„Das SEK ist mit einem Rammbock reingelaufen“ Verdächtiger nach Messerangriff in Duisburger Fitnessstudio in U-Haft

Duisburg · Ein 26-Jähriger steht unter Verdacht, in einem Duisburger Fitnessstudio auf vier Männer eingestochen zu haben. Der Hinweis zu seinem Aufenthaltsort kam laut Polizei aus der Bevölkerung. Mittlerweile sitzt der Mann in U-Haft.

Duisburg: Messerattacke in Fitnessstudio - Fotos vom Großeinsatz
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Großeinsatz in Duisburger Innenstadt – mehrere Verletzte nach Messerangriff

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Es ist kurz nach 0 Uhr am Sonntagmorgen, als David plötzlich durch Lärm auf der Straße wach wird; sein Fenster steht auf kipp. Er wohnt in der Duisburger Altstadt, in der es in den vergangenen Tagen zwei Messerattacken gegeben hat – eine in einem Fitnessstudio, eine weitere Kostenpflichtiger Inhalt am Ostersonntag auf einen 35-Jährigen. Was David sieht, sind schwer bewaffnete Polizisten eines Spezialeinsatzkommandos, die einen Nachbar von ihm abführen.

Der Nachbar ist der Mann, der dringend tatverdächtig ist, am Dienstag vier Menschen in einem Fitnessstudio teils lebensbedrohlich verletzt zu haben. „Das SEK ist mit einem Rammbock unten reingelaufen“, sagt David. „Es ist erschreckend, dass so etwas direkt in der Nachbarschaft passiert. Es ist ein mulmiges Gefühl“, sagt er. „Eine Tat war 200 Meter vor der Tür, die andere 500 Meter“, sagt David. Den Tatverdächtigen habe er nicht gekannt – nur gelegentlich gesehen habe er ihn. Unauffällig sei er gewesen, beschreibt David ihn.

Die Duisburger Polizei hat den Tatverdächtigen, der vier Männer mit einer Stichwaffe in einem Duisburger Fitnessstudio teils lebensbedrohlich verletzt haben soll, am ganz frühen Sonntagmorgen festgenommen, dies bestätigte eine Sprecherin der Polizei unserer Redaktion. Die Festnahme soll um 0.01 Uhr erfolgt sein. Es soll sich um einen 26 Jahre alten Mann aus Syrien handeln. Der Tatverdächtige wurde in seiner Wohnung festgenommen – in der Duisburger Altstadt. Das Motiv der Tat ist noch nicht bekannt. Zuerst berichtete die „Bild“-Zeitung über den Zugriff.

Der Hinweis kam aus der Bevölkerung. Zwei Männer haben sich am Samstagnachmittag an die Polizei gewandt. „Sie haben uns gesagt, dass sie den Mann von den Fahndungsplakaten kennen“, sagte eine Sprecherin der Duisburger Polizei. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat den Tatverdächtigen dann kurz nach 0 Uhr in seiner Wohnung festgenommen. Dort wurden auch zwei Messer sichergestellt, die als Tatwaffe infrage kommen könnten. Er wurde am Montag dem Haftrichter vorgeführt. Tatvorwurf: versuchter Mord. Mittlerweile sitzt der Mann in U-Haft.

Der Mann steht unter Verdacht, im Duisburger Studio der Kette „John Reed“, das neben dem Duisburger Rathaus liegt, am späten Dienstagnachmittag auf vier Männer eingestochen zu haben. Das Motiv der Tat ist noch unklar. Bisherigen Ermittlungen zufolge sollen sich Opfer und Täter nicht gekannt haben. Die Wohnung, in der er festgenommen worden ist, liegt nahe dem Fitnessstudio. Der Tatverdächtige hatte im April 2016 seinen Asylantrag in Deutschland gestellt. Bislang war er nicht polizeilich in Erscheinung getreten.

Nach dem Mann war seit Dienstag intensiv gefahndet worden. Zunächst hatte die Polizei eine Personenbeschreibung herausgegeben; am Freitag veröffentlichte sie dann mehrere Fahndungsfotos des Mannes. Die Fahndungsplakate waren auch in der Duisburger Innenstadt ausgehängt worden. Die Polizei hatte daraufhin mehrere Hinweise erhalten. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hatte die Staatsanwaltschaft Duisburg eine Belohnung in Höhe von 2000 Euro ausgesetzt.

Der 21-Jährige, gegen den sich die Attacke nach derzeitigem Ermittlungsstand gezielt gerichtet haben soll, schwebte nach Angaben der Staatsanwältin vom Samstag weiter in Lebensgefahr. Von drei weiteren Opfern, die nicht direktes Ziel des Angriffs gewesen sein sollen, seien zwei 24-Jährige weiterhin im Krankenhaus, aber nicht in Lebensgefahr. Lediglich ein 32-jähriger Verletzter habe bislang aus der Klinik entlassen werden können.

Wenige Tage vor der Attacke in dem Fitnessstudio hatte es einen tödlichen Messerangriff auf einen 35-Jährigen in der Duisburger Altstadt gegeben. Beide Tatort trennen nur wenige Hundert Meter. Der 35-Jährige war mit mehreren Messerstichen getötet worden. Nach dem Täter wird noch gefahndet. Nach Informationen unserer Redaktion aus Ermittlerkreisen besteht zwischen beiden Taten bislang aber kein Zusammenhang; es heißt gleichzeitig aber auch, dass nichts ausgeschlossen werden könne und Spuren geprüft werden. „Wir ermitteln in alle Richtungen – so wie wir es immer machen “, sagte eine Sprecherin der Duisburger Polizei dazu.

 David (33) ist Zeuge geworden des Polizeieinsatzes im Anschluss an den Messerangriff in der Duisburger Altstadt.

David (33) ist Zeuge geworden des Polizeieinsatzes im Anschluss an den Messerangriff in der Duisburger Altstadt.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Seit einigen Jahren kommt es regelmäßig in NRW zu Angriffen mit Messern – häufig aus banalen Gründen und Nichtigkeiten. Nach den beiden Messerattacken, die insbesondere viele Duisburger schockiert haben, wird nun auch wieder über das Tragen von Messern in der Öffentlichkeit diskutiert. So gibt es bislang auf Feiermeilen in Düsseldorf und Köln sowie an Bahnhöfen entsprechende temporäre Waffenverbostzonen. Ein grundsätzliches Verbot, Messer mit sich zu führen, halten Experten aus Sicherheitskreisen aber als nicht umsetzbar. „Wo fängt man da an? Wo und wie will man Grenzen setzen? Beim Brotmesser, das man für den Haushalt im Kaufhaus kauft und nur nach Hause transportiert? Oder beim Taschenmesser der Pfadfinder?“, hieß es aus Polizeikreisen dazu.

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