Kultur in Duisburg Harald Jüngst liefert Klänge zum Wegträumen

Interview | Duisburg · Der bekannte Musiker und Erzähler von irischen Geschichten hat mit der Handpan ein neues Instrument für sich entdeckt, mit dem er jetzt seine ersten Konzerte gibt. Die neue CD wurde im Londoner Studio gemastert, wo sonst Größen wie die Rolling Stones zuhause sind.

Harald Jüngst spielt auf der Handpan: Mit dem Instrument, das wie zwei aufeinander geklebte Woks aussieht, kann man wunderbar warme Obertonklänge erzeugen.

Harald Jüngst spielt auf der Handpan: Mit dem Instrument, das wie zwei aufeinander geklebte Woks aussieht, kann man wunderbar warme Obertonklänge erzeugen.

Foto: Harald Jüngst

Harald Jüngst, als „germano-irischer Zwitter“ ein Urgestein der irischen Folkmusik in Deutschland, hat in den vergangenen Jahren ganz neue Klangräume für sich entdeckt. Am 10. und 11. März gibt er zusammen mit anderen Musikern seine ersten öffentlichen Konzerte, bei denen er die Handpan spielt. Bei diesen beiden Konzerte präsentiert Harald Jüngst auch seine CD „Wenn Blech die Seele streichelt“.

Ihre CD heißt „Wenn Blech die Seele streichelt“, aber „blechern“ hören sich Ihre Handpans nicht an. Was sollte man über Handpans wissen?

Harald Jüngst Handpans wurden erst vor gerade mal 20 Jahren in die Familie der Musikinstrumente aufgenommen. Geburtshelfer war der Schweizer Felix Rohner, der diese Klangskulptur „Hang“ taufte („Hang“ ist Schweizerdeutsch für „Hand“). Eine Reihe von Baumeistern weltweit hat sich – inspiriert durch die „Hang“ – allerdings aus Copyrightgründen für die Bezeichnung „Handpan“ entschieden. Meine Handpan, die ich auf der CD spiele, wurde von Bill Brown aus Edelstahl hergestellt, ist in cis-Moll gestimmt und weist eine Skala von neun Tönen auf.

Was fasziniert Sie an dem Instrument?

Jüngst Ich erlebe mit diesem Instrument gleich vier verschiedene Spieldimensionen: das rhythmisch-perkussive Spiel, die melodiöse Dimension, ferner Harmoniefolgen sowie grenzenlose Improvisationen. All das bedeutet für mich Entspannung und Wellness pur. Ich empfinde und erfinde dabei Klänge zum Wegträumen. Diese positiven Soundgefühle werden auch fast immer von der Zuhörerschaft bestätigt und reflektiert. Das habe ich gemerkt, als ich während der Corona-Pandemie im Botanischen Garten am Kaiserberg „Open Air“ gespielt habe. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Wie kam es zu der CD?

Jüngst Das ist eine tolle Geschichte: Zunächst entdeckte mich ein WDR-Mitarbeiter im Botanischen Garten beim Spielen mit der Handpan. Es gab einen kleinen Fernsehbeitrag für die Lokalzeit, der mich ermutigte, eine CD in meiner „zweiten Heimat“ Irland bei meinem Freund Eamon Mc Elholm zu produzieren. Der wiederum hat Kontakte zu Pete Maher, in dessen Studio internationale Stars wie die Rolling Stones ihre CDs mastern zu lassen, das ist der Feinschliff. Ich dachte natürlich, dass dieses Studio einige Nummern zu groß für mich ist, aber Pete Maher, der mit Stars viel Geld verdient, hat auch eine soziale Ader und produziert auch mal „kleine Musiker“ wie mich für einen Freundschaftspreis. Deshalb haben die Rolling Stones und ich denselben Mastering-Partner. Echt toll!

Kann man das Handpan-Spielen lernen, wie man Gitarre, Flöte, Geige oder Klavier lernen kann?

Jüngst Ich bin selber formal-musikalisch relativ „ungebildet“, das heißt ich spiele die Handpan überwiegend intuitiv, mitunter aber auch Akkord begleitend zu arrangierten Songs und Instrumentals. Bei einigen Workshops habe ich mir tolle Spielstrukturen angeeignet. Auch im Internet findet man wunderbare Anregungen.

Am 10. und 11. März geben Sie Ihre ersten öffentlichen Konzerte, bei dem Sie mit der Handpan musizieren. Was erwartet dabei die Zuhörer?

Jüngst Ich präsentiere in den beiden CD-Premierenkonzerten einen magischen Mix aus relaxenden Improvisationen sowie arrangierten Songs und Tunes. Letztere habe ich aufgrund meiner „irisch musikalischen Sheevón- Gene“ von der Grünen Insel adaptiert. Unterstützt werde ich dabei von meinen „Special Guests vom „Celtic Dreamtime Quartet“: Annette Buermann (Monochord), Mo Stienen (Gesang), Iris Maxstadt (Harfe) und Ben Paderna (Gitarre).

Ich kann mir Handpan-Musik gut bei verschiedenen kulturellen Veranstaltungen oder auch bei spirituellen oder meditativen Anlässen vorstellen. Gibt es schon Pläne oder Ideen für weitere Handpan-Einsätze?

Jüngst Bisher habe ich die Handpan bei Yoga Sessions, in Trauercafés, in Gottesdiensten, als Straßenmusiker, punktuell auch bei Sheevón Konzerten sowie zur Begleitung meiner Lesungen eingesetzt. Ich glaube fest daran, dass die Einsatzmöglichkeiten dieses Instruments noch weit darüber hinaus gehen können. Also „Spiel ohne Grenzen“ lautet meine klare, hoffentlich zukunftsträchtige Handpanansage.

Die Handpan ist ein ganz neues Kapitel in Ihrem Leben, aber das Erzählen von irischen Geschichten und die irische Folkmusik von Sheevón geben Sie ja nicht auf. Was gibt es da zu vermelden?

Jüngst Jawohl, meine beiden Standbeine sollen auch weiterhin mein festes künstlerisches Fundament ausmachen, nun ergänzt halt durch ein buntes Sortiment an Handpan-Aktivitäten. So war ich Ende letzten Jahres in Südtirol und Luxemburg unterwegs, auch gastiere ich derzeit als Erzähler in mehreren Grundschulen. Mit Sheevón hoffe ich in diesem Jahr noch die 40 Jahre Jubiläums-Konzertparty zu feiern. Am 18. März feiern wir übrigens mit Sheevón bei „ Kulturiges“ im Ratskeller DU-Hamborn den St. Patrick´s Day.

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