Jüdisches Klavierfestival Musikalische Brücken im Gemeindezentrum

Duisburg · Noch bis Mittwoch läuft im Jüdischen Gemeindezentrum erstmals das Jüdische Klavierfestival "Menorah". Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten.

„Menorah“ heißt das kleine Festival nach dem siebenarmigen jüdischen Leuchter, der Licht und Frieden in die Welt bringt, in diesem Fall durch Musik. So sieht es als Kurator der Pianist Albert Mamriev, der in Moskau und Tel Aviv studierte, seit 18 Jahren in Deutschland lebt. Auf dem Programm stehen Werke mehr oder weniger bekannter jüdischer Komponisten – nicht nur, wie Mamriev im Vorfeld betonte, „Mendelssohn, Meyerbeer und Holocaust-Komponisten“, die in Deutschland schon relativ verbreitet sind, sondern auch noch zu entdeckende zeitgenössiche Meister aus Israel (die wiederum in vielen Fällen in Deutschland studiert haben). Sehr viel Wert wird darauf gelegt, dass auch Werke christlicher und moslemischer Komponisten erklingen.

Im ersten Teil des Eröffnungskonzerts stellte Mamriev zunächst drei Solostücke aus Israel vor. Es begann mit den von Franz Liszt inspirierten „Associations“ von der 1974 geborenen Komponistin Orit Wolf. Es folgte das weitaus avantgardistischere „For Ella“ von Noam Sheriff (1935-2018), der in Berlin bei Boris Blacher studierte, später selbst Instrumentation an der Kölner Musikhochschule unterrichtete und immer mal wieder die Düsseldorfer Symphoniker dirigierte. Besonders am Herzen liegt Mamriev der weitschweifige langsame Satz aus jenem Konzert für Klavier und Orchester von Ami Maayani (1936-2019), das er selbst in China uraufgeführt hat.

Maayani war in Tel Aviv Mamrievs „Super-Professor“ für Komposition, Dirigieren und Chorleitung. Seine Duisburger Konzerthälfte beendete Mamriev mit zwei weiteren kurzen Stücken, beide von fast vergessenen jüdischen Meistern des 19. Jahrhunderts. Das eine war die salonhafte Barcarole a-Moll von Anton Rubinstein aus Russland, das andere das extrem virtuose erste „Scherzo de Bravoure“ von Charles Valentin Alkan aus Frankreich. Nach der Pause kam das Klavierduo Svetlana Eganian und Yolande Kuznetsov aus Frankreich mit vierhändigen Fassungen beliebter Orchesterwerke von Peter Tschaikowsky (die Suite aus der Ballettmusik „Der Nussknacker“), Aram Khatschaturian (das Adagio aus der Ballettmusik „Spartakus“, später der Walzer aus der Schauspielmusik „Maskerade“) sowie Maurice Ravel (die Walzer-Apotheose „La valse“). Das mitreißende Spiel der beiden Damen führte zu zwei Zugaben. Zunächst gab es Khatschaturians besonders bekannten Säbeltanz aus der Ballettmusik „Gayaneh“, dann kam Albert Mamriev dazu und es gab den Walzer für Klavier zu sechs Händen von Sergej Rachmaninow.

Am heutigen Dienstag, 4. Juni, geht es um 11 Uhr weiter mit dem Vorspiel einer Meisterklasse vor einer internationalen Jury. Das dritte Konzert, um 19 Uhr, beginnt dann mit dem russischen Pianisten Yuri Bogdanov und Werken von Johann Sebastian Bach (Partita Nr. 6 e-Moll) und Felix Mendelssohn (Rondo capriccioso). Im zweiten Teil bringt das italienische Duo Cesare Chiacchiaretta (Bandoneon) und Filippo Arlia (Klavier) dann überwiegend Werke von Astor Piazzolla.

Das vierte Konzert am morgigen Mittwoch, 5. Juni, gleichfalls um 19 Uhr, lässt auf den Pianisten Giuliano Adorno aus Italien mit einem Programm „Around Gershwin“ den Folkwang-Cello-Professor Alexander Hülshoff und den Kölner Klavier-Professor Alexander Fröhlich folgen. Sie spielen an diesem letzten Abend Werke von Claude Debussy (Sonate d-Moll), Ernest Bloch („From Jewish Life“), Robert Schumann (Adagio und Allegro op. 70) und José Bragato („Milontan“ und „Graciela y Buenos Aires“).

In den Saal am Springwall 16 (Innenhafen) passen 200 Menschen. Jeder ist willkommen. Es wird kein Eintritt verlangt – aber Spenden zur noch nicht ganz gesicherten Finanzierung des Festivals werden gerne gesehen. In der Schleuse am Eingang muss man seinen Personalausweis vorzeigen.

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