Podcast-Aufzeichnung an der Uni „Duisburg ist in China nie ein großes Ding gewesen“

Duisburg · „Der Politikpodcast“ des Deutschlandfunks war am Dienstagabend an der Universität Duisburg-Essen zu Gast. Es ging um die großen und kleinen Fragen rund um die deutschen Beziehungen zu China. Das Zuschauer- und Frageinteresse war groß.

 Prof. Karl-Rudolf Korte (2.v.r.) begrüßt das Team von "Der Politikpodcast" im Hörsaal der Universität Duisburg-Essen.

Prof. Karl-Rudolf Korte (2.v.r.) begrüßt das Team von "Der Politikpodcast" im Hörsaal der Universität Duisburg-Essen.

Foto: Marc Latsch

Das Schlagwort der „China-Stadt“ hat in Duisburg eine längere Entwicklung durchgemacht. Einst Zukunftsversprechen, wird es nun allenfalls zurückhaltend verwendet. Doch der Ruf hallt noch bis nach Berlin. Von dort kam am Dienstagabend ein Team des Deutschlandfunks nach Duisburg, um im Rahmen einer Deutschland-Tour seinen „Politikpodcast“ vor Ort aufzuzeichnen. Der Ort: Ein Hörsaal der Universität Duisburg-Essen. Das Thema: natürlich China.

Es wurde ein interessanter Abend, bei dem es viel um die großen Fragen der Weltpolitik ging. Aber auch der Gastgeberort spielte eine Rolle, wobei Stephan Detjen, Chefkorrespondent im Hauptstadtstudio des Deutschlandfunks, diesen immer wieder aus Versehen Düsseldorf nennt und damit für Erheiterung im Hörsaal sorgt. Landeskorrespondentin Felicitas Boeselager erzählt die Geschichte der einst geplanten Cosco-Beteiligung am Hafen und der Beziehungen zu Wuhan nach. Ex-China-Korrespondent Steffen Wurzel stutzt das einst stolze Duisburger Selbstbild zurecht. „Das ist in China nie ein großes Ding gewesen“, sagt er über die Wirtschaftsbeziehungen zu der Stadt, deren Hafen ein Ende der berühmt-berüchtigten Neuen Seidenstraße bildet. Allenfalls Wirtschaftsleute hätten das auf dem Zettel gehabt. „Aber es ist nicht so, dass man wirklich inhaltlich sagen kann, was da los ist.“

Die Podcast-Aufzeichnung stieß in Duisburg auf großes Interesse. Der Hörsaal war komplett gefüllt, der an die Diskussion anschließende Fragenblock dauerte eine Stunde und hätte noch deutlich länger fortgesetzt werden können. So viele Wortmeldungen gab es. Die Zuschauer interessierte dabei beinahe jeder Aspekt rund um China. Wirtschaftsbeziehungen, Bildungssystem, Spionage und Kriegsgefahr, das Leben vor Ort. „Man kann China nicht mit anderen Ländern vergleichen. In China gibt es keine Rechtsstaatlichkeit. Alles ist immer politisch“, sagte Wurzel, der jahrelang in dem Land gelebt hatte.

Zu den Duisburger China-Themen bot die Diskussion inhaltlich nichts Neues, aber doch manch Zukunftsaussicht für hiesige Unternehmen. NRW-Korrespondentin Boeselager berichtete aus ihren Gesprächen in Düsseldorf. Viele Unternehmen hätten dort bereits einen „Notfallplan“ in der Tasche. Während Großkonzerne wie BASF und VW in China noch immer investieren, zieht sich der Mittelstand langsam zurück. China gilt mittlerweile mehr als Gefahr, denn als Verheißung. Auch im Hörsaal. Auf die entsprechende Frage Detjens meldeten sich fast nur solche, die das Land eher als Bedrohung wahrnehmen.

„Der Politikpodcast - Deutschlandfunk“ ist auf den üblichen Plattformen hörbar. Die Folge 320 aus Duisburg soll ab Mittwoch abrufbar sein.

(mlat)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort