Baugebiet in Duisburgs Innenstadt Der Traum vom Mercatorhaus lebt weiter

Duisburg · Der Traum der Duisburger Bürgerstiftung lebt – die Idee eines neu gebauten Mercatorhauses nach historischem Vorbild. Das macht nun die Gebag. Aber mit dem Mercatorviertel insgesamt geht es nicht so recht voran.

 Im Modell sieht das Mercatorhaus vielversprechend aus. Wann es kommt, ist völlig offen.

Im Modell sieht das Mercatorhaus vielversprechend aus. Wann es kommt, ist völlig offen.

Foto: Volker Findt

Gerhard Mercator (1512 - 1594) gilt als einer der bekanntesten Söhne der Stadt. Er galt als einer der größten Gelehrten seiner Zeit – klar, dass die Bürgerstiftung von Anfang an beseelt war von der Idee, Mercators ehemaliges Wohnhaus unweit des Rathauses an der künftigen Adresse „Am Mercatorhaus“ nach historischem Vorbild wieder aufzubauen.

Die Anfänge gehen bis auf das Jahr 2013 zurück. Später wurde eine Projektgruppe gegründet und eine Machbarkeitsstudie entwickelt. „Wir gründeten dann eigens eine Machbarkeitsstudie, 80 Bürger brachten insgesamt rund 500.000 ein“, erinnert sich Klaus Becker von der Bürgerstiftung. Doch die Euphorie ist verflogen. 

„Die Stadt hatte uns zugesagt, das Grundstück kostenfrei zu übertragen“ erklärt er. Daraus wurde nun doch nichts. „Dies war immer unter der Voraussetzung zugesagt worden, dass die Gesamtwirtschaftlichkeit des Projekts gegeben ist.“ Und daran fehlt es inzwischen.

 In der Machbarkeitsstudie ließ sich schon erahnen wie die historischen Häuser als Ensemble aussehen würden.

In der Machbarkeitsstudie ließ sich schon erahnen wie die historischen Häuser als Ensemble aussehen würden.

Foto: Volker Findt

Trotz einer zugesagten Finanzierung durch die Sparkasse habe das Vorhaben nach Ansicht der Stadt und der Gebag auf wackeligen Beinen gestanden. In nur drei Jahren, so Becker, seien die kalkulierten Baukosten für das Mercatorhaus von 4,5 Millionen im Jahr 2018 bis 2021 schon auf rund neun Millionen Euro gestiegen. Die Gründe dafür sind bekannt: Enorm gestiegene Baukosten, Lieferengpässe, Fachkräftemangel.

Deshalb sei eine seriöse Schätzung des Baubeginns nicht mehr möglich gewesen. Dies könne dazu führen, dass einige Förderer auch noch abspringen könnten. Nun springt die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag in die Bresche. Sie soll als Investor und Bauherr zur Verfügung stehen. Wie die Bürgerstiftung sehe auch die Gebag das Haus als „kulturelles Erbe“ der Stadt an.

 Im östlichen Teil des Mercatorviertels sieht es momentan so aus. Wann hier Bautätigkeiten beginnen, kann im Moment niemand schlüssig sagen. 
  Foto: mtm

Im östlichen Teil des Mercatorviertels sieht es momentan so aus. Wann hier Bautätigkeiten beginnen, kann im Moment niemand schlüssig sagen. Foto: mtm

Foto: Mike Michel

Daraus ergebe sich die Verpflichtung, den Nachbau des historischen Mercatorhauses zu realisieren. Die bisherigen planerischen Vorarbeiten von Bürgerstiftung und Genossenschaft sollen berücksichtigt werde – das Haus käme damit seinem historischen Vorbild ziemlich ähnlich. Das Mercatorhaus soll zusammen mit dem Ott-Vogel-Haus ein historisches Ensemble bilden.

Ein Freundeskreis der Bürgerstiftung soll das Projekt voranbringen und Fragen der Nutzung erörtern. Die Leitung soll der frühere Uni-Rektor Prof. Ulrich Radtke übernehmen. Wann das Mercatorhaus gebaut werden kann, das künftig zwischen dem „Premium Inn“-Hotel und dem „Nexus-Haus“ liegen würde, steht noch in den Sternen.

Klaus Becker hatte es sich wahlweise zu seinem 70., 75. oder 80. Geburtstag gewünscht, nun sagt er: „Ich bin froh, wenn ich das überhaupt erlebe.“

Das Mercatorhaus hat, wie andere Vorhaben auch, mit nachzuweisenden Stellplätzen zu kämpfen. Das Quartier soll bekanntlich autofrei werden, eine große Tiefgarage ist aber wegen der archäologischen Bodenfunde schwierig, eine mehrstöckige Tiefgarage würde die Kosten gewaltig in die Höhe schrauben. 

Dazu kommen die bekannten Probleme der Kosten bei Baumaterialien und Energie. Zwar gibt es einige Bautätigkeiten im westlichen Bereich des Mercatorviertels, insgesamt hat sich auf der Fläche erst wenig getan. Und zwei Baufelder müssen auch erst noch vermarktet werden.

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