Konzert in Duisburg „König des Klezmer“ in der Alten Brotfabrik

Duisburg · Giora Feidman und seine Begleitband gastierten im Atelier des Duisburger Künstlers Cyrus Overbeck. Das Konzert begeisterte das Publikum musikalisch und menschlich.

  Giora Feidman spielte in der Alten Brotfabrik von Cyrus Overbeck.

Giora Feidman spielte in der Alten Brotfabrik von Cyrus Overbeck.

Foto: Stephan Haeger

So soll es sein: Ein muslimischer Komponist gibt einem jüdischen Musiker seine Komposition, die dieser in einer christlichen Kirche spielt. Das ist eine der vielen kleinen Geschichten, die Giora Feidman, der König des Klezmer, erzählte. Was der Weltstar, Weltbürger und Brückenbauer zwischen den Religionen und Kulturen und seine grandiose Begleitband in der Alten Brotfabrik, dem riesigen Atelier des Duisburger Künstlers Cyrus Overbeck, boten, war mehr als ein Konzert: es war eine Begegnung, die ins Herz ging.

Giora Feidman, der im März seinen 85. Geburtstag feierte und der zu diesem Anlass seine Memoiren „Klang der Hoffnung“ veröffentlichte, versteht es nach wie vor, sein Publikum zu „packen“. Den Tribut des Alters gleicht er spielend durch sein Charisma aus. Und kokettiert noch damit. „Ich bin 85 Jahre alt, aber ich vertausche einfach die Ziffern und bin dann 58“, sagt er und wirft Kusshändchen ins Publikum. Er zeigte sich ergriffen davon, dass er vor ausverkauftem Haus an einem Ort gastierte, wo der Großvater von Cyrus Overbeck Widerstand gegen die Nazis leistete: Fritz Overbeck backte Flugblätter gegen die Nazis in seine Brote ein. Feidman bleibt optimistisch, trotz der Kriege und Krisen in der gegenwärtigen Welt. Er wies auf die Möglichkeit der „Heilung“ hin; schließlich könne er als jüdischer Musiker jetzt an diesem besonderen Ort Musik machen.

Und die verzauberte das Publikum. Zunächst wollte man sich als Zuhörer noch eine wenig zurückhalten, als Feidman seiner Klarinette fast zögerlich wie getupft wirkende Töne entlockte. Doch wie furios kann der alte Meister, der beim Musizieren meist im Sessel sitzt, die Melodie steigern! Die Begeisterung des Publikums war riesig.

Eigentlich ist es ungerecht, die vier Musiker, mit denen Feidman unterwegs ist ist, nur als „Begleitband“ zu bezeichnen. Das „Ensemble Klezmer Virtuos“ mit Konstantin Ischenko am Akkordeon, Nina Hacker am Kontrabass, Hila Ofek (Enkelin von Feidman) an der Harfe und Andre Tsirlin (Ehemann von Hila Ofek) am Saxophon besteht allesamt aus Spitzenmusikern.

Der Abend war Start und gewiss auch Höhepunkt einer Veranstaltungsreihe in der Alten Brotfabrik, die im Rahmen des Festivals „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ in Kooperation mit dem Heimatverein Hamborn stattfindet. Großes Kompliment!

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