Mercator-Jazz im Grammatikoff Doppelkonzert mit Suchtfaktor

Duisburg · In der Reihe „Mercator-Jazz“ gastierten die Bands „Accordion Affairs“ und „Talking Horns“ im Grammatikoff.

 „Accordion Affairs“ überzeugten das Publikum.

„Accordion Affairs“ überzeugten das Publikum.

Foto: Thomas Bremser

Großer Jazz-Bahnhof im Grammatikoff. Ein Zug mit zwei erlesenen Jazz-Formationen fuhr in Sommerkonzert des MercatorJazz ein. Vorsicht an der Bahnsteigkante und Ohren auf! Der Bahnsteig, gut gefüllt für ein Doppelkonzert, mit erwartungsfrohem Publikum an diesem Sommerabend am Dellplatz.

Der erste Wagon des Abends brachte drei erlesene Musiker mit, die sich unter dem Label „Accordion Affairs“ zu einer erstaunlichen musikalischen Rundreise getroffen hatten. Jörg Siebenhaar, Akkordeon, Keyboard (Nord Electro 2) und Moderation. Konstantin Wienstroer, Bass und der Duisburger Peter Baumgärtner, Schlagzeug. Musikalische Seelenlandschaften Bei eisgekühlten Getränken und wunderbar-sanfter, einfühlsamer Moderation von Jörg Siebenhaar, dampfte dieser Lounge-Express von Anfang bis Ende durch eine einzigartige musikalische Seelenlandschaft – Träume und Sehnsüchte auf dem Bahnsteig des Lebens.

Konstantin Wienstroer war mit seinem gutdisponierten, wohldurchdachten Bass-Spiel genau am richtigen Platz. Winstroer’s federnde Artikulationswolken wurden sekundiert von Peter Baumgärtner, der mit seinem wohldosierten Schlagzeugspiel, rhythmische Spezereien, weltmusikalisch auf der Höhe der Zeit, dem erstaunten Publikum, die kleinste Nuance im pianissimo präsentierten konnte. Baumgärtner, eingeschlossen und fokussiert in seinem „Schlagzeug-Wohnwohlfühl-Mobil“, vollführte ein Schlagzeugspiel, dass beinahe „melodiös“ und immer hellwach daherkam.

Ausnahmemusiker an diesem Abend war Jörg Siebenhaar, der nur in der 1. Klasse der musikalischen Menschen anzutreffen ist. Hinter seinem Keyboard sitzend, sein Akkordeon vor der Brust, die rechte Hand auf der Oberstimmentastatur des Akkordeons, die linke Hand durch den Bassriemen gesteckt und die Tastatur des Keyboards bearbeitend, spielte Siebenhaar einerseits skizzierend, andererseits romantisch-fordernd seine Jazz-Ornamente. Durch das Zusammenspiel von Keyboard und Akkordeon ergaben sich klanglich interessante Reibungen und vielschichtige Assoziationen.

Die zweite Band an diesem Abend hatte einen ganzen Güterwagon voller Blasinstrumente dabei: Sousaphon, Bassklarinette, Sopran, Alt, Tenor, Bariton und Bass-Saxophon. Trompete, Posaune und vielerlei andere obskure Gerätschaften. Auf ihrer Website findet man unter anderem folgende Erklärung: „Talking Horns „erzählen“ mit ihren Instrumenten höchst unterhaltsame Geschichten aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.“ Nach ein paar Takten wurde klar: Musik und Humor; wunderbar! Diese vier Musiker: Achim Fink, Andreas Gilgenberg, Bernd Winterschladen und Stephan Jochen Schulze, waren mit allen Wassern gewaschen und agierten auf höchstem bläserischen Niveau. Wie Musikclowns im Zirkus, verspritzten sie hier und da virtuose Kleinode, prallgefüllte Klangsäcke und artistischen Lippenbekenntnisse, die dem Publikum, mittels Luft und Ansatz in die Ohren geblasen wurden.

Zugegebenermaßen ein sehr pralles, hektisches Treiben auf dem fröhlich-musikalischen Bahnsteig, dass zum Glück für das Publikum nach ca. 20 Minuten dazu führte, dass auf Zuruf der Talking Horns, ein wunderbares Septett mit Accordion Affairs gebildet wurde. Bei diesem musikalischen Fahrtwind blieb kein Auge trocken – Klasse! Eine vielleicht spontane Idee, die den gesamten Abend aufbrach und eine große Lust war.

Insgesamt ein sehr spannendes Event des MercatorJazz – wieder liebevoll betreut durch Eckart Pressler – mit Suchtfaktor. Applaus!

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