Kai Magnus Sting in Duisburg Lektionen auf Ruhrhochdeutsch

Duisburg · „Hömma, so isset“: Kai Magnus Sting kommt mit einem neuen Programm in den Steinhof. Der Kleinkünstler aus Neudorf bereitet sich auf eine Tournee vor und testet sein neues Programm in zwei Vorpremieren.

 Kai Magnus Sting

Kai Magnus Sting

Foto: Harald Hoffmann

Kai Magnus Sting hätte gut mit der Straßenbahn zu seinem ersten Auftritt nach rund vier Monaten anreisen können. Den hatte der Neudorfer nämlich am Mittwochabend im Huckinger Steinhof. Dort war der umtriebige Kabarettist, Autor und Schauspieler mit seinem brandneuen Soloprogramm „Hömma, so isset“ zu Gast. Sting war froh, das bisher nur im stillen Kämmerlein zusammengestellte Programm endlich vor Publikum präsentieren zu können. Für den ehemaligen Schüler des Landfermann - Gymnasiums, der 1995 zum ersten Mal mit einem Kabarett-Solo auf der Bühne stand, war der Auftritt im Steinhof schon sehr wichtig. Dort testete er vor 144 Zuhörern, ob die daheim erdachten Gags wie erhofft zündeten.

Dazu bot der von den Steinhof-Machern kurzfristig ins Leben gerufene „Kultursommer“ zum Glück Gelegenheit. Der 42-Jährige nahm im Rahmen einer Vorpremiere – eine weitere findet am nächsten Mittwoch an gleicher Stelle statt - aufmerksam die Reaktion des Publikums zur Kenntnis und die Gelegenheit wahr, seinem Programm den Feinschliff zu verpassen, bevor die eigentliche Premiere am 17. September im Oberhausener Ebertbad ansteht. Danach möchte der Duisburger gerne auf Tour gehen: „Planungssicherheit gibt es ja derzeit nicht, mal schauen, wie sich alles entwickelt.“

Am Mittwoch hätte der Kabarettist, der sich zuletzt bei zwei Auftritten in Autokinos den Beifall in Form von Hup-Konzerten abholte, eigentlich schon vor 300 Besuchern spielen dürfen. Dazu Steinhof-Vorstand Jörg Bunert: „Die neuen Lockerungen hinsichtlich der zulässigen Besucherzahl sind so schnell nicht umzusetzen, wir müssen nun schauen, wie wir das in unser Konzept integrieren. Aber mit dem Start des Herbstprogramms werden wir das hinkriegen.“ Ansonsten funktioniere das Abstands- und Hygienekonzept bisher sehr gut. „Das klappt prima, ein großes Plus ist zudem unsere leistungsstarke Belüftungsanlage, die ständig für saubere und frische Luft sorgt“, erklärt Bunert.

Kai Magnus Sting, wie immer smart mit Schlips und Kragen, widmet sich auch in seinem neuen Programm mit Hingabe der typischen Ruhrgebietssprache, dem sogenannten Ruhrhochdeutsch. Das macht er mit viel Tempo, Witz und geradezu schwindelerregenden Wortkaskaden. Dabei erklärt Sting nicht nur die skurrile und verschrobene Sprache der „Ruhries“, sondern auch deren Philosophie. Das wird deutlich, wenn er den Dialog zweier Kaufhaus-Kundinnen, „denen man die gute Hausmannskost durchaus ansah“, anlässlich des Kaufs einer Bluse wiedergibt: „Die is aber nix für gut, mehr für innet Haus.“ Dabei fiel dem Beobachter auch die im Revier nicht selten anzutreffende „Geschlechtsumwandlung bei bleibendem Geschlecht“ auf, wenn der Grund für den beabsichtigten Blusenkauf erläutert wird: „Die is für Tante Hilde sein Geburtstag.“ Sting erklärte auch die im Ruhrgebiet geläufige Bezeichnung „Kalfaktor“: „Dat is einer, der für alles zu blöd is.“ Auch der Begriff „Experte“ habe hier eine andere Bedeutung: „Ein Experte ist normalerweise einer, der etwas weiß. Im Pott ist es genau umgekehrt. Da bezeichnet man ironisch diejenigen, die absolut nichts wissen, als Experten.“ Viel Beifall gab es für das flotte neue Programm, und die Zugaberufe nach vier Monaten Bühnenabstinenz taten dem Protagonisten sichtlich gut. Und waren zudem voll berechtigt.

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