Viel Applaus zum Start Filmwoche scheint ein guter Jahrgang zu sein

Duisburg · Unter dem Motto „Handeln“ wurde das Dokumentarfilm-Festival eröffnet. Der Auftakt ist vielversprechend.

 Wie bereits in den vergangenen Jahren wird auch in diesem Jahr eine Publikumsjury den von der Rheinischen Post gestifteten Preis für den beliebtesten Film des Festivals küren.

Wie bereits in den vergangenen Jahren wird auch in diesem Jahr eine Publikumsjury den von der Rheinischen Post gestifteten Preis für den beliebtesten Film des Festivals küren.

Foto: Till Wefelnberg

Mit dem Dokumentarfilm „Kulenkampffs Schuhe“ von Regina Schilling wurde die 42. Duisburger Filmwoche grandios eröffnet. Die Art und Weise, wie die 1962 geborene Filmemacherin ihre Kindheitserinnerungen an die Fernsehmatadore Peter Alexander, Hans Rosenthal und eben Hans-Joachim Kulenkampff in Zusammenhang mit dem Auf und Ab in ihrer Drogeristen-Familie verbindet, bannt das Publikum von der ersten bis zur 92. Schlussminute. Mit dem Beifall wird bei Duisburger Filmwochen erfahrungsgemäß nicht gegeizt, aber dieser minutenlange Applaus nach dem Abspann war überwältigend.

Vor dem Eröffnungsfilm gab es die üblichen Reden, die diesmal aber ein besonderes Gewicht hatten, weil selbstverständlich in allen Ansprachen dem Festivalleiter Werner Ruzicka besonders gedankt wurde, weil diese 42. Duisburger Filmwoche die letzte unter seiner Ägide ist. Seit 1985 hat Ruzicka ununterbrochen das Festival geleitet, das unbestritten international eine große Ausstrahlung hat.

Ruzicka selber dankte aufmerksam zurück. Gleichwohl fand er auch mahnende Worte an die Fernsehanstalten, die den Dokumentarfilm stärker als derzeit geschehen berücksichtigen und finanziell unterstützen sollten. Dabei wies er auch auf junge Filmemacher hin, die viel Talent hätten, aber von ihrer filmischen Arbeit auch leben müssten. Ruzicka: „Eine Gesellschaft betrügt sich um ihre visuelle und konzeptionelle Zukunft, wenn sie junge Dokumentarfilmerinnen und Dokumentarfilmer nicht angemessen fördert.“

Recht klug war im übrigen auch die Ansprache von Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Der griff das Motto der Filmwoche „Handeln“ auf und warnte im Blick auf Trump und andere Populisten, dass eine Verrohung der Sprache im Politischen in direktem Zusammenhang mit Gewalt steht. Eine Aufgabe des Dokumentarfilms sei, „die Dinge transparent zu machen“.

Mit der fast vierstündigen Dokumentation „Unas Preguntas – ein, zwei Fragen“ wurde am Dienstagnachmittag ein weiteres Juwel des dokumentarischen Films präsentiert. Die Filmemacherin Kristina Konrad hat mehr als 30 Jahre alte U-matic-Bänder aus Uruguay zu einem Film verarbeitet, bei der es um eine existentielle Frage geht: Soll man um des lieben Friedens willen die von Militärs und Polizei begangenen Verbrechen, die während der zurückliegenden 20-jährigen Diktatur begannen wurden, „vergessen“. Oder soll man - auch um des Friedens willen – den Opfern Respekt zollen und die Verbrecher verhaften und bestrafen? Der Film lässt niemanden kalt. Das Pro und Contra von einst scheint heute genauso aktuell zu sein wie damals in Uruguay. Die Abstimmung fiel übrigens mit 57 Prozenten zugunsten des Amnestiegesetzes aus, das den Schergen von einst Straffreiheit gewährte.

Wie bereits in den vergangenen Jahren wird auch in diesem Jahr eine Publikumsjury den von der Rheinischen Post gestifteten Preis für den beliebtesten Film des Festivals küren.

Info: www.duisburger-filmwoche.de

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