Erinnerung an Künstler Jean Tinguely Museumsschiff macht für zwei Tage Station in Duisburg

Duisburg · Von Paris nach Basel ist derzeit ein Museumsschiff unterwegs, das Werk und Wirken von Jean Tinguely erzählt und zeigt. Am Freitag und Samstag macht es Station am Innenhafen in Duisburg.

Das Museumsschiff macht noch bis Samstag Station in Duisburg.

Das Museumsschiff macht noch bis Samstag Station in Duisburg.

Foto: Norbert Prümen

Aus Anlass seines 25-jährigen Jubiläums begibt sich das renommierte „Museum Tinguely“ in Basel mittels eines umgebauten Frachtschiffes auf eine Reise durch Mitteleuropa, um die Kunst seines Namensgebers, Jean Tinguely, den Menschen auch anderenorts näherzubringen. Die Route führt zu wichtigen Orten und Wirkungsstätten im Leben des bedeutenden, vor 30 Jahren verstorbenen Schweizer Künstlers ausgehend von Basel über Paris, Antwerpen und Amsterdam, dann durch die Metropolregion Rhein-Ruhr und rheinaufwärts über Frankfurt und Mannheim zurück nach Basel.

Am 27. Juni legte das ehemalige Frachtschiff, das jetzt als Ausstellungsschiff unter dem Namen „Museum Tinguely AHOY!“ unterwegs ist, dort ab. Der Veranstaltungsauftakt der Reise war am 17. Juli in Paris. Nach elf Wochen, so der Plan, soll das Ausstellungsschiff pünktlich zum Jubiläumsfest des Museums am 25./26. September, dann wieder in seinem Schweizer Heimathafen vor Ort sein, teilte Museumsdirektor Roland Wetzel gestern auf der Pressekonferenz im Jüdischen Gemeindezentrum mit. „Tinguelys Philosophie von Kunst bestand darin“, sagte er, „diese interaktiv anzulegen und sie zu den Menschen hinzubringen.“ Insofern sei das besagte Ausstellungsschiff das ideale Transportmittel in Sachen Kunst und damit ganz im Sinne Tinguelys.

Jean Tinguely, 1925 in Fribourg geboren und 1991 in Bern verstorben, wuchs in Basel auf. Mit seinem Ortswechsel nach Paris Anfang der 1950er Jahre vollzog sich zugleich ein grundlegender Wandel seines künstlerischen Werdeganges. Binnen kurzer Zeit wurde er zum Hauptvertreter der kinetischen Kunst und bekannt für seine beweglichen Skulpturen. Damit brachte er als Teil der Pariser Avantgarde in den 1950er und 1960er Jahren Bewegung in den etablierten Kunstbetrieb.

Ein Höhepunkt an Bord ist die auf dem Deck montierte „Schwimmwasserplastik“ des Künstlers, die normalerweise im Park vor dem Baseler Museum steht.

Ein Höhepunkt an Bord ist die auf dem Deck montierte „Schwimmwasserplastik“ des Künstlers, die normalerweise im Park vor dem Baseler Museum steht.

Foto: Norbert Prümen

Zur Halbzeit der insgesamt zwölf Stationen umfassenden Fahrt liegt das Boot „Museum Tinguely AHOY!“ für heute und morgen in der Zeit von 10 bis 20 Uhr in der Marina Duisburg im Innenhafen. Die Ausstellung „Et tout ceci est vrai!“ an Bord nimmt inhaltlich Bezug vor allem auf die Stationen der Jubiläums-Schiffsreise und präsentiert Tinguely und seine Kunst anhand von Fotografien, Schriften, Audiobeiträgen, Filmen und Modellen auf einer Fläche von rund hundert Quadratmetern im Rumpf des Schiffes. Schwerpunkt dieser dokumentarischen Ausstellung ist die Zeit von Tinguelys Karrierebeginn in den 1950er Jahren bis Anfang der 1960er Jahre.

Ein weiterer Höhepunkt an Bord ist die auf dem Deck montierte „Schwimmwasserplastik“ (1980) des Künstlers, die normalerweise im Park vor dem Baseler Museum steht und das „Wahrzeichen“ des Museums sei, so Wetzel. Darüber hinaus biete das Ausstellungsschiff „Museum Tinguely AHOY!“ in enger Kooperation mit namhaften Partnern, darunter das „Centre Pompidou“ in Paris, jeweils vor Ort ein vielseitiges Rahmenprogramm an. Dazu gehörten nach Angaben von Sandra Beate Reimann, der Projektleiterin des Museumsschiffes und Kuratorin am Baseler Museum, ein dreiteiliges Performanceprogramm, bestehend aus Musik, Tanz und Theater. So könnten die Besucher eindrucksvolle und hochkarätige Aufführungen von Nevin Aladağ, Keren Cytter und Marie-Caroline Hominal erleben, so Reimann. „Im Museum wie hier auf dem Schiff streben wir danach, den Dialog zwischen Kunst und Leben, den Tinguely in seinem Arbeitsleben verfolgte, auch im Kontext zeitgenössischer Kunst- und Kulturproduktionen fortzuführen“, betonte Reimann.

 An Bord des Schiffes finden zwei Workshops statt. Hier können die Besucher selbst kreativ werden.

An Bord des Schiffes finden zwei Workshops statt. Hier können die Besucher selbst kreativ werden.

Foto: Norbert Prümen

Eine weitere wichtige Säule, sagte sie weiter, sei die Kunstvermittlung an Bord – bestehend aus zwei Workshops („Wassertonfall“ und „Flaschenpost“) für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, um selbst aktiv und zugleich kreativ zu werden. Außerdem wies sie auf den Wettbewerb „Sound in a Bottle“ hin, bei dem es als Gewinn ein Wochenende zum Jubiläumsfest in Basel gäbe.

Der Zusammenhang zwischen Tinguely und Duisburg sei das Lehmbruck-Museum, sagte dessen Direktorin, Söke Dinkla. So seien beispielsweise seine beweglichen Skulpturen „Baluba“ (1961), Märchenrelief (1978) und „Das kleine Männchen“ (1981) als Dauerleihgaben beziehungsweise Schenkungen in Duisburg zu sehen. Außerdem habe Tinguely 1976 den Wilhelm-Lehmbruck-Preis verliehen bekommen. Und 1978 wiederum habe das Lehmbruck-Museum ihm zu Ehren eine große monografische Ausstellung ausgerichtet. Last but not least schmücke seit 1993 der „Lifesaver” des Künstlerpaares Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely die Duisburger Brunnenmeile und sei damit Teil des Skulpturenwegs im Stadtzentrum, so Dinkla.

Das Ausstellungsschiff ist an beiden Tagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt dort ist ebenso frei, wie der Besuch der Workshops und des Performanceprogramms. Online-Tickets können hier gebucht werden: https://www.tinguely.ch/de/ahoy/online-tickets-schiff.html

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