Reaktionen aus Duisburg-Marxloh „Die AfD hat viel damit zu tun, dass Hanau passieren konnte“

Duisburg · Im Freitagsgebet an der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh ist auch der Anschlag von Hanau ein Thema. Die Muslime wollen sich nicht einschüchtern lassen und fordern mehr Schutz. Schuld an dem Hass trage vor allem eine ganz bestimmte Partei.

Duisburg: Muslime aus Marxloh verurteilen Anschlag in Hanau
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So reagieren Muslime auf den Anschlag in Hanau

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Um 12.53 Uhr hat die Sonne in Duisburg-Marxloh den Zenit überschritten. Für die Muslime, die vor der Merkez-Moschee an der Warbruckstraße warten, bedeutet das: Zeit für Dhuhur, das Mittagsgebet. 1500 Menschen sind am Freitagmittag zum Gebet gekommen, so viele passen zwar nicht in das Gebäude, aber kurzfristig legt man die Teppiche auch draußen aus. Der Anschlag von Hanau ist hier Thema, natürlich. „Wir haben für die Toten gebetet“, sagt Mehmet Marasli. Er ist in Duisburg geboren und aufgewachsen. Angst hat er nicht. „Kein Bisschen, so ein Nazi wie der hat in seinem Leben nichts erreicht.“

Mit Nazi meint der 28-Jährige einen Mann, der Tobias R. heißt und der offenbar über Jahre durch alle Raster der Sicherheitsbehörden fiel. Am 19. Februar hat er im hessischen Hanau zehn Menschen erschossen, darunter Muslime und die eigene Mutter. Jeder Zweite in Marxloh ist Ausländer, vorwiegend kommen sie aus dem arabischen Raum. Die 2008 eröffnete Merkez-Moschee gilt als eine der größten in Deutschland.

Angst spüren hier viele nicht. Vor dem Gebäude hält ein Polizeiwagen, die Beamten haben die Präsenz nach dem Anschlag in Hanau erhöht. „Wir werten die Lage ständig neu aus und erhöhen entsprechend die Sensibilität“, sagt eine Sprecherin der Polizei Duisburg. Nach dem Gebet ist die Stimmung vor der Moschee entschlossen. Die Angst in das eigene Leben lassen, das will hier keiner. „Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir haben keine Angst“, sagt Huseyn Öner. „Wer so etwas wie das in Hanau tut, der ist kein Mensch.“

Der Hass gegen andere Religionen und Kulturen, er kam auch schon in der Duisburger Moschee an. Am 22. Juli 2019 ging in dem islamischen Gotteshaus eine Bombendrohung per Mail ein. Unterzeichnet war das Dokument mit „Combat 18“. Dabei handelt es sich um einen rechtsextreme Gruppierung. Das Bundesinnenministerium hat sie vor wenigen Wochen verboten. Sämtliche Räume der Moschee wurden nach der Drohung evakuiert und das Gelände ringsum abgesperrt.

Yasar Durmus, der auch zum Mittagsgebet gekommen ist, sagt: „Die deutsche Politik muss etwas tun, damit sich so etwas wie in Hanau nicht wiederholen kann.“ Im Koran heiße es, wer einen Menschen tötet, der töte alle. „Wir sind alle eine Familie. Wer Schlechtes über uns sagt, der sollte mal eine Moschee besuchen.“ Im Gebet, so erzählen es die Gläubigen später, wurde auch gewarnt: Die Antwort auf den Hass dürfe nun nicht auch der Hass sein. Yusuf Aydin, ein Vorstandsmitglied der Moschee-Gemeinde sagt: „Für uns ist Terror immer Terror, egal wer die Opfer sind.“

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