Ballett in Duisburg „Favourite Things“ – getanzte Lieblingsmomente im Theater

Duisburg · Mit einer dreistündigen Gala ging die Spielzeit 2021/22 beim Ballett am Rhein zu Ende. Der Abend im Theater Duisburg enthielt acht Choreographien, drei davon als Ausschnitte. Die Musik kam aus der Konserve.

 Bei „Salt Womb“ ging es im Theater ungewöhnlich laut zur Sache.

Bei „Salt Womb“ ging es im Theater ungewöhnlich laut zur Sache.

Foto: Beettina Stöß/Bettina Stöß

„Favourite Things“ waren Lieblings-Momente aus Produktionen der Ballett-Sparte der Deutschen Oper am Rhein, die in der jetzt zu Ende gegangenen Spielzeit 2021/22 in Düsseldorf und Duisburg zu erleben gewesen waren und außerhalb des ursprünglichen Kontexts ihre Wirkung entfalten können. So erklärte es Ballettdirektor und Chefchoreograph Demis Volpi im Programmheft und auch noch einmal in einer kurzen Ansprache vor der Vorstellung und vor dem Vorhang. Die meist gut gewählte Musik kam hier aus der Konserve.

Den Rahmen bildeten zwei größere Ensemblestücke. Das eine war das neoklassizistische Meisterwerk „Die vier Temperamente“, kreiert 1946 von George Balanchine auf die eigens dafür komponierte Musik von Paul Hindemith. Das ist eine großartige Mischung aus eleganten und augenzwinkernden Elementen, ein Thema mit vier Variationen über die Temperamente „Melancholisch“, „Sanguinisch“, „Phlegmatisch“ und „Cholerisch“.

Balanchine bleibt einfach der Größte, und die hiesige Compagnie wächst daran weiter künstlerisch. Das andere Ensemblestück war das heftige „Salt Womb“ von Sharon Eyal und Gai Behar auf Technomusik von Ori Lichtik, deren Klänge – wie das Ballett am Rhein sein Publikum dezent durch Aushänge warnte – „gegebenenfalls lauter wahrgenommen werden, als Sie es von Bühnenmusik gewohnt sind“.

Die sechs Programmpunkte zwischen den beiden Pausen waren überwiegend kleiner besetzt. Mit drei Nummern aus „Carmen“, choreographiert 1949 von Roland Petit auf Musik aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet, wo nötig für Orchester ohne Singstimmen arrangiert von David Garforth, gab es einen kleineren Klassiker.

Paula Alves und Gustavo Carvalho tanzten darin jetzt mit starker Leichtigkeit das alte Spiel von Anziehung und Abstoßung. Zwei Mini-Choreographien von Ensemblemitgliedern, uraufgeführt am 14. Mai im Rahmen des Kooperationsprojektes „Step by Step“ im Düsseldorfer tanzhaus nrw, bewährten sich bei der Gala zum Saisonabschluss erstmals auf der großen Bühne. Die eine war „Ending and Beginning“ von Michael Foster (verantwortlich auch für Kostüme und Licht) auf Musik aus den Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach im Remix von Eduardo Boechat, auf der Bühne wendig aufgedröselt von Maria Luisa Castillo Yoshida und Michael Foster.

 Paula Alves und Gustavo Carvalho tanzten darin jetzt mit starker Leichtigkeit das alte Spiel von Anziehung und Abstoßung.

Paula Alves und Gustavo Carvalho tanzten darin jetzt mit starker Leichtigkeit das alte Spiel von Anziehung und Abstoßung.

Foto: Bettina Stoess/Bettin Stoess

Die andere war rätselhafter, „Best Offense“ von Daniel Smith (Choreographie, Kostüme und Licht) auf und um skurrile Popmusik von den Lost Girls (Jenny Hval und Havard Volden), präsent verkörpert von Marié Shimada und Daniel Smith.

Volpi und seine Compagnie sind offenbar auf dem besten Weg, mit sprudelnder Spielfreude, vorzüglicher Tanztechnik und nicht zuletzt wachsender Gruppendynamik (im Programmheft ist die Rede von einigen selbst gebackenen und gemeinsam gegessenen Geburtstagskuchen). Sie mögen das neoklassische Repertoire und sind doch längst im Modern Dance angekommen.

Die neue Spielzeit 2022/23 beim Ballett am Rhein beginnt in Duisburg, mit der zweiteiligen Premiere „Zwischenwelten“ am 7. September, um 19.30 Uhr. Karten und weitere Infos gibt es im Internet unter karten@theater-duisburg.de oder unter Telefon 0203 283 62 100.

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