Student aus Duisburg Für die Bachelorarbeit nach Namibia

Duisburg · Hendrik Schettler aus Duisburg studiert Sozialpädagogik in Nimwegen. Für seine Uni-Abschlussarbeit reiste er in eine Vorstadt von Windhoek, wo sich eine Aachener Hilfsorganisation um bedürftige Kinder kümmert.

 Hendrik Schettler nach seiner Rückkehr aus Namibia auf dem Balken der RP-Lokalredaktion.

Hendrik Schettler nach seiner Rückkehr aus Namibia auf dem Balken der RP-Lokalredaktion.

Foto: Andreas Probst

So interessant ein Studium auch sein mag, die Abschlussarbeit ist für die meisten nur eine Pflicht, bei der man – unter Notendruck – seine Qualifikation beweisen muss. Bei dem Duisburger Hendrik Schettler (Jahrgang 1994) war es anders. Seine Bachelorarbeit hat ihm Erfahrungen beschert, die er gewiss sein Leben lang nicht vergisst. Vielleicht werden diese Erfahrungen sogar noch eine Rolle in seiner beruflichen oder privaten Zukunft spielen. Welcher junge Student aus Duisburg kann von sich schon sagen, dass er für seine Uni-Abschlussarbeit die Situation von armen Kindern in Namibia zu verbessern suchte? Hendrik Schettler kann das!

Als Hendrik 2012 sein Abitur am Mercator-Gymnasium machte, wusste er noch nicht so recht, was er mit diesem Abschluss machen sollte. Er begann zunächst eine Lehre als Industriekaufmann, doch merkte er nach einigen Monaten, dass dies für ihn nicht das Richtige ist. Er trat danach einen Bundesfreiwilligendienst in einem Sport-Club in Krefeld-Uerdingen an; eine Zeit, die er selber heute als Orientierungsphase bezeichnet. Als Handballer lag der Dienst in einem Sportclub nahe, doch lernte Hendrik im Laufe eines Jahres auch viele soziale Bereiche kennen. So kümmerte er sich im Rahmen seines Freiwilligendienstes unter anderem um Erwachsene mit Behinderungen, um Sonderschüler, und er half Kindern bei den Hausaufgaben. Irgendwann stand für ihn dann fest, dass er ein Studium mit sozialer Zielrichtung anstreben sollte. Das Angebot an der Uni in Nimwegen sagte ihm am meisten zu. Dort wurde ein deutsch-niederländischer Studiengang angeboten, der besonders praxisnah ist. Im Oktober 2014 trat Hendrik diesen Studiengang an, den es in dieser Form heute leider nicht mehr gibt. Neben der nötigen Theorie, die in den deutsch-sprachigen Uni-Seminaren vermittelt wurde, gehörten zu diesem Studium auch viele Praktika, die Hendrik auch in Deutschland absolvieren konnte: beispielsweise bei einem SOS Kinderdorf in Kleve, bei der Lebenshilfe in Duisburg oder in einem Wohnheim für Erwachsene mit Behinderung am Niederrhein.

 Hendrik Schettler (oben links) und seine Kommilitonen wurden voll in die Arbeit mit den Kindern integriert.

Hendrik Schettler (oben links) und seine Kommilitonen wurden voll in die Arbeit mit den Kindern integriert.

Foto: Lena Kanders

Irgendwann galt es, ein Thema für die Bachelor-Arbeit zu finden, mit der das Uni-Studium abgeschlossen wird. Auch bei einer solchen Arbeit wird Wert auf den Praxis-Bezug gelegt. Über Studienfreunde stieß Hendrik auf die Hilfsorganisation Wadadee Cares aus Aachen, die sich um bedürftige Kinder in einer Vorort von Windhoek, der Hauptstadt Namibias, kümmert. Mit dem „Segen“ der Nimweger Uni reiste Hendrik Schettler mit Lena Kanders aus Sonsbeck, Jenny Roth aus Rheinberg und Tim Bungarz aus Moers, die allesamt wie Hendrik in Nimwegen studieren, nach Windhoek, wo sie neun Wochen blieben.

Dort erlebten die vier eine ganz andere Welt als die bisher vertraute. Sie wurden konfrontiert mit Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, für die der alltägliche Lebensunterhalt eine ständige Herausforderung und für die Bildung Luxus ist. Bei Wadadee Cares versucht man Kindern, die meist mit ihren Familien in Wellblechhütten leben, so gut es geht, Chancen für ein besseres Leben als das der Eltern zu eröffnen. Neben einigen Hauptamtlichen arbeiten bei Wadadee Cares viele Ehrenamtliche, dort Volontäre genannt.

 Namibia hat mit seiner Natur und Artenvielfalt eine Menge zu bieten.

Namibia hat mit seiner Natur und Artenvielfalt eine Menge zu bieten.

Foto: Hendrik Schettler

Die vier Studiernden wurden voll in die Arbeit mit den Kindern integriert. Sie arbeiteten tatkräftig mit: im Vorschulbereich, in der Nachmittagsbetreuung, bei pädagogischen Spielen, bei Hilfen zur Strukturierung des Tagesablaufs und vielem mehr. Das alles geschah vor dem Hintergrund der Bachelorarbeit, die nicht nur eine sozialpädagogische Analyse sein, sondern auch einen Mehrwert bieten soll. Dieser Mehrwert, in der Uni auch „Produkt“ genannt, ist ein Leitfaden für Volontäre, der eine Hilfestellung für die konkrete Arbeit mit den Kindern sein soll. Wären die vier Sozialpädagogik-Studenten Mediziner könnte man sagen, dass sie nicht nur an der Diagnose, sondern auch an der Therapie arbeiten mussten. Dieser Leitfaden wird von den vier Studierenden gemeinsam erstellt. Dafür gibt es dann auch eine gemeinsame Note. Darüber hinaus muss die Bachelor-Arbeit, deren Umfang am Schluss nach Schätzung von Hendrik Schettler bei mehr als 300 Seiten liegen dürfte, auch individuell erstellte Passagen haben, die in die Individualnote einfließen werden.

Hendrik Schettler ist zuversichtlich, dass er und seine drei Mitstudierenden voraussichtlich im September eine gute Bachelorarbeit abliefern werden. Hendrik ist auch zuversichtlich, einen Beruf im sozialen Bereich finden zu können. Sein Abschluss ist europaweit anerkannt. „Ich habe bei den vielen Praktika und auch bei meinem Bundesfreiwilligendienst viele verschiedene Bereiche kennengelernt, in den ich mir eine Stelle gut vorstellen kann“, sagt er. Nebenbei spricht er jetzt auch Niederländisch.

Und was Namibia betrifft: Dieses Land im Südwesten Afrikas, in dem unter anderem der grandiose Nationalpark Etosha-Pfanne liegt, möchte Hendrik unbedingt wieder besuchen.

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