Ausstellung in der cubus-Kunsthalle Europa auf dem Stier

Duisburg · Innerhalb von nur vier Wochen brachte Claudia Schaefer Künstler für eine Europa-Ausstellung zusammen. Ab dem 9. Februar kann die Schau in der cubus-Kunsthalle besichtigt werden – rechtzeitig vor der Europa-Wahl am 26. Mai.

 Andrea Bender  vor ihrem monumentalen Gemälde „Indignez-vous!“ ( „Empört Euch!“) – nach dem Essay von Stéphane Hessel.  Foto: Christoph Reichwein

Andrea Bender  vor ihrem monumentalen Gemälde „Indignez-vous!“ ( „Empört Euch!“) – nach dem Essay von Stéphane Hessel. Foto: Christoph Reichwein

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Trotz aller Skepsis hat der Bananenkünstler Thomas Baumgärtel offenbar doch noch die Hoffnung, dass es nicht zum Brexit kommt. Er zeigt die Queen, mit Krone aus Bananen, mit einem blauen Auge (davongekommen). Darüber dann der Schriftzug „Stay with us“ (Bleib’ bei uns). Baumgärtel ist einer von 14 Künstlern, die zurzeit Arbeiten zum Thema „Europa“ in der cubus-Kunsthalle ausstellen.

Die Ausstellung kam kurzfristig zustande. Am 8. Januar war cubus-Geschäftsführerin Claudia Schaefer Gast beim IHK-Empfang. Dort sprach Ministerpräsident Armin Laschet über die Bedeutung Europas und warb dabei so überzeugend für die bevorstehende Europa-Wahl am 26. Mai, dass sich die Galeristin spontan entschloss, eine Europa-Ausstellung in ihrer cubus-Kunsthalle zu verwirklichen. „Es war schwieriger als gedacht, Künstler zu finden, die sich in ihren Werken mit Europa auf irgendeine Weise beschäftigen“, gestand sie am Donnerstag bei der Pressevorbesichtigung der Ausstellung. Aber, wie man sieht, hat es geklappt.

 Der Holzbildhauer Roger Löcherbach schuf diese kleine Arbeit „Europa auf dem Stier“. Er spielt damit auf die griechische Mythologie an, bei der Zeus in der Gestalt eines Stiers Europa entführt.  Foto: Reichwein

Der Holzbildhauer Roger Löcherbach schuf diese kleine Arbeit „Europa auf dem Stier“. Er spielt damit auf die griechische Mythologie an, bei der Zeus in der Gestalt eines Stiers Europa entführt. Foto: Reichwein

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Der Zugang zum Europa-Thema ist bei den Künstlern natürlich sehr unterschiedlich. Der Bildhauer Roger Löcherbach greift es sogar mythologisch auf, allerdings, wie auch einige seiner malenden Kolleginnen, ironisch gebrochen. Er zeigt eine füllige Europa auf dem Stier.

Der Aufstand der Gelbwesten und Marcron, Sebastian Kurz und die Einwanderungspolitik: das sind die Motive der im Ruhrgebiet lebenden, aus China stammenden Künstlerin Jiny Lan. Den Kopf des jungen österreichischen Bundeskanzlers hat sie dabei auf den nackten Körper eines jungen Mannes gesetzt. Folglich nennt sie ihr politisches Werk „Fremdkörper“. Das Bild malte sie übrigens vor kurzem live in Wien vor Publikum. Eine ähnliche Aktion plant sie für die cubus-Kunsthalle am Sonntag, 24. Februar, 15 Uhr.

Ein Schwergewicht der Ausstellung sind die großformatigen Gemälde von Andrea Bender, die bis vor einiger Zeit ihr Atelier in Mündelheim hatte, nun aber aus Raumgründen in Düsseldorf arbeitet. Andrea Bender zeigt zum einen den Duisburger Hafen als europäischen Warenumschlagplatz (was auch ihre Künstlerkollegin Dorothee Impelmann so sieht), zum anderen ließ sie sich bei einem Paris-Aufenthalt von der Schrift des französischen Diplomaten Stéphane Hessel, „Empört Euch!“ inspirieren. Dieser 2010 veröffentlichte Essay des damals 93-Jährigen sorgte für Furore. Hessels Plädoyer für eine menschenfreundliche Sozialpolitik, in der die Ideale der Nazi-Widerstandsgeneration nicht aufgegeben werden, fasziniert Andrea Bender bis heute. Links unten in ihrem monumentalen Werk, das die große Pariser Bibliothek menschenleer, aber mit wenigen Chimärwesen bevölkert zeigt, ist das Porträt Stéphane Hessels zu sehen, der 2013 im Alter von 96 Jahren starb.

Viele Werke sind kritisch gemeint, beispielsweise auch das „Lampedusa“ betitelte Gemälde von Ralf Lüttmann, der die Hand eines im Meer versinkenden Menschen zeigt. Michael Sander hat überaus kunstvoll eine Brücke in Edinburgh fotografiert. Die Brücke gilt als Verbindungsglied zwischen England und Schottland. In Schottland sind die Menschen mehrheitlich bekanntlich für den Verbleib Großbritanniens in der EU.

Schmunzeln darf man bei der aus Fundstücken zusammengesetzten maschinellen Skulptur von Arno Bortz. Europa ist da eine witzige Chaos-Maschine. Und geradezu hoffnungsvoll ist die Musik-Installation von Elisabeth Höller, die sich von der Eurorock-Initiative inspirieren ließ, die Peter Bursch vor vielen Jahren ins Leben rief und die sich nach wie vor großer Beliebtheit bei der europäischen Jugend erfreut.

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