Kabarett in Rumeln-Kaldenhausen Drei Damen leben ihre Pubertät aus

Rumeln-Kaldenhausen · Michèle Connah, Claudia Wölfel de Mejia und Stefanie Görtemöller beim Damenbesuch im Kulturspielhaus.

Michèle Connah, Claudia Wölfel de Mejia und Stefanie Görtemöller (v.l.) sind im Kulturspielhaus „Unbeschreiblich Weiblich!“.

Michèle Connah, Claudia Wölfel de Mejia und Stefanie Görtemöller (v.l.) sind im Kulturspielhaus „Unbeschreiblich Weiblich!“.

Foto: FUNKE Foto Services/Oleksandr Voskresenskyi

Die drei Damen der Comedy-Gruppe „Damenbesuch“ haben drei Dinge gemeinsam: Mitte 30, geschieden und alle drei sind ausgebildete Musical-Darstellerinnen – allerdings ohne Ensemble. Also beste Voraussetzungen für einen musikalischen Kabarett-Abend im Kulturspielhaus.

Wenn da nicht ein Makel für alle drei bliebe. Die blonde Claudia jammert: „Ich würde doch auch gerne bei allen Amtsgängen wieder ,ledig’ ankreuzen – stattdessen haftet das Stigma geschieden’ an mir.“ So müsse man sich durch Ankreuzen outen. Dass die Bürokratie hier eine Schwachstelle haben könnte, wird den etwa 130 Besuchern lachend bewusst.

Alle drei erzählen von der Zeit, in der sie verlassen worden sind – oder in der sie verlassen haben. „Claudi, du hasst dich ja gegen den Trend verlassen lassen.

Statistisch gesehen sind es Frauen, die eher den Schlussstrich ziehen“, weiß die brünette Steffi, die so als ruhender Pol zwischen der naiven Claudia und der quirligen Michèle agiert. Diese ergänzt: „Ja, eine Trennung hat immer etwas Traumatisches.“ So als ob es eine innere Katharsis für die Mädels ist, stimmen sie das Lied „Sch...auf Freunde bleiben“ der Schmalz-Popgruppe Revolverheld an – allerdings in einer mehrstimmigen Musical-Chansonversion und die Gäste staunen nicht schlecht ob der stimmlichen Qualitäten der Drei.

Um im Thema zu bleiben, liefern die Mädels die Hauptgründe für auseinandergehende Beziehungen. „Nummer eins ist Zeitmangel. Und wusstet ihr, dass Alltagsprobleme noch vor Fremdgehen als Grund in Frage kommt?“, weiß Steffi. Darauf fragt die blonde Claudi naiv: „Also stehen doch noch Nasenhaare im Waschbecken und Flecken am Badezimmerspiegel vor der sexy Sekretärin?“

Ja, anscheinend. In dieser Statistik aus dem Jahre 2017 schon. Und man sollte aus Sicht der geschiedenen Frauen Mitte 30 mal die Erfolge einer Verheirateten selben Alters genau prüfen. Wenn dann: „Mann, Kind, SUV“ dabei rauskommt, sei das auch nicht die Lösung. Dazwischen zischt die lockige Michèle den Anfang eines Herbert Grönemeyer-Songs: „Schatten im Blick“, lässt sie immer größer zu „Flugzeugen im Bauch“ gemeinsam mit ihren Partnerinnen werden.

Oder es ertönt „Männer“ des Bochumer Barden in einer dreistimmigen Acappella-Version, in der die Sängerinnen ihre Stimmen fein übereinander legen.

Jedenfalls, die Damen blasen am Ende kein Trübsal mehr. Sondern leben ihre zweite Pubertät, die verlassene Frauen ab Mitte 30 erfahrungsgemäß noch einmal erleben, auf der Rumelner Bühne so richtig aus. Flirten fein mit dem Publikum, landen mal halb im Swing bei einer eigenen Fassung zu „Lady is a tramp“ oder covern sich durch so manchen Pop-Song.

Wer weiß, vielleicht haben interessierte ebenfalls ledige oder geschiedene Männer am Ende ihre Telefonnummer beim Tontechniker Tim Pügner für sie abgegeben – einen Aufruf hatten die drei jedenfalls gestartet.

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