Klinikkultur in Duisburg Gayle Tufts liefert Enthusiasmus auf „Dinglisch“

Duisburg · Mit umwerfenden Temperament und in gekonntem Denglisch begeisterte die Vollblutentertainerin Gayle Tufts das Publikum beim gut besuchten Klinikkulturabend in Buchholz.

 Gayle Tufts nahm sich auch den deutschen Einbürgerungstest vor.

Gayle Tufts nahm sich auch den deutschen Einbürgerungstest vor.

Foto: Jochen Balke

Freundlichkeit sowie die Bereitschaft und Fähigkeit zum Enthusiasmus: das seien die positiven Kennzeichen vieler Amerikaner, sagt Gayle Tufts. Sie selber ist mit diesen Eigenschaften gesegnet. Gayle Tufts, 1960 in Brockton (Massachusetts) geboren und am New York University’s Experimental Theater Wing umfassend ausgebildet, ist eine Vollblutentertainerin mit vielen Talenten. Sie kann singen, tanzen, jonglieren, schreiben, mitreißend erzählen, improvisieren, kann auch mal politisch werden und beherrscht den deutsch-englischen Kauderwelsch, den man gerne als „Denglish“ bezeichnet, aufs Beste. Allerdings bevorzugt sie selber die Bezeichnung „Dinglisch“, womit sie noch ein bisschen mehr Humor in ihre durchaus poetische Wortakrobatik bringt. Vor allem kann sie das Publikum über Stunden glänzend unterhalten, wie sie jetzt mal wieder beim Klinikkultur-Abend am Donnerstag in der Unfallklinik in Buchholz bewies.

Anstelle eines Manuskripts brachte Gayle Tufts ihr jüngstes Buch „American Woman: How I lost my Heimat und found my Zuhause“ mit. Daraus las sie gelegentlich einige Abschnitte, ansonsten plauderte sie mit umwerfendem Temperament drauflos, wobei sie immer wieder köstliche Pointen fast nebenbei einstreute. So erzählte sie, dass sie als deutsche Sprachanfängerin den Feiertag „Mariä Empfängnis“ für Vor und Nachname einer Frau gehalten habe. Und in der Straßenbahn habe sie das Wort „einsteigen“ immer mit „Einstein“ verwechselt, wobei sie sich über die ständige Präsenz des Physikers schon gewundert habe.

Ihr autobiografisches Buch „American Woman...“, so Gayle Tufts etwas ernster, wäre fast nicht zustande gekommen. Die Wahl von Donald Trump habe sie entsetzt und schockiert. Am 9. November 2016 hatte sie ein Interview mit einem Radiosender vereinbart, um dort über die Wahl zu plaudern. Sie sei „natürlich“ davon ausgegangen, dass Hillary Clinton gewinnen würde. Als sie dann von der Wahl Trumps erfuhr, „war die ganze Prosecco-Stimmung im Arsch“. Sie habe sich erst wieder fangen müssen, wobei ihr zum einen ihr Lebensgefährte, stets der „Bremer“ genannt, und die Wechseljahre geholfen hätten. Die seien nämlich so etwas wie „Pubertät mit Vernunft“. Die Wahl Trumps ist auch ein Grund, weshalb sie vor zwei Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat.Trump bezeichnete sie als eine „Mischung aus Dieter Bohlen, Dagobert Duck und Pegida-Anhänger“. Den Test zur Einbürgerung bestand sie übrigens mit Bravour (alle 33 Fragen richtig beantwortet). Einige Fragen zur Vorbereitung auf den Test las sie an dem Abend vor. Das waren Beispiele herrlicher Realsatire. Allerdings forderte Gayle Tufts mit dem ihr eigenen Nachdruck dazu auf, die USA nicht mit Donald Trump gleichzusetzen. „Die USA sind auch ein Land von Abraham Lincoln, Martin Luther King, Barack und Michelle Obama...“, rief sie unter dem Applaus des Publikums

Im zweiten Teil ihres Abends in der BGU plauderte sie aus dem Nähkästchen des Showgeschäfts. Vor allem über einen ihrer Auftritte in einer Weihnachtsshow von Florian Silbereisen. wo sie die brenzlige Situation überstehen musste, bei der ihr der unter dem BH-Träger geklemmte zigarettenschachtelgroße Sender den Rücken runterrutschte. Ein wenig machte sich Gayle Tufts über Florian Silbereisen lustig, dennoch schilderte sie ihn als ungemein fleißigen und sympathischen Kerl, dessen Mutter – grrr!!! – ein Jahr jünger ist als sie.

Natürlich spielten in der Show die Unterschiede der deutschen und amerikanischen Lebensweise eine große Rolle. So sei sie verwundert gewesen, dass an einem frühen Sonntagmorgen einige Frauen vor einer roten Ampel stehenblieben, obwohl weit und breit kein Auto in Sicht war. „Wir wollen Vorbild für die Kinder sein“, hätten die Frauen ihr gesagt. Einige Tage später habe sie einen kleinen Jungen in gleicher Lage vor einer roten Ampel stehen sehen. Da habe sie den Jungen an die Hand genommen und sei mit ihm über die Straße gelaufen. „Ich sagte ihm, das Leben ist kurz, nutze die Zeit!“

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