„Im Krickelkrakel liegt die ganze Welt“ Klaus Rinke stellt im Museum Küppersmühle aus

Duisburg · Das Museum Küppersmühle zeigt bis zum 23. Juni die größte Werkschau zu Klaus Rinke, die jemals in Europa zu sehen war. Gezeigt werden rund 350 Werke, darunter auch riesige Arbeiten mit der Quadratmeterzahl eines Appartements.

 Weltkünstler und „Prolet aus dem Ruhrgebiet“: Klaus Rinke

Weltkünstler und „Prolet aus dem Ruhrgebiet“: Klaus Rinke

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Klaus Rinke gehörte zu den Hauptakteuren der Kunstszene um Joseph Beuys. 30 Jahre lang war er Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seine Studenten nannten ihn den „Hero der Konzeptkunst“, und Robert Fleck, der Kurator der Rinke-Ausstellung, die ab sofort im Museum Küppersmühle für moderne Kunst zu sehen ist, sagt: „Klaus Rinke gehört zu jenen Künstlern, die deutsche Kunst zur Weltmachtführerin machen.“ Fest steht: Die Klaus-Rinke-Ausstellung, die bis zum 23. Juni im Duisburger Museum zu sehen ist, ist die größte Werkschau, die jemals – öffentlich zugänglich – gezeigt wurde. Präsentiert werden rund 350 Werke, viele kleine Arbeiten, aber auch riesige Formate mit der Quadratmeterfläche  eines Appartements.

Klaus Rinke stammt aus dem Ruhrgebiet. Seit vielen Jahren lebt er aber die meiste Zeit an der Westküste der Vereinigten Staaten von Amerika, 300 Meter vom Pazifik entfernt. Im Grunde seines Herzens sei er aber nach wie vor „ein Prolet des Ruhrgebiets“, sagt er  mit dröhnender Stimme und über das ganze Gesicht strahlend. „Ich bin ein großer Naiver“, behauptet er von sich selber. Er nennt sich auch mal einen „katholischen Atheisten“, allerdings sei er verhaftet im Glauben an eine „vierte Kraft“, womit er raunend eine Energie meint, die mit dem Ursprung aller Schöpfung zu tun hat und jenseits einer Gottesvorstellung liegt, die einen „allmächtigen Mann mit Bart“ anbetet.

 Blick in die Pressekonferenz am Donnerstag: Im Hintergrund sind einige der Großformate zu sehen, die im Jahr 2006 in der Hagia Sophia in Istanbul ausgestellt waren. Im Vordergrund ein „Regentropfen nach Tschernobyl“.

Blick in die Pressekonferenz am Donnerstag: Im Hintergrund sind einige der Großformate zu sehen, die im Jahr 2006 in der Hagia Sophia in Istanbul ausgestellt waren. Im Vordergrund ein „Regentropfen nach Tschernobyl“.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Im Zentrum der Schau stehen Rinkes monumentale Grafitbilder auf Leinwand oder Segeltuch. Allen Werken gibt Rinke Titel („Ich weiß, was ich tue, bin kein o.T.-Künstler“, sagt er).  Allerdings tragen die im Museum Küppersmühle ausgestellten Großformate auch türkische Titel. Des Rätsels Lösung: Ein zehnteiliger Zyklus dieser riesigen Grafit-Werke wurde im Jahr 2006 eigens für die Hagia Sophia in Istanbul geschaffen; in einer Ausstellung, die heutzutage an diesem Ort aus politischen Gründen nicht mehr möglich wäre.

Rinke ist nicht nur Maler, Zeichner und Bildhauer, er ist auch Aphoristiker. Sprachliches und zeichnerisches Denken gehören bei ihm zusammen. „Ich zeichne, wie ich denke, und ich denke, wie ich zeichne“, sagt er. Und mit allem künstlerischen Selbstvertrauen behauptet er: „Im Krickelkrakel liegt die ganze Welt. Du brauchst Vorstellungsvermögen, um es zu erkennen und dann die Fähigkeit, es in die Welt zu setzen!“

Die Welt, in der wir heute leben, kommentiert Rinke auf seine eigene Art. Die globale Erwärmung thematisiert er beispielsweise mit einer großen schwarzen schreitenden Gestalt im grell-gefährlichen Sonnenlicht („Wohin gehst Du, Global Warming?“). „Der vernetzte Mensch“ zeigt sich als Gesicht, das spinnenwebartig eingehüllt wird, und das riesige tropfenförmige Gebilde aus Kunststoff heißt „Regentropfen nach Tschernobyl“. Wie eine wunderschöne wissenschaftliche Studie wirkt das Gemälde „Die Entstehung von H2O“, das an die von Rinke beschworene „vierte Kraft“ erinnert.

Klaus Rinke wurde am 29. April 1939 in Wattenscheid geboren. Nach einer Lehre als Plakatmaler in Gelsenkirchen studierte er Malerei an der Folkwangschule in Essen. Seine Werke finden sich in namhaften nationalen und internationalen Sammlungen und wurden weltweit ausgestellt, u.a. im New Yorker MoMA, der Wiener Sezession sowie mehrfach auf der documenta in Kassel. Der Künstler lebt abwechselnd in Linz (Österreich) und bei Los Angeles. Ansonsten sieht er sich als Reisender: „Mein Atelier ist die Welt.“

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