Bestandsaufnahme Duisburg fehlt es an Kaufkraft und Aufenthaltsqualität

Duisburg · Ein Jahr nach dem Bürgerentscheid gegen das Designer-Outlet-Center am Hauptbahnhof trafen sich die Innenstadt-Akteure zu einer Bestandsaufnahme. Die einhellige Meinung: Es gibt noch viel zu tun.

 Auf der Wallstraße werden kreative Einzelhandelskonzepte ausprobiert.

Auf der Wallstraße werden kreative Einzelhandelskonzepte ausprobiert.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Im Vorfeld des Bürgerentscheids über das Designer-Outlet DOC überschlugen sich die unterschiedlichsten Akteure in der Stadt mit Beteuerungen. Die IHK versprach, Innenstadt-Projekte noch stärker zu fördern, sollten sich die Duisburger gegen das Einkaufszentrum entscheiden. Die Initiative „Ja zu Duisburg – Nein zum DOC“, die im Übrigen von vielen Duisburger Einzelhändlern unterstützt wurde, vermittelte den Eindruck, dass es auch ohne DOC zu schaffen sei, die City wieder lebendiger zu machen. Man müsse sich doch nur zusammensetzen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Es brauche nur gute Ideen. Nun, ein Jahr nach dem Bürgerentscheid, war es für den Duisburger Marketingclub an der Zeit für eine Bestandsaufnahme. Unter dem Titel „Duisburger Innenstadt: Was macht Plan B?“ hatte er am Mittwochabend zu einer Podiumsdiskussion mit Duisburger Lokalprominenz in die Liebfrauenkirche eingeladen.

Für die Stadt waren Oberbürgermeister Sören Link und Wirtschaftsdezernent Andree Haack zu Gast. Für die Initiative „Ja zu Duisburg“ deren Sprecher Frank Oberpichler. Lars Hoffmann, Vorstandsvorsitzender des Handelsverbands NRW Niederrhein, komplettierte die Runde. In der Sache herrschte unter den Beteiligten weitgehende Einigkeit. Der Darstellung von Moderator Mario Mais, in der Innenstadt habe sich in den vergangenen zwölf Monaten rein gar nichts zum Positiven verändert, widersprachen die Gäste vehement.

Lars Hoffmann verwies vor diesem Hintergrund auf viele kleinere Projekte, die in den vergangenen Monaten vom Einzelhandel angestoßen worden seien. „Wir haben in der Stadt viele kleine Pflänzchen“, sagte er. „Veränderung geht nicht von heute auf morgen. Wir müssen uns dem Problem nach und nach widmen.“ Aber dass sich nichts getan habe, sei schlicht und ergreifend falsch. „Die Händler an der Wallstraße probieren ein kreatives Konzept nach dem anderen aus, der Kaufhof renoviert seine Verkaufsräume, außerdem haben wir ein neues Pflaster auf der Königsstraße, nur um mal ein paar Veränderungen zu nennen.“ Außerdem werde die Altstadt zunehmend für Brautmodengeschäfte attraktiv.

Als die größten Probleme für die Innenstadt identifizierten Wirtschaftsdezernent Andree Hack und Frank Oberpichler das Fehlen von Aufenthaltsqualität und Kaufkraft. „Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass wir die gesamte Innenstadt vom Hauptbahnhof bis zum Steiger Schwanentor mit Einzelhandel beleben können“, sagte Haack. „Diese Zeiten sind vorbei. Der stationäre Handel ist eine schrumpfende Branche. Einkaufen ist heute mehr als nur der reine Kaufprozess. Für viele ist es Freizeit.“ Und da fehle es Duisburg an Aufenthaltsqualität. Eine denkbare Möglichkeit sei es zum Beispiel, die Altstadt und andere Randbereiche der City zu Gastronomievierteln umzuwidmen.

Auch Frank Oberpichler sieht in der fehlenden Aufenthaltsqualität ein großes Problem. „Die Königstraße ist zu breit“, sagte er. „Wir müssen uns auch mit dem Gedanken an mögliche bauliche Veränderungen beschäftigen. Eine Stadt muss nicht alles haben. Was sie allerdings haben muss, ist ein Grund, damit Leute sie besuchen. Und genau diesen Grund gelte es jetzt zu schaffen.

Damit Duisburg für Gastronomen und Händler wieder attraktiver wird, braucht es allerdings neue Käuferschichten. Duisburgs Kaufkraft liegt nach aktuellen Auswertungen des Handelsverbands bei 89 Prozent des Bundesdurchschnitts. Zum Vergleich: Essen liegt bei 100 Prozent, andere Städte im Ruhrgebiet sogar deutlich darüber. „Auch deshalb bin ich ein großer Fan der Wohnbauprojekte, die wir derzeit vorantreiben“, sagte Oberbürgermeister Sören Link mit Blick auf die Entwicklungsgebiete Sechs-Seen-Wedau und Angerbogen. „Wir brauchen neue, solvente Duisburger, die ihr Geld in der Stadt lassen.“

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