Gefährlicher Leichtsinn Mann fährt auf EC-Zugkupplung mit

Einen gehörigen Schrecken bekamen Reisende in einem Eurocity am Mittwochabend: Auf freier Strecke hörten sie laute Hilferufe und zogen die Notbremse. Ein 33-jähriger Mann war im Duisburger Hauptbahnhof auf eine Kupplung zwischen zwei Waggons gestiegen und so mitgefahren – bei fast Tempo 200.

 Zwischen zwei Waggons hatte sich der Mann festgehalten.

Zwischen zwei Waggons hatte sich der Mann festgehalten.

Foto: dpa/Christoph Reichwein

Der Mann muss einen Schutzengel gehabt haben. Wie die Bundespolizei am Donnerstag mitteilte, war ein 33-jähriger Zugreisender aus Ibbenbüren beim Halt des EC in Duisburg ausgestiegen, um eine Zigarette zu rauchen. Dann schlossen sich die Zugtüren, und der EC in Richtung Hamburg vor los. Der Mann bemerkte dies zu spät und reagierte unfassbar leichtsinnig: Er sprang auf eine Kupplung zwischen zwei Waggons und hielt sich am Zug fest. Weder das Zugpersonal noch andere Menschen hatten davon etwas bemerkt.

Auf freier Strecke kurz vor Mülheim reagierten dann andere Fahrgäste auf seine Hilferufe und zogen die Notbremse. Nachdem der Zug zum Stehen gekommen war, konnte der 33-Jährige, der mit 1,9 Promille deutlich unter Alkoholeinfluss stand, unverletzt einsteigen. Im Hauptbahnhof in Essen wurde er Beamten der Bundespolizei übergeben. Gegen ihn wurde ein Verfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet.

 Hauptbahnhof Duisburg: Als der Zug hier für zwei Minuten anhielt, ließ sich der Mann auf ein lebensgefährliches Wagnis ein. Zum Glück endete der Vorfall glimpflich.

Hauptbahnhof Duisburg: Als der Zug hier für zwei Minuten anhielt, ließ sich der Mann auf ein lebensgefährliches Wagnis ein. Zum Glück endete der Vorfall glimpflich.

Foto: Mike Michel

„Zum Glück kommt so etwas im Ruhrgebiet höchstens ein oder zwei Mal im Jahr vor“, sagte am Donnerstag Volker Stall, Sprecher der Bundespolizei, auf Anfrage. „So etwas endet meistens mit schweren oder gar tödlichen Verletzungen“, erklärt er. Früher kamen Menschen öfter auf den Gedanken, auf Kupplungen der Züge zu „surfen“. „Durch die veränderte Bauart moderner Züge ohne Plattform oder Trittstufen ist es auch viel schwerer geworden, sich irgendwo dranzuhängen“, erklärt der Bahnsprecher. Wie schnell der Zug am Mittwochabend auf dem Teilstück war, ist nicht sicher. „Es wird sicher kein Tempo 200 gewesen sein, auch wenn der EC dort so schnell fahren kann. Aber das spielt keine Rolle. Wenn Sie bei einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern aus einem fahrenden Auto springen, können Sie sich auch erheblich verletzen“, so der Bahnsprecher.

Auf jeden Fall sei ein solches Vorgehen stets lebensgefährlich: „Die Gefahr beginnt schon am Bahnsteig, denn beim Aufspringen könnte man zwischen Zug und Bahnsteig geraten. Dann kann man unterwegs immer abrutschen, denn gerade an Weichen, Masten oder anderen Einrichtungen drohen Gefahren. Zudem gibt es außen am Zug auch stromführende Teile, wo das Verletzungsrisiko erheblich ist“, sagt Stall. Bekanntlich gilt das auch für Waggondächer: Hier kann ein Kontakt mit der Oberleitung schnell zu schweren Verletzungen führen. Bekanntlich muss man sie dafür noch nicht einmal berühren, es reicht schon, in die Nähe zu kommen, um einen Stromschlag zu bekommen.

Die Bahnpolizei lobte die prompte Reaktion der Mitreisenden: „Ohne die couragierte Hilfe wäre es mutmaßlich die letzte „Zugfahrt“ für den 33-Jährigen gewesen“, heißt es in einer Mitteilung. Schließlich kam an diesem Abend noch etwas dazu: „Wenn man bedenkt, wie kalt es war, dann kann man sich vorstellen, dass man sich im Freien nicht lange festhalten kann“, so der Bahnsprecher.

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