Projekt der NRW-Polizei Videobeobachtung jetzt auch in Duisburg-Marxloh

Duisburg · Die nordrhein-westfälische Polizei hat das Projekt Videobeobachtung an Kriminalitätsschwerpunkten in Großstädten ausgeweitet. Seit Mittwoch beteiligt sich Duisburg als vierte Stadt.

Videobeobachtung in Duisburg-Marxloh
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Videobeobachtung in Duisburg-Marxloh

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Foto: dpa, rwe vge

An der Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße/Weseler Straße ist immer was los. Und das nicht nur wegen der zahlreichen (Brautmoden-)Geschäfte an dieser Stelle. Hier läuft auch mancher kriminelle Deal, hier kommt es zu Überfällen und Straßenraub. Hier wird an den Straßenbahnhaltestellen randaliert, geprügelt und vieles mehr.

Der Standort gehört zu den dreien, die die Duisburger Polizei vorgeschlagen hatte, als ihr die Möglichkeit zur Videobeobachtung seitens des Innenministerium eingeräumt wurde. Ebenso gut hätte sich Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels die Geräte an den beiden Ausgängen des Hauptbahnhofs und am König-Heinrich-Platz vorstellen können. Doch die Wahl fiel auf Marxloh.

Vieles war im Vorfeld zu regeln, bis vor einigen Wochen mit der Installation der 19 Kameras begonnen werden konnte. Das ging los mit der Wahl des richtigen Standortes. Denn an Privathäusern wollte die Polizei die Geräte nicht montieren, sondern möglichst nur an städtischem Eigentum. Sie nutzt nun die Fahrdraht-Befestigungsdrähte der DVG. Die Kameras hängen dort in 4,50 Meter Höhe, damit sie nicht so ohne weiteres beschädigt oder gar gestohlen werden können. Zudem musste sichergestellt werden, dass die Perspektive stimmt. Denn aufgenommen werden darf nur der öffentliche Bereich, nicht aber Büroräume oder Wohnungen in den oberen Hausetagen.

Danach musste überlegt werden, wie die Bilder in Echtzeit in die Polizeiwache Hamborn gelangen. Zwar wäre der Weg zur Wache Marxloh näher gewesen, die aber ist nicht rund um die Uhr besetzt. Die Idee, Parabolspiegel aufzustellen, zerschlug sich schnell. Denn die Wache in Hamborn ist in einem denkmalgeschützten Gebäude untergebracht, und da durften auf dem Dach solche "Schüsseln" nicht montiert werden. Jetzt läuft alles über Richtfunk. Nachdem die technischen Geräte in der Leitstelle der Wache an der August-Thyssen-Straße montiert waren, ging es an die Ausbildung der Polizeibeamten, die sich die Echtzeit-Aufnahmen aus Marxloh anschauen werden. Länger als vier Stunden darf keiner von ihnen vor der Mattscheibe sitzen, nach zwei Stunden muss eine Pause eingelegt werden. Vor den Monitoren sitzen die Polizisten von 10 bis ein Uhr nachts. Das entspricht dem Zeitraum, der aus polizeilicher Sicht und aufgrund der Erkenntnisse am interessantesten ist.

Mit einem Joystick kann der Beamte steuern, was er in Augenschein nehmen will. Er kann Details heranzoomen oder sich auch Szenen von einem größeren Bereich anschauen. Die Bilder, die in Hamborn ankommen, sind gestochen scharf. Zu sehen ist auf den Bildschirmen selbst noch die weggeworfene Kippe auf dem Asphalt.

Das Pollmannkreuz wird allerdings nicht beobachtet, um vordringlich Müllsünder zu erwischen (was durchaus passieren kann). Sondern die Aufnahmen dienen der Gefahrenabwehr, wie es im Polizeideutsch heißt. Kommt es zu einer gefährlichen Situation, kann die Polizei sofort reagieren, die Einsatzkräfte alarmieren und im besten Fall den oder die Täter noch am Tatort erwischen. Dass sich die Kriminellen vom Pollmannkreuz künftig fernhalten — immerhin wird auf mehrsprachigen Schildern unübersehbar auf die Kameras hingewiesen — kann passieren. Aber das wird in Kauf genommen. Denn auf der anderen Seite steht, dass das Sicherheitsgefühl bei den Bürgern steigen dürfte.

Wie in anderen Städten, in denen diese Beobachtung schon länger läuft, können auch in Duisburg die Aufnahmen für die weiteren Ermittlungen gespeichert werden. Die Duisburger Polizei hat sich dabei für einen Zeitraum von einer Woche entschieden. Das Land hat in die Video-Ausstattung rund 180.000 Euro investiert. Ob diese Ausgaben sich rechnen, wird sich in einem Jahr zeigen. Dann nämlich soll Bilanz gezogen und darüber entschieden werden, ob die Kameras dauerhaft in Betrieb bleiben.

Eine Videoüberwachung ist das Ganze aus datenschutzrechtlichen Gründen übrigens nicht: Denn dann müsste nicht immer ein Polizist die Monitore beobachten, sondern die die Bilder würden permanent aufgenommen, und man könnte sie sich bei Bedarf anschauen.

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