Weitere Streiks sind geplant IG Metall lässt die Muskeln spielen

Duisburg · Die IG Metall setzt in der Stahl-Tarifrunde auf Konfrontation. Am Dienstag gab es erste Arbeitsniederlegungen bei Arcelor Mittal. Bis zum nächsten Verhandlungstermin am 18. Februar soll es fast täglich zu Streikaktionen kommen.

 Zur Warnstreik-Kundgebung der IG Metall bei Arcelor Mittal an der Vohwinkelstraße in Meiderich kamen rund 350 Beschäftigte. In den kommenden 14 Tagen soll es überall in Duisburg zu weiteren Aktionen kommen.

Zur Warnstreik-Kundgebung der IG Metall bei Arcelor Mittal an der Vohwinkelstraße in Meiderich kamen rund 350 Beschäftigte. In den kommenden 14 Tagen soll es überall in Duisburg zu weiteren Aktionen kommen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die dritte Gesprächsrunde zwischen der IG Metall und den Arbeitnehmervertretern der Stahlbranche dauerte am vergangenen Freitag gerade einmal 17 Minuten. Weil die Arbeitgeber in dieser Zeit kein Angebot vorlegen konnten, brach die Arbeitnehmerseite die Gespräche ab, bevor sie überhaupt richtig beginnen konnten. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, kündigte die IG Metall für diese Woche dann auch gleich Warnstreiks an. Am Dienstagmorgen standen in Duisburg die ersten Werke still. Betroffen von den Ausständen waren unter anderem das Kuppel- sowie das Drahtwalzwerk von Arcelor Mittal in Meiderich. Und laut den Arbeitnehmervertretern, die die Warnstreikkundgebung vor Tor 1 des Werksgeländes organisiert hatten, sollen diese Arbeitsniederlegungen erst der Anfang sein.

Bis zur nächsten Gesprächsrunde am Montag, 18. Februar, soll es in Duisburg von nun an beinahe täglich zu Streikaktionen kommen. „Unsere Forderungen sind klar“, sagt Duisburgs IG-Metall-Chef Dieter Lieske. „Dass die Arbeitgeber trotzdem ohne Angebot in die letzte Gesprächsrunde gekommen sind, grenzt schon an Unverschämtheit.“ Anstatt den Beschäftigten ein verhandelbares Angebot vorzulegen, hätten die Arbeitgeber verlangt, die Arbeitnehmerseite müsse erst einmal deutlich formulieren, was sie eigentlich wolle. „Ein Unding war das“, sagt Lieske. „Unsere Forderungen versteht jedes Grundschulkind. Einfach gesagt: Wir wollen mehr Geld und mehr freie Zeit.“

Konkret sehen die Forderungen der Arbeitnehmer folgendermaßen aus: Sechs Prozent mehr Lohn, eine Verlängerung des Tarifvertrages Altersteilzeit, ein zusätzliches Urlaubsgeld in Höhe von 1800 Euro, das sich wahlweise in Urlaubstage umwandeln lässt, sowie ein zusätzliches Urlaubsgeld für Auszubildende in Höhe von 600 Euro. „Wir halten diese Forderungen für sehr reell“, sagt Lieske. „Nach den zum Teil hausgemachten Krisen der vergangenen Jahre, die wir als Arbeitnehmer zu einem guten Teil aufgefangen haben, hat die Stahlbranche im vergangenen Jahr wieder richtig gutes Geld verdient.“ Bei den Stahlpreisen in den vergangenen zwölf Monaten hätten die Arbeitgeber das Geld nur noch mit der Schneeschaufel in die Garagen schubsen müssen. „Wir wollen von dem dicken Kuchen, der auf dem Tisch liegt, dieses Mal ein gutes Stück abhaben“, so Lieske.

Mit den Warnstreiks will die IG Metall nun erste Nadelstiche setzen. „Wir wollen den Arbeitgebern zeigen, dass wir es ernst meinen“, sagt Wolfgang Kleber, Betriebsrat bei Arcelor Mittal in Meiderich. „Wenn das nicht fruchtet, werden wir in dieser Tarifrunde aber auch bereit sein, dickere Nägel einzuschlagen. Unsere Forderungen sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern sie orientieren sich an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.“

Dass der Stahlbranche in 2019 eine besonders harte Tarifrunde droht, macht auch Klaus Wittig deutlich. Der Vertrauenskörperleiter vom Thyssen-Standort in Beeckerwerth betont, dass die Arbeitnehmerseite dieses Mal nicht bereit sei, zurückzustecken. „Diese Tarifrunde wird anders laufen als die in den vergangenen Jahren“, sagt er. „Die Arbeitgeber bekommen jetzt 14 Tage lang einen Vorgeschmack darauf, was ihnen droht, wenn sie ihren Popo nicht bewegen.“ Alles, was nach dem 18. Februar passiert, liegt in ihren Händen.“

Womit die Arbeitgeber aber in jedem Fall rechnen müssen, sind weitere Streiks, sollten sie kein Angebot vorlegen. Bei der Kundgebung am Dienstagmorgen brachte Gewerkschaftssekretär Dieter Lieske bereits 24-stündige Arbeitsniederlegungen ins Gespräch. „Dafür braucht es dann auch noch keine Urabstimmung“, sagt er. „Und wenn das immer noch nicht helfen sollte, haben wir noch weitere Eskalationsstufen im Köcher.“

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