Kantpark Vom Dealertreff zum Vorzeigepark

Duisburg · An kaum einer anderen öffentlichen Grünfläche prallen Anspruch und Wirklichkeit so aufeinander wie am Kantpark. Vom Drogenumschlagplatz zur innerstädtischen Erholungs-, Kultur- und Spielstätte – das ist das Ziel. Mit der Eröffnung des Spielplatzes am Freitag wurde ein weiterer Schritt dahin vollzogen.

 Die Eröffnung Spielplatz im Kantpark (v.l.): Stefan Dellwo, Sören Link, Jörg Kirchner, Uwe Linsen, Reiner Buchhorst mit Martha (9) und Charlie (7).

Die Eröffnung Spielplatz im Kantpark (v.l.): Stefan Dellwo, Sören Link, Jörg Kirchner, Uwe Linsen, Reiner Buchhorst mit Martha (9) und Charlie (7).

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Eigentlich sollte der Kantpark mit seiner Skulpturenausstellung und seiner Nähe zum Lehmbruck-Museum, der Cubus Kunsthalle sowie dem Museum DKM ein wichtiger Kulturstandort für ganz NRW sein – so der Wunsch der Stadt. Doch wie sah es lange wirklich aus? Viele uneinsichtige Ecken begünstigten es, dass der Park zum Drogenumschlagplatz verkam, hier wurde gekifft, gedealt und gespritzt – in aller Öffentlichkeit, fast mitten in der Stadt. Im Dunkeln trauten sich viele Normalbürger gar nicht erst ins Innere der Grünanlage. Die Polizei ist auch jetzt noch regelmäßig zur Stelle und kontrolliert die Szene.

Erst Ende August gab es eine größere Kontrollaktion. Die Bilanz: Zwei Festnahmen, Drogenfunde, Beschlagnahme eines verbotenen Springmessers und offenbar gestohlener Mobiltelefone. Der frührere Lehmbruck-Direktor Raimund Stecker wollte vor einigen Jahren sogar einen hohen Zaum um den Park errichten lassen. Die später in Angriff genommenen Umbauten, die nach vielen Verzögerungen nun Ende 2018 abgeschlossen werden sollen, verfolgen eher das gegenteilige Konzept: Der Kantpark soll sich dadurch zur Stadt hin öffnen und für alle erleb- und erfahrbar werden. Der Ärger um die 70.000 Quadratmeter große Parkfläche entzündete sich während der Umbaumaßnahmen an den Baumfällungen. Sie seien nötig, um das Konzept umzusetzen, so die Stadt. Sichtachsen und gut einsehbare Ecken sollen für Transparenz sorgen und keine Angsträume mehr zulassen. 125 von 447 Bäumen sind inzwischen abgeholzt – nach Meinung vieler Duisburger zu viele. Dazu kam, dass der Umbau statt ursprünglich kalkulierter 1,4 Millionen am Ende wohl 2,3 Millionen Euro kosten wird.

Am Freitag wurde der neue Spielplatz offiziell eingeweiht. Und auch da zeigte sich, dass noch längst nicht alle Probleme gelöst sind. Anwohner bestürmten Oberbürgermeister Sören Link, den Park von Drogehabhängigen und deren Hinterlassenschaften frei zu halten. Am besten sei es, noch mehr freie Sicht herzustellen und weitere Sträucher zu entfernen.

Link versprach, das Problem im Blick zu behalten: „Wir werden hier auch künftig regelmäßig mit Polizei und Ordnungsamt repressiv zu Werke gehen. Gleichzeitig werden wir aber auch unterstützend mit Sozialarbeitern vor Ort sein – über Monate und Jahre“, so Link. „Wir wollen, dass der Kantpark ein Park für alle ist“, erklärte er. Zumindest für die Kinder ist er attraktiver denn je. Der Kleinkinder- und der Hauptspielplatz wurden zusammengelegt und bilden nun gemeinsam so etwas wie ein innerstädtisches Spielparadies. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der bunte, acht Meter hohe Kletterturm mit seinen vier Ebenen.

Wer ihn erklimmt, kommt durch die Röhrenrutschen auch schnell wieder nach unten. „Der Turm ist deutschlandweit einmalig. So was gibt’s nirgendwo“, so Link. Konzipiert hat die Anlage Jorg Kirchner, Spielplatzpaner der Wirtschaftsbetriebe. „Außerdem gehören noch Wippgeräte, ein Wasserlauf mit Wasserspielpunkten und eine Balancierlandschaft dazu“, erläuterte Kirchner.

Die Schaukelanlage, unter anderem mit einer Pärchenschaukel – zum Beispiel auch zum gemeinsamen Schaukeln mit Behinderten – werde in wenigen Tagen endgültig fertig. Auf Inklusion wurde ohnehin Wert gelegt: Die Zugänge zum Spielplatz und ein Großteil der Spielgeräte sind barrierefrei.

Uwe Linsen, Vorstand der Wirtschaftsbetriebe, war am Freitag aus mehreren Gründen stolz: „Weite Teile des Spielplatzes haben unsere Auszubildenden gebaut“, erklärte er. „Außerdem haben wir bewiesen, dass auch wir als öffentliche Hand es können: Wir haben versprochen, mit Kosten von maximal 600.000 Euro auszukommen und im September fertig zu werden. Beides ist uns gelungen.“

Wie sehr den Duisburgern „ihr“ Kantpark ans Herz gewachsen ist, zeigt das Engagement von Susanne Breidenbach und ihren Mitstreitern von „Kants Garten“. Ihr Einsatz trägt mit dazu bei, den Park grüner, blühender und insgesamt attraktiver zu machen. Regelmäßige Pflanzaktionen sind die Basis dafür. Auch am heutigen Samstag findet dort wieder eine solche Aktion. Ab 14.30 Uhr werden Kants Gärtner 12.600 Blumenzwiebeln unter die Erde bringen. Freiwillige Mitstreiter sind willkommen.

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