eine Spende von zehn Euro ist die Broschüre in der Buchhandlung Scheuermann auf dem Sonnenwall 45 zu bekommen. Jörg Zimmer: „Der Erlös fließt in die Sanierung der Marienkirche.“

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