Interview mit Bernhard Weber Wie ein Freiburger Indologe Museumschef in Duisburg wurde

Duisburg · Ende April geht Bernhard Weber, der Leiter des Museums der Deutschen Binnenschifffahrt, in den Ruhestand.

 Bernhard Weber vor dem Blickfang des Museums der Deutschen Binnenschifffahrt, einer Tjalk, die im ehemaligen Herrenschwimmbad untergebracht ist. Ende des Monats geht der Museumsdirektor, der als promovierter Indologe eigentlich ein Seiteneinsteiger ist, in den Ruhestand.

Bernhard Weber vor dem Blickfang des Museums der Deutschen Binnenschifffahrt, einer Tjalk, die im ehemaligen Herrenschwimmbad untergebracht ist. Ende des Monats geht der Museumsdirektor, der als promovierter Indologe eigentlich ein Seiteneinsteiger ist, in den Ruhestand.

Foto: Andreas Probst/Probst, Andreas (apr)

Ende April geht Dr. Bernhard Weber, Direktor des Museums der Deutschen Binnenschifffahrt in Ruhrort, in den Ruhestand. Die Zeit unter Webers Leitung war eine gute Zeit für das Haus, das zum einen als technisches Museum für die Hafenstadt Duisburg eine besondere Bedeutung hat. Zum anderen hat Weber viele Sonderausstellungen in nach Ruhrort geholt und damit das Museum, das in einem ehemaligen Hallenbad im Jugendstil untergebracht ist, immer wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Wer Webers Nachfolger im Schifffahrtsmuseum wird, ist noch nicht klar, Namen werden noch nicht veröffentlicht. Vermutlich wird es eine Übergangslösung geben.

Ende des Monats gehen Sie offiziell in den Ruhestand. Da liegt ein Rückblick auf Ihr Berufsleben nahe. In Duisburg haben Sie ja viele Jahre auch das Haniel-Museum geleitet. Wie sieht Ihr persönliches Resümee aus?

 Das Schifffahrtsmuseum aus der Vogelperspektive.

Das Schifffahrtsmuseum aus der Vogelperspektive.

Foto: Stadt Duisburg

Weber Nach einem Studium der Indologie, Philosophie und Musikwissenschaft in Freiburg, kam ich für ein interdisziplinäres Projekt an die Uni Duisburg. Als der Job 1989 zu Ende ging, dachte ich mir, dass es eine schöne Herausforderung wäre, in Duisburg für Kulturarbeit zu bleiben, und nicht in meine Heimatstadt zurück zu gehen. Also bewarb ich mich blind beim damaligen Kulturdezernenten Dr. Konrad Schilling. Überraschenderweise hatte die Bewerbung Erfolg.

Wie war Ihr der Start als Hauptamtlicher im Duisburger Kulturleben?

Weber Ich wurde mit einer Sonderausstellung zum Jubiläum 275 Jahre Duisburg-Ruhrorter Häfen betraut. Es war was ganz Neues für mich und ziemlich stressig, aber die Museumsarbeit hat mich regelrecht gepackt. Es ist genau die richtige Mischung aus Wissenschaft, Gestaltung und Präsentation, die mich ideal herausfordert. Danach durfte ich fast zwei Jahre die Sammlung Köhler-Osbahr im Kultur- und Stadthistorischen Museum betreuen und einen Katalog über vormünzliche Zahlungsmittel herausgeben.

Ihre nächste berufliche Station war Haniel. Wie kam es dazu?

Weber Die Firma suchte einen Nachfolger für den ausscheidenden Museumsdirektor, und ich war es, der dann ab Ende 1993 das Privatmuseum der Firma Haniel im alten „Packhaus“ leiten durfte. In 18 Jahren bei Haniel konnte ich das Museum deutlich erweitern und neu strukturieren, die digitale Erfassung der Museumsbestände einführen, einen Audioguide in fünf Sprachen installieren und etliche Publikationen betreuen, allen voran die große Firmenchronik von 2006 (250 Jahre Haniel). Ich war bei Haniel lange Jahre auch insgesamt für die Geschichte zuständig, also auch für das Firmenarchiv.

Wie kam die Verbindung zum Schiffahrtsmuseum zustande?

Weber Ich war während meiner Haniel-Zeit auch im Kuratorium der Fördergesellschaft des Schifffahrtsmuseums und erlebte beim Ausscheiden meines Vorgängers, welche Probleme die Stadt bei der Wiederbesetzung der Leiterstelle hatte. Hier sprang Haniel ein und machte mit einer sehr großzügigen Spende die Fortführung dieser Stelle möglich. Weil für mich bei Haniel Vieles Routine geworden war und ich eine neue Herausforderung suchte, bewarb ich mich auf die Stelle und bekam sie. So bin ich also seit 2011 Leiter des Schifffahrtsmuseums und bin sehr froh, dass ich dank Haniel diese Aufgabe übernehmen durfte.

Was haben Sie im Museum „angepackt?

Weber Ich habe hier mit Unterstützung eines großartigen Teams einiges anstoßen können, habe zum Beispiel auch hier eine zeitgemäße digitale Erfassung der Bestände eingeführt, die Ausstellung erweitert, die Öffentlichkeitsarbeit forciert und letztes Jahr eine Smartphone-Führung installiert. Jetzt sind wir dabei, die in die Jahre gekommenen Info-Tafeln in der Ausstellung zu erneuern.

Wie resümieren Sie Ihre berufliiche Duisburg-Zeit?

Weber Die Blindbewerbung eines Indologen aus Freiburg im Duisburger Kulturdezernat hat also zu 30 Jahren Kulturarbeit in Duisburg geführt, die mir sehr viel Spaß gemacht hat und bei der ich viele interessante Menschen kennenlernen durfte.

Bleiben Sie nach Ihrem Ausscheiden aus dem Amt in Duisburg?

Weber Ja. Und ich bleibe auch dem Museum verbunden.

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