Duisburg: Applaus und Buh-Rufe im Theater Musikalische Reise durch die Nacht

Duisburg · Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg übernahm ihre Produktion der Shakespeare-Oper „Roméo et Juliette“ von Charles Gounod in ihr Duisburger Haus.

 Die Aufführung von „Roméo et Juliette“ war ein Erfolg, es gab aber auch einige Buh-Rufe.

Die Aufführung von „Roméo et Juliette“ war ein Erfolg, es gab aber auch einige Buh-Rufe.

Foto: Hans Jörg Michel

Das Werk Der Franzose Charles Gounod schrieb seine 1867 in Paris uraufgeführte Erfolgsoper „Roméo et Juliette“ nach dem Schauspiel „An Excellent Conceited Tragedy of Romeo and Juliet“ (1596), in dem William Shakespeare seinerseits das Wirkungsvollste aus der Tradition dieses Stoffes vereinte. Es geht darin um ein junges Liebespaar, das an der Feindschaft seiner Familien im Verona der Renaissance scheitert. Anders als bei Shakespeare traut Frère Laurent (Pater Lorenzo) die beiden hier heimlich, bevor Juliette mit dem ungeliebten Pâris verheiratet werden kann.

Die Inszenierung Der junge Regisseur Philipp Westerbarkei interpretiert „Roméo et Juliette“ aus seiner tiefen Kenntnis der italienischen Kultur. Seine Inszenierung spielt auf einer nächtlichen Piazza an Ferragosto, dem italienischen Feiertag am Ende des Sommers (15. August, Mariä Himmelfahrt), wo nach drei Monaten Hitze der kleinste Anlass zu einem Gewaltausbruch führen kann und auf den dann bald Gewitter und die ersten Herbststürme folgen. Außerdem fügte Westerbarkei ein Schauspiel-Paar hinzu, das uns die Unbedingtheit der jugendlichen Liebe unter die Nase reibt.

Die Rezension Die Aktualisierung erscheint insgesamt gelungen, wenn auch etwas gewaltsam, etwa wenn Romeo und Julia immer aneinander vorbeilieben. Das Schauspiel-Paar stört manchmal nur, vor allem wenn seine heftigen Bühnengeräusche das zarte Orchestervorspiel zum zweiten Bild beeinträchtigen. Die kleinen Kürzungen sind nicht immer glücklich, zum Beispiel fehlt in Stéphanos Chanson „Que fais-tu, blanche tourterelle“ die ebenso bekannte Einleitung „Depuis hier je cherche en vain mon maître“ (was insofern notwendig wurde, als die Handlung in dieser Inszenierung nicht mehr an zwei aufeinanderfolgenden Tagen spielt), wodurch das vierte Bild ziemlich unvermittelt einsetzt. Die komplett neue Sängerbesetzung ist Gounods Anforderungen nur mäßig gewachsen, ausgenommen der Gast-Tenor Gustavo de Gennaro bei seinem Debüt als stilsicherer Roméo. Das Beste ist das Dirigat von Marie Jacquot: Die junge französische Dirigentin und neue Rheinopern-Kapellmeisterin inszeniert mit feinsten französischen Klangfarben der Duisburger Philharmoniker Gounods musikalische Reise in die Nacht, kongenial komplementär zur Bühne, deren Dunkelheit durch gezielte Lichtstrahlen erhellt wird.

Das Fazit Die Übernahmepremiere war ein Erfolg, auch wenn das Regieteam ein paar Buhs hinnehmen musste. Trotz berechtigter Einwände kann man den Besuch der dreistündigen Produktion durchaus empfehlen - alleine schon, um dieses wunderbare Meisterwerk der französischen Opernromantik einmal live zu genießen.

Es gibt noch Karten für die weiteren Aufführungen am 5., 8. und 18. Februar, 29. April sowie 9. und 14. Mai, jeweils um 19.30 Uhr, am einfachsten an karten@theater-duisburg.de per Mail.

(hod)
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