Neue Ausstellungen in Duisburg Vor Ort und im Museum

Duisburg · 40 Werke von 41 Duisburger Künstlern sind in der Ausstellung „Vor Ort 2021“ versammelt, die am Samstagnachmittag eröffnet wird. Zugleich präsentiert das Lehmbruck Museum Werke, die vom Freundeskreis des Museums erworben wurden.

 Diese große multimediale Rauminstallation von Yves Netzhammer ist ebenfalls Teil der Ausstellung „Vor Ort 2021“. Sie trägt den Titel: „Süßer Wind im Gesicht“.

Diese große multimediale Rauminstallation von Yves Netzhammer ist ebenfalls Teil der Ausstellung „Vor Ort 2021“. Sie trägt den Titel: „Süßer Wind im Gesicht“.

Foto: Peter Klucken

Mit gleich zwei interessanten Ausstellungen, die nur hier in Duisburg möglich sind, trumpft das Lehmbruck Museum in diesen Wochen auf. Zum einen präsentiert die Interessengemeinschaft Duisburger Künstler 40 von einer Jury ausgewählte Werke von 41 Künstlerinnen und Künstlern. Das liest sich zwar wie ein Fehler des Autors ist aber leicht zu erklären: Ein Werk stammt von einem Künstlerpaar. Zum anderen zeigt das Museum zum ersten Mal in einer eigenen Ausstellung ausschließlich Werke, die mit Hilfe des „Freundeskreises Wilhelm Lehmbruck Museum“ erworben wurden, beziehungsweise seiner Vorgängerorganisationen.

Zur Erinnerung: Der Freundeskreis entstand im Jahr 2000 durch die Fusion des bereits 1927 gegründeten „Museumsverein Duisburg e.V.“ und des 1968 ins Leben gerufenen „Förderkreis des Wilhelm Lehmbruck e.V.“. Seit 2020 ist Rainer Grillo, der sich seit 40 Jahren als Förderer des Lehmbruck-Museums ehrenamtlich engagiert, Vorstandsvorsitzender des Freundeskreises, unterstützt von Doris König als Stellvertreterin und Otmar Franz als Stellvertreter.

Im Lehmbruck Museum hat man mal danach geforscht, wie viele Werke im Laufe der Jahre durch den Freundeskreis des Museums für die Sammlung erworben wurden. Es sind 1300! Die hohe Zahl habe sie selber erstaunt, sagte im Pressegespräch Museumsdirektorin Söke Dinkla. Natürlich können nicht alle 1300 Werke ständig gezeigt werden. Viele Arbeiten befinden sich im Depot. Für die aktuelle Ausstellung „Freunde sammeln“ wurden so manche Depot-Schätze, die schon lange nicht mehr zu sehen waren, wieder einmal ans Licht der schönen Dreiecksräume gebracht. Nicht ohne Stolz sagte Rainer Grillo im Pressegespräch, dass diese Ausstellung beweise, dass der Freundeskreis bei seiner Ankaufspolitik der Zeit oftmals voraus war. Wichtig war und ist beim Ankauf von Kunstwerken der Aspekt der Nachhaltigkeit. „Wir wollen keine Arbeiten für die Sammlung erwerben, von denen nach kurzer Zeit keiner mehr sprechen möchte“, so Grillo.

Die aktuelle Ausstellung beweist, wie groß das Spektrum der vom Freundeskreis erworbenen Werke ist. Es reicht von der zum Klangobjekt mutierten Geige von Joe Jones bis zur riesigen multimedialen Rauminstallation „Süßer Wind im Gesicht“ von Yves Netzhammer. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Booklet für drei Euro, das einen schönen Überblick zur „Freunde-Sammeln“-Schau gibt. Das wertvollste Werk, das jemals über den Freundeskreis erworben wurde, war übrigens Alberto Giacomettis „Frau auf dem Wagen“, gefolgt von Tinguelys „Märchenrelief“.

 Die Jury in der Ausstellung „Vor Ort 2021“ (v.l.): Jörg Mascherrek, Alexander Voß und Cornelia Schweinoch-Kröning.

Die Jury in der Ausstellung „Vor Ort 2021“ (v.l.): Jörg Mascherrek, Alexander Voß und Cornelia Schweinoch-Kröning.

Foto: Peter Klucken

Zur Zeit hat der Freundeskreis 350 Mitglieder; der Mindesjahresbeitrag ist 60 Euro. Da einige Mitglieder aber zusätzliches Geld spenden, kann der Freundeskreis das Museum jährlich mit 40.000 bis 50.000 Euro unterstützen. Eine Unterstützung, die wichtig ist, da das Lehmbruck Museum seit 2013 keinen eigenen Ankaufsetat mehr hat, sondern bei Käufen auf Spenden beziehungsweise Zuwendungen durch das Land und Stiftungen angewiesen ist.

Die Ausstellung „Vor Ort 2021“ gibt einen einzigartigen Einblick in die aktuelle Kunstszene der Stadt. Alle Künstlerinnen und Künstler waren eingeladen, sich mit jeweils einer Arbeit zu bewerben. 134 Werke wurden eingereicht. Eine Jury hatte die Aufgabe, 40 Arbeiten für die Museumsschau auszuwählen. Zur Jury gehörten: Klaus Brüggenwerth (Freie Duisburger Künstler), Brigitta Heidtmann (als externe Künstlerin aus Krefeld), Nina Hülsmeier (Lehmbruck Museum), Cornelia Schweinoch-Kröning (Duisburger Sezession), Alexander Voß (Duisburger Künstlerbund), der Kunsthistoriker und ehemalige Sprecher der „RuhrKunstMuseen“ Prof. Ferdinand Ulrich sowie Jörg Mascherrek vom Lehmbruck Museum als Jury-Vorsitzender.

Wenn die Ausstellung „Vor Ort 2021“ eines lehrt, dann ist es, dass die Duisburger Kunstszene nicht unterschätzt werden darf. Die 22 Künstlerinnen und 19 Künstler zeigen in den verschiedenen Kunstgattungen Werke, die wirklich museumswürdig sind. Da wäre es fast ungerecht, einzelne hervorzuheben. Eine Ausnahme ist vielleicht die Skulptur von Roger Löcherbach: Die dort präsentierte starke Frau heißt „Art Star“. Sie macht die Kunst zum Star, was in diesem Sinne die gesamte Ausstellung umfasst.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der zum Preis von acht Euro an der Museumskasse erhältlich ist. Darin werden alle beteiligten Künstler mit jeweils einem farbig abgebildeten Werk der Ausstellung und einem Kurztext vorgestellt.

 Museumsmitarbeiterin Ronja Friedrichs neben „Violine, kinetisch-musikalisches Objekt“.

Museumsmitarbeiterin Ronja Friedrichs neben „Violine, kinetisch-musikalisches Objekt“.

Foto: Peter Klucken

Info Die beiden Ausstellungen werden am Samstag, 27. November, 16 Uhr, eröffnet (nach vorheriger Anmeldung). Beide Ausstellungen können bis zum 30. Januar nach den aktuellen Corona-Regeln besichtigt werden.

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