Duisburg Frieden schaffen ist eine Bringschuld

Festredner Kurt Beck stieg beim „Neujahrsempfang Advent 2019“ des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg in der Salvatorkirche in die Kanzel. Dabei ging es auch um das Verhältnis von Staat und Kirche.

 Kurt Beck sprach auf dem Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises in der Salvatorkirche am Burgplatz in freier Rede.

Kurt Beck sprach auf dem Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises in der Salvatorkirche am Burgplatz in freier Rede.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Zum Neujahrsempfang aus Anlass des neuen Kirchenjahres hatte der Evangelische Kirchenkreis Duisburg die Öffentlichkeit sowie Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Kultur und Medien am Samstagabend in die Salvatorkirche eingeladen. Seit 2009 ist es Tradition für den Kirchenkreis, am Vorabend des ersten Advents den Übergang in das neue Kirchenjahr dort zu feiern.

In seiner Begrüßung stellte Pfarrer Armin Schneider, Superintendant des Evangelischen Kirchenkreises, einige Duisburger Ehrengäste vor: darunter die Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas und den Landtagsabgeordneten Rainer Bischoff, die Beigeordneten Martin Murrack und Martin Linne sowie die Polizeipräsidentin Elke Bartels. Einen besonderen Dank sprach Schneider Johannes Pflug aus, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages aus Duisburg, dem es zu verdanken gewesen sei, den diesjährigen Festredner Kurt Beck nach Duisburg zu bewegen.

Beck, der hier in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung sprach, war in der Zeit von 1994 bis 2013 Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz und zwischen 2006 und 2008 Bundesvorsitzender der SPD. Doch auch in den Vorjahren waren die Gastredner prominente Persönlichkeiten, so Heribert Prantl von der Süddeutsche Zeitung (2016), die FDP-Politikerin Irmgard Schwaetzer (2017) sowie der Journalist Hans Leyendecker (2018).

Becks Festvortrag lautete „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist – zum Verhältnis von Staat und Kirche“. Doch jenes Bibelzitat, so Beck, der sich in seiner Jugend als Katholik in der Christlichen Arbeiterjugend engagierte, sei nur ein Halbsatz. Dieser erschließe sich ihm erst und nur im Zusammenhang mit seinem zweiten Teil, der da laute „… und Gott, was Gottes ist.“ Denn hieraus würden sich Botschaften im Hinblick auf die Bergpredigt ableiten lassen, die ihrerseits zu wesentlichen Kernaussagen des Grundgesetzes zählten, wie beispielsweise Frieden, Gerechtigkeit und Toleranz.

Trotzdem sei es richtig und gut, sagt Beck, dass Staat und Kirche in der Bundesrepublik Deutschland getrennt seien – „doch man müsse miteinander reden, einander zuhören und sich austauschen“, betont er. Denn es gäbe viele Berührungspunkte zwischen Staat und Kirche beziehungsweise Politik und Religion, wie die Schnittmengen in den Aufgaben beider. Dazu gehöre vor allem „das weite Feld des Sozialen und der Schwachen“, das hätten Staat und Kirche gemein. Aber auch die Bekämpfung von Armut gehöre dazu, ebenso wie das Ungleichgewicht der Vermögensverteilung hierzulande. „Hier müsste unbedingt die Balance nachgebessert werden.“ Den Schlussteil seiner ausschließlich freigehaltenen Rede widmete Beck den Kapiteln „Frieden in der Welt“ und „die Bedrohung der Schöpfung“.

So wäre, sagt er, nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Zusammenwachsen Europas sowie nach der Beendigung des Kalten Krieges und der Auflösung des Warschauer Paktes, in ihm so etwas wie eine Art Hoffnung nach einer dauerhaften Friedenslösung aufgekeimt. „Welch bitterer Irrtum!“, konstatiert er.

Dennoch bleibe seine Forderung nach Frieden in der Welt ungebrochen. Und, fügt er unmissverständlich hinzu: „Frieden schaffen ist eine Bringschuld!“

In Anspielung auf die seiner Meinung nach bedeutsame „Fridays for Future“-Bewegung fordert er einen gegenseitigen Generationsrespekt ein. Nur im Miteinander sei eine ökonomisch, ökologisch und sozial verträgliche und einvernehmliche Lösung zu finden. Politik und Kirche, mahnt der 70-Jährige abschießend, müssten alles dafür tun, dass „die Kräfte, die uns in der Gesellschaft beisammenhalten, stärker bleiben als die, die uns auseinanderbringen“.

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