Kultur in Duisburg Lehmbruck-Museum präsentiert Programm für 2023
Duisburg · Direktorin Söke Dinkla stellte am Dienstag das Ausstellungsprogramm und besondere Aktionen des Lehmbruck-Museums für die kommenden zwölf Monate vor. Dabei werden die Arbeiten von Künstlerinnen besonders gewürdigt.
Im Lehmbruck-Museum wurde kürzlich genau nachgezählt. Zur Sammlung gehören aktuell Werke von 1260 Künstlern und 175 Künstlerinnen. Dieses männlich-weibliche Missverhältnis hat Söke Dinkla, die Direktorin des Duisburger Museums, schon lang im Auge. Sie macht es sich daher zum Anliegen, etwas dagegen zu tun.
Das spiegelt sich auch im Ausstellungsprogramm 2023 wider, das am Dienstagnachmittag vorgestellt wurde. So ist die erste große Ausstellung der britischen Künstlerin Barbara Hepworth (1903-1975) gewidmet, deren Werk stilbildend wurde. „Die Befreiung der Form“ ist der Titel der Personalausstellung, die vom 2. April bis 20. August im Lehmbruck-Museum präsentiert wird. Hepworths Skulpturen zeichnen sich durch handwerkliche Meisterschaft und eine Formvollendung aus, die in den 50er Jahren auch jene Skeptiker überzeugte, die einen „Verlust der Mitte“ argwöhnten und der Abstraktion kritisch gegenüber standen. Als Vorkämpferin der modernen Bildhauerei veränderte Hepworth mit den „Löchern“, den sogenannten „piercings“, in ihren Skulpturen die abstrakte Kunst fundamental. Sie gilt als die erste britische Künstlerin ihrer Generation, die international Anerkennung fand. Sie beeinflusste männliche Künstlerberühmtheiten wie Alberto Giacometti oder Henry Moore. Die Sonderausstellung umfasst mehr als 20 Arbeiten von Barbara Hepworth, die als Leihgaben mehrerer europäischer Museen nach Duisburg kommen, sowie zahlreiche Vergleichswerke.
Die Reihe Sculpture 21st, bei der Werke der zeitgenössischen Kunst im Mittelpunkt stehen, setzt vom 26. Mai bis 20. August die 1952 im Libanon geborene Künstlerin Mona Hatoum fort. Die international renommierte Künstlerin wird unter anderem die gesamte Bodenfläche der nördlichen Glashalle des Museums bespielen: Tausende Glasmurmeln werden zu einer Weltkarte zusammengefügt. Die extreme Verletzlichkeit unserer Welt wird so gespiegelt. In anderen Arbeiten befasst sich Mona Hatoum mit dem menschlichen Körper, seinen Sinnen und der Natur.
Der Duisburger Künstlerbund ist die älteste Künstlervereinigung der Stadt. 1923 wurde er unter dem Namen „Notgemeinschaft Duisburger Künstler“ gegründet. Das hundertjährige Bestehen ist Anlass für eine Sonderausstellung vom 17. Juni bis 1. Oktober. Präsentiert werden Arbeiten von früheren und gegenwärtigen Künstlerbund-Künstlern. Beim Pressegespräch kündigte Söke Dinkla an, dass sie wieder an die Tradition anknüpfen möchte, Werke von Duisburger Künstlern für die Museumssammlung anzukaufen. Gegenwärtig besitzt das Lehmbruck-Museum von rund der Hälfte aller ehemaligen und aktuellen Mitglieder des Duisburger Künstlerbundes zumindest ein Werk.
Ein vergleichsweise junger Star der zeitgenössischen Skulptur ist die 1979 im polnischen Kattowitz geborene Künstlerin Alicja Kwade. Vom 24. September bis zum 25. Februar 2024 kann man im Lehmbruck-Museum einen Querschnitt ihrer aktuellen Arbeiten sehen, bei denen die Sichtweisen auf unsere Welt immer wieder erweitert werden. Mit unendlichen Spiegelungen, Zerlegungen und Dehnungen rückt sie in Grenzbereiche der Physik vor, stellt fantasievoll Sehgewohnheiten in Frage und regt zum Philosophieren an.
Nicht nur Sonderausstellungen prägen das Programm des Museums. Auch beständige Angebote der Kunstvermittlung gehören dazu. Ganz neu ist eine Smartphone-App, die in einigen Wochen einsatzbereit ist. Sie heißt „Wer war Wilhelm?“ und beschreibt das Leben und Werk von Wilhelm Lehmbruck (1881-1919). Geschrieben wurden die Texte von der Autorin und Journalistin Theresia Enzensberger (Jahrgang 1986), die unter anderem durch die Romane „Blaupause“ und „Auf See“ bekannt wurde. Damit der Umgang mit der App noch mehr Spaß macht, werden einige interaktive Elemente eingebaut. Der Text von Theresia Enzensberger sei erfrischend geschrieben, habe aber auch den Faktencheck erfolgreich absolviert, versichert Söke Dinkla.
An den „Wunder“-Akzenten beteiligt sich das Duisburger Lehmbruck-Museum in diesem Jahr eher locker. So sind vier Sonntagsworkshops im Rahmen der aktuellen Studio-Ausstellung „Surreale Welten“ in die Akzente integriert (Termine: 5., 12. 19. Und 26. März). Ebenso der Familientag am 2. April unter dem Motto „Barbara Hepworth – Wunderkammer Natur“.