Projekt „Junge Filmbeschreiber“ Macher des doxs!-Festivals zu Gast an der Johanniterschule

Hochfeld · Die Macher des doxs!-Festivals waren jetzt mit ihrem medienpädagogischen Projekt „Junge Filmbeschreiber“ zu Gast an der Johanniterschule in Hochfeld.

 Duisburger Schüler „übersetzten“ einen Dokumentarfilm für Sehgeschädigte.

Duisburger Schüler „übersetzten“ einen Dokumentarfilm für Sehgeschädigte.

Foto: Björn Hickmann

Welche Informationen benötigt jemand, der überhaupt nicht oder nicht besonders gut sehen kann und sich trotzdem ein Bild von dem machen will, was da gerade auf der Leinwand oder dem Fernseher läuft? „Mit den Ohren Augen machen“  lautet die Aufgabe eines erst wenige Jahre alten doxs!-Projekts für junge Filmbeschreiber. Hier waren nicht professionelle Hörfilmautoren und -autorinnen am Werk, sondern Schülerinnen und Schüler von Schulen mit Förderschwerpunkt Sehen in Duisburg, Düren und Bielefeld. Das jüngste Projekt wurde jetzt in der Duisburger Johanniterschule in Hochfeld präsentiert und die Schülerinnen und Schüler konnten selbst beurteilen, ob das Projekt gelungen war. Basis war ein kurzer Dokumentarfilm aus den Niederlanden.

„Loser – über Verlieren und Verlust“  beschreibt drei Kinder, die etwas verloren oder einen Verlust zu beklagen haben: Ein Kuscheltier, einen Wettkampf und eine große Schwester, die gestorben ist. Das Publikum hört drei verschiedene Tonspuren des Films: Den Originalton, die Synchronisation und die Filmbeschreibung, die die Schüler mit Hilfe von Christian Kosfeld, Hörfunkautor und doxs!-Medienpädagoge, entwickelt und gesprochen haben. „Mich hat begeistert, wie engagiert die Jugendlichen an die Arbeit gegangen sind. Als klar war, wofür die Audiodeskription dient, haben sie jede Formulierung, jedes Detail diskutiert und darüber manchmal sogar die Pausen vergessen. Offenbar ist die genaue Beschreibung und ,Übersetzungʼ des Films für Sehgeschädigte spannend und hat – trotz oder wegen der intensiven Arbeit – viel Spaß gemacht.“

Über einen Zeitraum von zwei Wochen wurden die Beschreibungen in zwei Gruppen erstellt. Jede Gruppe bearbeitete sieben Minuten des Films. Bis zum letzten Tag vor den Aufnahmen wurde an den Texten gefeilt, damit sie genau in die Textpausen des Films passten und an der richtigen Stelle die Erklärungen lieferten. Anschließend sprachen die Schüler und Schülerinnen selbst die Texte ins Mikrofon.

 Über einen Zeitraum von zwei Wochen wurden die Textbeschreibungen in zwei Gruppen erstellt.

Über einen Zeitraum von zwei Wochen wurden die Textbeschreibungen in zwei Gruppen erstellt.

Foto: Heike Kandalowski

Den Tonschnitt übernahm Barbara Kamp von Methode-Film, deren Agentur bundesweit die DVD mit den zusätzlichen Filmbeschreibungen vor allem Schulen anbietet. „Die Nachfrage ist noch zurückhaltend, aber das Land NRW will künftig mehr Medien mit Untertiteln für Hörgeschädigte und Filmbeschreibungen für Sehgeschädigte bereitstellen.“ Das Angebot, mit dieser DVD im Unterricht zu arbeiten richte sich nicht nur an Förderschulen, sondern eigne sich als Projekt für den  Deutsch-Unterricht ganz allgemein.

„Das Schauen von Filmen und Konsumieren von Medien ist bis zu einem gewissen Grad immer eine subjektive Interpretation“, sagt Gudrun Sommer, die Initiatorin des Projekts „Junge Filmbeschreiber“, Festivalleiterin der Duisburger Filmwoche und des doxs!-Festivals. „Aber nicht nur beim Sehen, auch beim Hören entdeckt ein Publikum im Detail unterschiedliche Geräusche, Töne und Informationen. Wie sich dies auf die audiodeskriptive Beschreibung von Bildern auswirkt, wollen wir mit dem Projekt ,Junge Filmbeschreiber’ erforschen und sichtbar machen.“

Gefördert wird das Projekt in Duisburg von der Sparkasse, Kooperationspartner sind das Deutsche Blindenhilfswerk und Methode-Film.

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