Trilateraler Jugendaustausch in Duisburg Freundschaften über drei Grenzen

Duisburg · Das Jugendamt und der in Duisburg beheimatete Verband für interkulurelle Arbeit führen zum ersten Mal eine Jugendbewegung zwischen Duisburg, Italien und der Türkei durch. Es sollen Barrieren abgebaut werden.

Bürgermeister Manfred Osenger begrüßt aus der Gruppe Melten Can aus der Türkei, links daneben Julia Hoobet aus Italien und neben ihr die deutsche Aimee Cara Deisen.

Bürgermeister Manfred Osenger begrüßt aus der Gruppe Melten Can aus der Türkei, links daneben Julia Hoobet aus Italien und neben ihr die deutsche Aimee Cara Deisen.

Foto: Andreas Probst/Andreas Probst (apr)

Das Bild vor dem Rathaus ist bunt. 50 Jugendliche im Alter von 12 bis 23 Jahren aus Duisburg, Padua und Giresun versammeln sich, bevor sie im Mercatorzimmer von Bürgermeister Manfred Osenger (SPD) begrüßt werden. Hier, so betont Osenger, hat die Stadtspitze schon die britische Queen Elizabeth und andere Staatsgäste aus aller Welt empfangen. Doch am 16. Oktober ist der Altersdurchschnitt deutlich niedriger als sonst im Rathaus. Das lebhafte Stimmengewirr aus Deutsch, Türkisch und Italienisch erinnert an einen Bienenkorb, Kontakte sind schon vorsichtig geknüpft, die Fremdheit aufgehoben. Erst am 15. Oktober sind die Jugendlichen mit ihren Betreuern aus drei Ländern angereist, sie alle wohnen im Hotel Ramor in Großenbaum.

Die trilaterale Jugendbegegnung zwischen Duisburg, Italien und der Türkei gibt es zum ersten Mal. Veranstalter ist das Duisburger Jugendamt, in diesem Fall das städtische Jugendzentrum Regionalzentrum Süd in Hüttenheim in Zusammenarbeit mit VIA, dem Verband für interkulturelle Arbeit, der in der Innenstadt seinen Platz hat. Das erklärte Ziel der Begegnung, die auf eine Woche pralles Programm angelegt ist: Es sollen Barrieren ab- und Freundschaften aufgebaut werden. Das scheint zu funktionieren.

Cevdet Maras moderiert das Gespräch im Rathaus souverän. Der Wirtschaftswissenschaftler und interkulturelle Trainer gehört zu den Europäischen Akademikern aus Giresun und lebt in Duisburg. Geboren in der Türkei, spricht er fließend Deutsch und übersetzt zwischen den türkischen, deutschen und italienischen Gruppen. Als Rahman Cakir sein Heimatland Giresun beschreibt, das im Nordosten der Türkei liegt und in der gleichnamigen Provinz etwa 420.000 Einwohner zählt, betont er auch, dass 75 Prozent aller Haselnüsse, die auf der Welt verzehrt werden, hier geerntet werden. Giresun ist Universitätsstadt und von den zehn Jugendlichen sind sechs Studenten und vier Schüler. Professor Carmeno Macri weiß einiges über Padua zu berichten. Er betreut gemeinsam mit Professor Andrea Perazzolo die 15 Jugendlichen aus Italien. Und dass Padua in Norditalien nur 30 Kilometer von Venedig entfernt ist, nach Bologna die zweitälteste Universität der Welt hat und viele antike Bauten und Gelehrte wie Galileo Galilei und den Bildhauer Giotto vorzuweisen hat, interessiert auch die Deutschen und die Türken.

Die Jugendlichen haben ein spannendes Programm vor sich, das eine Woche umspannt. Xenia Shkolina vom VIA erzählt: „Wir möchten den Jugendlichen das Ruhrgebiet zeigen. Und auch, wie bunt Duisburg ist. Wir fahren nach Köln, machen einen Ausflug nach Düsseldorf in den Medienhafen und besuchen den Landtag. An einem Tag steht auch der Movie Park in Bottrop auf dem Programm. Freizeit soll neben der geballten Kultur nicht zu kurz kommen. Wir schauen uns auch den Landschaftspark Nord und die Zeche Zollverein an“, berichtet sie.

Ein spannendes Projekt. Wie spannend, das sagte Bürgermeister Manfred Osenger bei der Begrüßung im Rathaus: „Duisburg freut sich über Ihren Besuch. Wir haben 500.000 Einwohner, sind der größte Stahlstandort und haben den größten Binnenhafen der Welt. Mit Giresun haben wir schon eine Städtepartnerschaft, es gibt sogar einen gleichnamigen Saal einen Stock höher, mit Padua leider noch nicht, das würden wir gern noch nachholen. Und übrigens: Mercator, der Namensgeber des Saales hier, hat schon im 16. Jahrhundert die Welt in Längen- und Breitengrade eingeteilt. Das ist ein schönes Omen“. Die Kosten für den Jugendaustausch, der schon im kommenden Jahr eine Fortsetzung in Italien oder der Türkei finden soll, werden vom Bund und von der VIA übernommen. Ein starkes Omen für Völkerverständigung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort