Duisburger Geschichten und Geschichte Grille gegen Heuschrecken

Duisburg · Familienunternehmen Grillo verbindet Tradition mit Innovation.

 Das erste Walzwerk Wilhelm Grillos, Morians Mühle, vor der Regulierung der Emscher (etwa 1895).

Das erste Walzwerk Wilhelm Grillos, Morians Mühle, vor der Regulierung der Emscher (etwa 1895).

Foto: Stadtarchiv Duisburg

Friedrich Grillo, Alfred Krupp und August Thyssen gehörten zu den industriellen Riesen der Gründerzeit. Friedrich Grillo leistete Pionierarbeit beim Aufbau von leistungsfähigen Kohlezechen und verarbeitender Industrie in Schalke. Eine Unternehmensstrategie, die August Thyssen übernahm und ihn glauben ließ, Friedrich Grillo überflügelt zu haben. Doch der zu Lebzeiten weniger bekannte Wilhelm Grillo bewahrte die Familientradition und wurde zum Begründer der Zinkindustrie in Duisburg.

In der öffentlichen Wahrnehmung bildet das Premium-Familienunternehmen Grillo einen wohltuenden Gegenpol zu anonymen Großkonzernen oder den Finanzinvestoren, den gefürchteten „Heuschrecken“, die die Filetstücke des ThyssenKrupp Konzern verkaufen wollen. Diese Gefahr besteht bei der Firma Grillo nicht. Die Grillo-Werke AG gibt nur Namensaktien an Familienmitglieder aus und deshalb ist das Traditionsunternehmen stetig gewachsen, immer im selben Geschäftsfeld: Zinkmetallurgie und Schwefelchemie gehören bis heute zu den Kernkompetenzen der Grillo-Werke.

 Wilhelm Grillo (1819-1889) war Begründer der Duisburger Zinkindustrie.

Wilhelm Grillo (1819-1889) war Begründer der Duisburger Zinkindustrie.

Foto: Grillo-Archiv

Die Grillos wanderten vor etwa vierhundert Jahren als protestantische Glaubensflüchtlinge aus Italien nach Deutschland und später auch ins Ruhrgebiet ein. Ahnherr der heute der sehr großen Unternehmerfamilie war Wilhelm Grillo (1819-1889), der 1849 unter Ausnutzung der Wasserkraft der Emscher ein Walzwerk in Neumühl errichtete, das aus Rohzink Zinkblech herstellte. Wenige Jahre darauf begann er mit dem Zinkwalzen in Oberhausen – mit Dampfkraft. Dort nahm er auch die Produktion von Zinkweiß auf. Seit 1879 konkretisierten sich die Planungen für eine Zinkhütte in Hamborn, auf der 1881 das erste Zink gezogen wurde. Den Nachfahren von Wilhelm Grillo gelang es, über fünf Generationen das Familienunternehmen fortzuführen und stetig auszubauen. 1920 wurde der Firmensitz nach Hamborn verlegt. Der Grillo-Konzern hat heute etwa 175 Aktionäre und befindet sich vollständig in Familienbesitz.

Die Geschwister Gabriela Grillo und Rainer Grillo sind heute Aufsichtsratsmitglieder der Grillo-Werke, während Vetter Ulrich Grillo Vorstandsvorsitzender ist. Die Grillo-Werke beschäftigen insgesamt rund 1500 Mitarbeiter, davon entfallen etwa die Hälfte auf die Tochter Rheinzink.

 Die heutige Hauptverwaltung am Standort Duisburg-Hamborn.

Die heutige Hauptverwaltung am Standort Duisburg-Hamborn.

Foto: Michael Reisch

Das Geschäftsziel sei nicht primär auf schnelle Umsatz- und Gewinnsteigerungen aus, sondern sei bestimmten Werten verpflichtet und langfristig ausgerichtet. Eine Aussage, die auf Wurzeln der protestantischen Ethik der Vorfahren schließen lässt. In der Wertehierarchie spielen Glaube und Selbstverpflichtung eine herausgehobene Rolle. Gabriela Grillo nannte unlängst in ihrer Kanzelrede in der Salvatorkirche wichtige Leitlinien des Handelns. Unternehmerische Freiheit beinhalte das Recht auf unabhängige Meinungsbildung, sei aber kein Alibi für Spekulation. Krisen bekämpfe man durch das Erkennen von Handlungsspielräumen und nicht mit dem Ruf nach staatlicher Förderung. „Grillo bedeutet auf Italienisch zwar Grille, aber das ist kein Grund, zur Heuschrecke zu werden“, so Gabriela Grillo.

Eine langfristige Verbundenheit der Mitarbeiter zum Unternehmen zeichnet Grillo aus. Die Grillos halten die Familientradition hoch, sind Stifter von Sozial-, Kultur- und Sporteinrichtungen. Aus dem Engagement für die Stiftungen entstanden Schritt für Schritt längerfristige Projekte. Daraus erwuchs zum Beispiel die Kooperation mit der Herbert Grillo-Gesamtschule. Als mit dem Reithof Mattlerbusch ein Zentrum für Reittherapie entstand, trug die Stiftung der Familie Herbert Grillo wesentlich zum Aufbau bei. Im Mülheimer „Gut Haus Rott“ verbindet sie heute Talentförderung im Sport mit dem Tierschutz. Gabriela Grillo verfügt neben der Kompetenz zur Unternehmensführung über Pferde-Verstand: Sie war mehrfach Deutsche Meisterin im Dressurreiten. 1976 in Montreal machte sie als „Goldmädchen“ Schlagzeilen durch ihren Olympiasieg im Dressurreiten.

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