Revolutionäre Idee Die Geschichte der Kreditkarte beginnt im Jahre 1950

Serie | Duisburg · Giro- und Kreditkarten werden bei den Duisburgern immer beliebter. Die hohen Dispozinsen bei Ebbe auf dem Girokonto werden oft ausgeblendet. Ein Blick in die Geschichtsbücher.

Der „Diners Club International“, die erste Kreditkartengesellschaft, ging 1950 auf den Markt. Die Idee revolutionierte das Bezahlsystem für Konsumenten und Unternehmen.

Der „Diners Club International“, die erste Kreditkartengesellschaft, ging 1950 auf den Markt. Die Idee revolutionierte das Bezahlsystem für Konsumenten und Unternehmen.

Foto: Wiki

Eine moderne Erscheinungsform des Geldes ist die Kreditkarte. Ende des 19. Jahrhunderts tauchte die Idee in einem US-Science-Fiction-Roman auf.   Erste reale Vorläufer gab es als Warenkreditkarten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, sie wurde in elitären Clubs, Restaurants und Kaufhäusern New Yorks ausgegeben und galt als Statussymbol. Den eigentlichen Start der Kreditkarte datieren Experten auf den 8. Februar 1950. Der „Diners Club International“, die erste Kreditkartengesellschaft, ging auf den Markt. Die Idee revolutionierte das Bezahlsystem für Konsumenten und Unternehmen.

Die Banken stiegen 1958 in das Geschäft für einen breiteren Konsumentenkreis ein. Das war die Bank-Americard, Vorgängerin der VISA-Karte und die erste Plastikkreditkarte. Die Hauptfunktion der Karte bestand darin, Bezahlung durch eine mächtige US-Bank zu garantieren. Ohne Vertrauen konnte schließlich kein Geschäft zustande kommen. Heute teilen sich 90 Prozent des Marktes Mastercard und Visa. Die beiden Marktführer kooperieren weltweit mit Mitgliedsbanken.

Und wie sah es bei uns aus? Lange zahlten die meisten Duisburger weiterhin am liebsten mit Bargeld, man schätzte den guten Ausgabenüberblick und hielt Münzen und DM-Scheine für besonders zuverlässig. Die Vorteile der Kreditkarte zeigten sich insbesondere im Auslandsurlaub. Mehr und mehr setzte sich die Kartenzahlung durch. Der Trend war nicht aufzuhalten. Karte mit Magnetstreifen durchziehen und bezahlen: Das ging seit 1980 und beschleunigte die Nutzung und Akzeptanz.

Eine schariakonforme Kreditkarte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Eine schariakonforme Kreditkarte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Foto: Küst

Die Weiterentwicklung mit EMV-Chips (1996) und als Standard die Near Field Communication (kurz: NFC) im Jahr 2002  kam hinzu, mit der das kontaktlose Bezahlen universell umgesetzt wurde. Ob Hotelbuchung oder Online-Käufe – ohne Kreditkarte läuft heute gar nichts.

Das kontaktlose und mobile Bezahlen macht den Einkauf oft leichter. Schließlich lassen sich kleine Beträge mittlerweile ohne PIN-Eingabe oder mit dem bloßen Vorzeigen des Smartphones begleichen. Ob Apple Pay, Google Pay oder WeChat Pay – in vielen Mobile Wallets auf Smartphones ist eine Kreditkarte hinterlegt.

Der überwiegende Teil der Karten in Deutschland bucht direkt vom Konto (Debitkarte). Doch das hat bei Ebbe auf dem Girokonto auch seine Tücken. Hohe Zinsen werden fällig. Bei der Schuldnerquote belegt Duisburg einen Spitzenplatz und die Zahl der überschuldeten Menschen nimmt zu. Kreditkarten verführen zu Mehrausgaben und erleichtern das Schuldenmachen. Da wirkt der Appell zu mehr Sparsamkeit als Spaßbremse.  

Manch ein konsumfreudiger Käufer erweitert seinen Finanzrahmen mit dem Jonglieren mehrerer Kreditkarten. Das bleibt nicht ohne Folgen:  Oft bleibt nur der Weg zur Schuldnerberatung. 

Für Sittenwächter stellen sich religiöse und moralische Fragen nach Nutzen und Missbrauch der Kreditkarte. Eigentlich sind Zinsgeschäfte in vielen Glaubensgemeinschaften nicht zulässig. Im 3. Buch Mose heißt es: „Denn du sollst ihm dein Geld nicht auf Zinsen leihen noch deine Speise auf Wucher austun.“ Doch Christen, Muslime und Juden fanden in der Geschichte immer wieder Wege, kreative Ausnahmen zu konstruieren. Statt Zins spricht man von Gebühr, statt Raten lässt man sich Renten auszahlen.

Islamische Banken bieten auch Kreditkarten an, sofern sie für reale Waren und Dienstleistungen genutzt werden, die halal („rein“ und „erlaubt“) also im Einklang mit islamischen Prinzipien stehen. Kartenumsätze werden direkt vom Konto der Bank abgebucht. Damit können streng religiöse Muslime sich an das Zinsverbot  (Riba) im Koran einhalten.

An ethischen Nachhaltigkeitskonzepten orientieren sich inzwischen auch christlich orientierte Bankhäuser. Da klingt ein Voltaire-Zitat fast ein wenig zynisch: „Wenn es sich um Geld handelt, gehört jeder der gleichen Religion an.

Zum Weiterlesen: Neil MacGregor, Eine Geschichte der Welt in 100 Objekte.

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