Collagekunst in der Galerie Wohlfahrt Überbleibsel als faszinierende Kunst

Duisburg · In seiner feinen „Hinterhofgalerie“ im Medienhaus an der Falkstraße 77 präsentiert Verleger Frank Wohlfarth Arbeiten von Pola Brändle. Die Künstlerin gestaltet aus Plakatfetzen aus aller Welt beeindruckende Collagen.

 Frank Wohlfarth vor drei großformatigen Werken von Pola Brändle.

Frank Wohlfarth vor drei großformatigen Werken von Pola Brändle.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Einst mögen es Ereignisse und Stars gewesen sein, über die die ganze Stadt, sogar das ganze Land wochen- oder monatelang gesprochen haben. Geblieben sind von diesen „Events“ noch alte Plakate, die an Wänden oder Säulen kleben. Die Spuren von Regen, Wind, Straßenstaub, Autoabgasen, salziger Luft oder gar menschlichem Vandalismus sind unverkennbar. Diese Überbleibsel bilden das Material von Pola Brändle. Seit 15 Jahren reist die 1980 in Aachen geborene Künstlerin, die in Maastricht an der Akademie für Bildende Kunst studiert hat, durch die Welt, um Poster oder auch nur Posterreste von lokalen Events wie Theaterstücken, Konzerten, Festivals und anderen Großveranstaltungen zu sammeln. Diese Plakate sind dann das Klebematerial für ihre oftmals großdimensionierten Werke. Zu besichtigen sind diese beeindruckenden Arbeiten bis zum 10. Mai in der feinen „Hinterhofgalerie“ von Frank Wohlfarth.

Frank Wohlfarth, der als Eigentümer des Wohlfarth-Verlags in Duisburg Geschichte geschrieben hat, erfüllt sich mit seiner neuen Galerie einen lang gehegten Wunsch. Er möchte in seiner Galerie, die über den Hof im Medienhauskomplex an der Falkstraße 77 zu erreichen ist, ausschließlich Werke von Künstlern zeigen, die er besonders schätzt und die zu „meiner Galerie passen“, wie der Verleger sagt. Dazu gehört Pola Brändle, die er bei einer Ausstellung auf Mallorca kennengelernt hat.

Ihre Arbeitsweise erklärt die Künstlerin im Katalog der Edition Wohlfarth selber: „Auf meinen Reisen sammle ich Poster von lokalen Ereignissen, die später die Basis meiner Werke bilden. Es handelt sich aber nicht um irgendwelche Poster, sondern um von der Natur durch Wind und Wetter gegerbte, an Häuserwänden und Brücken laienhaft befestigte, teils beschmierte oder verrottete Plakate, die von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent ihre ganz eigene Handschrift tragen.“

Bei den Arbeiten kann man als Betrachter nur erahnen, dass die Posterfetzen einst als Werbeträger für ein zeitlich definiertes Ereignis dienten. Die Pointe besteht nun darin, dass die konkreten Bedeutungen der zu Fetzen gerissenen Plakate nicht mehr zu identifizieren sind, sie dafür aber in einen neuen künstlerischen und „zeitlosen“ Bedeutungshorizont aufgehen.

Pola Brändle knüpft mit ihrer Arbeitstechnik an die so genannten Affichisten an, die mit Werbeplakatfetzen eine eigene Variante der Collage schufen. In Deutschland gilt Wolf Vostell als ihr bekanntester Vertreter. Zu Pola Brändles eigenem Ansatz gehört noch die Internationalität ihres Plakatmaterials, das sie in rund 40 Ländern gesammelt hat. Ihre Arbeiten lassen sich vielfältig deuten. Ein Bedeutungsstrang verrät die Künstlerin in ihrem Motto: „Die Wahrheit ist Stückwerk.“

Neben den überwältigenden Großformaten zeigt Frank Wohl-
farth auch einige kleinere Arbeiten, bei denen die Künstlerin Plakate in schmale Streifen geschnitten hat und sie zu eigentümlichen informellen „Reliefs“ formt. Diese äußerst filigranen Werke verändern ihr Erscheinungsbild, wenn man sie beim langsamen Vorbeigehen betrachtet. Die Vorderseiten der Plakatstreifen erscheinen dann farbig-schimmernd, die unbedruckten Rückseiten weiß oder gräulich. Blickt man frontal auf die Werke, dann blickt man in eine scheinbar endlose Tiefe. So faszinierend kann die Collage-/Decollage-Technik sein!

Zur Ausstellung hat Frank Wohlfarth fünf Drucke der Künstlerin in einer Fünfer-Auflage herausgegeben, die nummeriert und signiert sind. Die Ausstellung wird am heutigen Donnerstag, 5. März, 19 Uhr, eröffnet. Sie ist bis zum 10. Mai zu sehen. Die Galerie ist montags bis freitags, von 9 bis 13 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Kontakt per Mail an frank@wohlfarth.de

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