Hundertschaft rückte in Duisburg-Wedau an Klimaaktivisten wollten Baumfällungen stoppen

Update | Wedau · Bereits am frühen Samstagmorgen hatte die angekündigte Rodung der Platanen an der Wedauer Straße begonnen. Klimaaktivisten, die die Fällungen verhindern wollten, hatten zwischenzeitlich eine Arbeitsmaschine besetzt. Die Polizei setzte Spezialkräfte ein.

Beamte einer Spezialeinheit der Polizei aus Wuppertal holen ein Aktivistin von einer Laterne.

Beamte einer Spezialeinheit der Polizei aus Wuppertal holen ein Aktivistin von einer Laterne.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Bereits am Freitagabend hatten Duisburger zu einer Protestkundgebung an der Wedauer Straße aufgerufen. Sie wollen eine „Mahnwache“ abhalten. Ab 18 Uhr am Samstagabend war zudem eine „Trauerfeier“ vor Ort geplant.

Der Augsburger Klimaaktivist Ingo Blechschmidt (34), der mit Gruppen wie Fridays for Future, Extinction Rebellion oder Letzte Generation zusammenarbeiten soll, hat nach einer Mitteilung von Klimaschützern dann Aktivisten angesprochen, die nach Wedau gereist sind. Er habe zuvor einen Anruf einer Frau aus Wedau erhalten, die verzweifelt nach Wegen gesucht habe, die Bäume in buchstäblich letzter Sekunde vor der Fällung zu retten, so Blechschmidt.

Wie Klimakleber und Demonstranten die Fällungen stoppen wollen
19 Bilder

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Eigentlich hatten sie vorgehabt, in die Bäume zu klettern, zwischen den Baumkronen eine sogenannte „Traverse“ aufzuhängen und sich dort festzuketten. Dies ist aber von der Polizei verhindert worden. Gegen eine Aktivistin habe die Polizei einen Platzverweis ausgesprochen, teilten die Protestierenden mit.

 Immer wieder gibt es Diskussionen mit Fällgegnern.

Immer wieder gibt es Diskussionen mit Fällgegnern.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

„Rodungsarbeiten auf einer Straßenseite vollständig zum Erliegen gekommen“, hieß es dann in einer Mitteilung der Aktivisten auf Telegram. „Harvester besetzt“ heißt es in einem weiteren Post. Ein Mann hatte sich auf dem Gerät festgeklebt, so dass damit zunächst nicht weitergearbeitet werden konnte. Anschließend wurde er von der Polizei dort losgelöst und nach unten auf die Straße geholt. Da er einem Platzverweis nicht nachkam, war er zwischenzeitlich in Polizeigewahrsam gekommen.

Eine Aktivistin war auf eine Laterne geklettert. Erst eine Technische Einsatz Einheit (TEE) der Polizei, die aus Wuppertal angefordert worden war, holte die Frau herunter. Mit Kreislaufproblemen und Schmerzen im Fuß wurde sie ins Krankenhaus gebracht. Dort konnte sie nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden.

Obwohl die Wedauer Straße in diesem Bereich eigentlich abgesperrt ist, liefen etwa 50 Protestierende in den Arbeitsbereich. Auf mitgebrachten Schildern kritisierten sie vor allem SPD und CDU, die mit ihrer Mehrheit den Fällbeschluss möglich gemacht hatten. Dadurch mussten die Arbeiten an zwei von drei Stellen zunächst gestoppt werden. Beamte der Einsatzhundertschaft sorgten dann dafür, dass die Baustelle geräumt wird und die Fällarbeiten weiter gehen konnten.

Einige Bäume waren da aber inzwischen bereits gefällt worden. Nachdem Beamter der Einsatzhundertschaft dann die Baustelle frei hielten, gingen die Fällarbeiten dann wie geplant weiter.

Die Stadt hatte wie berichtet in der vergangenen Woche angekündigt, alle 26 Bäume am Samstag fällen zu lassen. Bekanntlich sollten die 26 zum Teil 100 Jahre alten Platanen für den Ausbau der Wedauer Straße gefällt werden. Dies hatte der Rat der Stadt bereits im September 2022 entschieden.

Dagegen gab es bis heute Widerstand. Aber auch Menschenketten, Demonstrationen und Online-Petitionen hatten zunächst nichts ändern können. Auch die Einschaltung des Petitionsausschusses des Landtags führte nicht zum Erfolg. Der Ausschuss hatet zwar Verständnis für das Anliegen der Klimaschützer gezeigt, die Entscheidung zur Fällung sei aber letztlich eine Angelegenheit der kommunalen Selbstverwaltung, hieß es.

Wie die Stadt mitgeteilt hatte, habe auch das Landesministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung keine Rechtsverstöße seitens der Stadt feststellen können.

„Letztlich hätte eine Vielzahl der Bäume bedingt durch ihr Alter, ihren zum Teil schlechten Standort und aufgrund von Sturmschäden und Krankheit auch ohne den Straßenumbau in absehbarer Zeit entfernt werden müssen“, hieß es in einer Mitteilung. Die Stadt Duisburg werde entsprechende Ersatzpflanzungen vornehmen. So würden 30 Bäume auf der Südseite sowie Sträucher und Hecken auf der nördlichen Grünfläche gepflanzt.

Kritiker verwiesen stets darauf, dass die Fällung nicht alternativlos gewesen sei. So gebe es schonende Maßnahmen, die die Wurzeln der Bäume bei einer Sanierung der Straße nicht in Mitleidenschaft zögen. Die Ersatzpflanzungen würden in Bezug auf die Klimaschädlichkeit den Verlust der alten Bäume erst in Jahrzehnten ausgleichen können. Zudem gehe der Kühlungseffekt durch den Schatten der hohen Bäume nun verloren.

Die Sanierung der Straße soll nun nach den Vorstellungen der Stadt im zweiten Halbjahr 2023 starten. Da nach dem Bundesnaturschutzgesetz derartige Fällmaßnahmen zwischen dem 1. März und 30. September nicht erlaubt sind, wollte die Stadt nun schnell Fakten schaffen und die Arbeiten vor Ende des Monats durchführen lassen.

(mtm/crei)
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