Kabarett mit Thomas Freitag Patient Europa – ein Fall für die Satire

Duisburg · Kabarettist Thomas Freitag gastierte bei der „KlinikKultur“. Mit seinem schauspielerischen Talent warf er einen Blick hinter die Kulissen Europas.

 Thomas Freitag, der Altmeister der politischen Satire.

Thomas Freitag, der Altmeister der politischen Satire.

Foto: RP/Jochen Balke

Der „Altmeister der politischen Satire“, Thomas Freitag, „will es noch einmal wissen“, heißt es auf seiner Homepage. Davon konnten sich die Besucher der „KlinikKultur“ im Mehrzweckhaus des BG Klinikums in Buchholz überzeugen, anlässlich des Kabarettgastspiels „Europa, der Kreisverkehr und ein Todesfall“ von und mit Thomas Freitag. Er ist aber nicht „nur“ ein gestandener Kabarettist, sondern auch ausgebildeter Bankkaufmann und vor allem ein gelernter Schauspieler mit Theaterengagements in Stuttgart und Gießen. So gibt es neben seiner Schauspielkunst immer auch ein (kleines) Bühnenbild, Theaterrequisiten, Kostüme zur Verwandlung sowie weitere inszenatorische Raffinessen zu erleben.

Genau diese Kreativeinfälle kamen nun auch bei seinem ausverkauften Gastspiel bei der „KlinkKultur“ zum Einsatz. Dabei mimte er einen EU-Bürokraten mit Namen Peter Rübenbauer, der laut Story für die Entwicklung aller europäischen Kreisverkehre zuständig ist und sich nach einem Verkehrsunfall in einem solchen auf einer Sitzbank vor einer verwaisten Bushaltestelle wiederfindet. Dieser Ort ist der Spiel- und Handlungsplatz seiner Geschichte, in der Freitag einen scharfen und zugleich witzigen, satirischen Blick auf Europa – oder das, was davon noch übrig ist – wirft.

„Europa“, sagt Freitag, „ist eine gute Sache, nur hätte man sie nicht mit anderen Ländern machen sollen. Denn dieses seltsame Gebilde, in dem 28 verschiedene Nationen zusammenleben und zusammenarbeiten, hat uns Skipisten in Dänemark, Schwarzwälder Schinken aus Lettland, Bayerischen Leberkäse aus Polen und zwei Millionen Kreisverkehre beschert“. Aber auch über 70 Jahre Frieden und Wohlstand, fügt er hinzu. Europa stehe nicht gut da im Moment. Früher hätten die Touristen aus Übersee hier nach Resten der alten Ruinen gesucht. Heute scheine Europa selbst die größte Ruine zu sein.

Freitags Bilanz zu Europa fällt schlecht aus, egal ob er nun als Rübenbauer urteilt oder aus der Sicht eines Bayerischen Bürgermeisters, eines evangelischen Selbstmordattentäters, eines „entschleunigten“ Holländers oder als Gott Zeus. Selbst Willy Brandt rechnet schonungslos mit der EU und vor allem seinen heutigen Genossen ab. Freitags Programm seziert das heutige Europa förmlich, in dem offenbar nur noch der Preis, das Geld und die Währung zählen, nicht aber der Wert der Einigung: „Geld macht das Denken irrational.“ Doch neben der politischen Moral gibt es immer wieder auch Kalauer zu hören, wie etwa diesen hier: „Die Polen wollen keine Kreisverkehre, weil sie ihre katholischen Gefühle verletzt sehen. Stattdessen haben sie viele Kreuzungen.“

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