IHK-Veranstaltung zur Verkehrswende Güterverkehr „Wir müssen aufpassen, dass die Industrie nicht abwandert“

Duisburg · Mit dem Zustand des Rheins als Schifffahrtsweg sind Industrie und Wirtschaft nicht einverstanden. Auch auf Straße und Schiene läuft es nicht. Was die Wirtschaft nun von der Politik fordert.

Auf der Straße ist Geduld gefragt: Die Verkehrsinfrastruktur in Duisburg und NRW ist sanierungsbedürftig.

Auf der Straße ist Geduld gefragt: Die Verkehrsinfrastruktur in Duisburg und NRW ist sanierungsbedürftig.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Marode Brücken, Straßen, Schienen, Wasserstraßen – Wirtschaft und Unternehmen in Nordrhein-Westfalen sind höchst unzufrieden mit der Verkehrsinfrastruktur. Und eine Industrie- und Logistikstadt wie Duisburg leidet da ganz besonders drunter. Das wurde am Donnerstag bei der Veranstaltung „Verkehrswende Güterverkehr – Zwischen politischem Anspruch und Bürokratiemarathon“ in der Mercatorhalle deutlich.

Dazu hatten die nordrhein-westfälischen Industrie- und Handelskammern hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik eingeladen, unter anderen auch Oliver Krischer (Grüne), Landesminister für Verkehr und Umwelt.

Markus Micken, Logistik-Chef von thyssenkrupp Steel, forderte ebenso wie Markus Bangen, Vorstandsvorsitzender des Duisburger Hafens, eine Ertüchtigung des Rheins. Der Stahlkonzern brauche täglich 60.000 Tonnen Rohstoffe. „Da sind wir drauf angewiesen“, so Micken. Bei Niedrigwasser brauche man 800 Lkw pro Tag zusätzlich. Dabei habe thyssenkrupp bereits Schubboote mit wenig Tiefgang entwickelt.

Duisport-Chef Bangen pflichtet ihm bei: „Der Rhein ist nicht zu ersetzen. Er ist essenziell für die Wirtschaft in ganz NRW.“ Um so mehr ärgere er sich über die Verfahrensdauer bei der Bundeswasserstraßenverwaltung. Letztlich führe die fehlende Abladeoptimierung zu einer „schleichenden Nichtinvestition“.

 Bei Niedrigwasser im Rhein bekommt die Wirtschaft immer häufiger massive Probleme.

Bei Niedrigwasser im Rhein bekommt die Wirtschaft immer häufiger massive Probleme.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Ganz ähnlich sieht es Werner Schaurte-Küppers, Präsident der Niederrheinischen IHK: „Im letzten Sommer haben wir gesehen, was es bedeutet, wenn der Rhein nicht mehr schiffbar ist. Wir müssen aufpassen, dass die Industrie nicht abwandert“, sagte er.

Die Wirtschaft müsse „laut werden“ gegenüber der Politik, so Bangen. Er griff damit eine Forderung von Evonik-Chef Christian Kullmann auf, der auch die Deutsche Bahn wegen ihrer seiner Meinung nach mangelnden Kommunikationsfähigkeit und schleppenden Gleissanierung deutlich kritisiert hatte.

Einig waren sich alle Teilnehmer, dass viel mehr in die Verkehrsinfrastruktur investiert werden müsse und Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Es ginge auch anders, wie es die Niederländer vormachten.

Viele Autobahnen, Brücken und Straßen sind in den 60-er und 70-er Jahren gebaut worden. Darauf wies Elfriede Sauerwein-Braksiek von der Autobahn GmbH des Bundes hin. „Seitdem hat die Zahl der Lkw nicht nur zugenommen, sie werden auch immer schwerer und immer größer.“ Für eine derartige Lastensteigerung seien die Straßen seinerzeit nicht ausgelegt gewesen.

Im Übrigen ließen sich die Güter, die mit Lastwagen transportiert werden, nicht einfach auf die Schiene verlagern: „Nur acht Prozent des Lkw-Verkehrs fährt überhaupt Strecken von mehr als 300 Kilometern.“ Zudem stellte Ralf Stoffels, Präsident der IHK NRW, aus Sicht der Wirtschaft klar: „Die Bahn ist preislich nicht wettbewerbsfähig.“

Mit der Bahn war NRW-Minister Oliver Krischer, der auch Vorsitzender Verkehrsministerkonferenz ist, von Berlin nach Duisburg gereist – und das sogar überpünktlich, wie er betonte. Krischer gestand ein, dass die Infrastruktur zwar gut ausgebaut, aber inzwischen auch in die Jahre gekommen sei. Er bedauerte, „dass wir es nicht geschafft haben, die Infrastruktur zu erhalten“, wie gesperrte Brücken und nicht befahrbare Straßen belegten. Dies müsse sich ändern.

Gleichzeitig forderte er: „Bis 2045 wollen wir die erste klimaneutrale Region Europas werden. Das ist alles andere als trivial.“ In Berlin müsse er das Bewusstsein für den Duisburger Hafen als „Rückgrat der NRW-Industrie“ stärken. „Wenn in Berlin von einem Hafen die Rede ist, denken alle gleich an Hamburg, vielleicht noch an Bremen – aber nicht an Duisburg.“

Er wisse auch, dass die Kanäle und Schleusen in NRW sehr sanierungsbedürftig sein. Trotzdem seien die Bundesmittel dafür gekürzt worden. „Wir müssen Mobilität insgesamt verändern, verbessern und nachhaltiger machen“, so sein Fazit. Das Ziel ist also klar, der Weg dahin allerdings ganz offensichtlich schwierig.

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