Parisa Najafi Tonekaboni Sie will in Duisburg eine „Kultur des Ermöglichens“ ermöglichen

Interview | Duisburg · Zum ersten Mal hat mit Parisa Najafi Tonekaboni eine Frau den Vorsitz des Kulturausschusses in Duisburg. Vor der ersten Sitzung nach der Sommerpause am 17. September trafen wir sie jetzt zum Gespräch.

 Parisa Najafi Tonekaboni wurde 1979 in Teheran geboren, lebte lange Zeit in Köln und liebt – seitdem sie hier ist – Duisburg.

Parisa Najafi Tonekaboni wurde 1979 in Teheran geboren, lebte lange Zeit in Köln und liebt – seitdem sie hier ist – Duisburg.

Foto: Olaf Reifegerste

Bei der letzten Kommunalwahl Nordrhein-Westfalens vor einem Jahr am 13. September 2020 holten Bündnis 90/Die Grünen in Duisburg drei Direktmandate und mit 17,7 Prozent erstmals ein zweistelliges Ergebnis. Seitdem sitzen 19 Mitglieder besagter Partei im Duisburger Stadtrat. Eine der gewählten Ratsfrauen ist Parisa Najafi Tonekaboni, die ihren Wahlbezirk Altstadt-Ost/Dellviertel-Ost gewann und mit 28,2 Prozent der Stimmen direkt in den Rat der Stadt Duisburg einzog.

 Zur Entlastung der Stadtratsarbeit gibt es 13 Ausschüsse, in denen Fachleute aus den Reihen des Rates und der Bürgerschaft Anträge und Anfragen vorberaten über die der Rat später zu entscheiden hat. Diese sind entsprechend dem Stimmenanteil der im Rat vertretenen Fraktionen besetzt. In drei dieser Ausschüsse haben Fraktionsmitglieder von Bündnis 90/Die Grünen den Vorsitz, darunter zum ersten Mal in Duisburg den des Kulturausschusses mit Parisa Najafi Tonekaboni und damit zugleich erstmals mit einer Frau. Vor der erstem Sitzung dieses Ausschusses nach der Sommerpause am kommenden Freitag, 17. September, sprachen wir mit Najafi Tonekaboni.

Wie fällt Ihre persönliche Bilanz von rund zehn Monaten offiziellem Vorsitz dieses Gremiums aus?

Parisa Najafi Tonekaboni Eine Bilanz zu ziehen ist mir mit nur einer offiziell stattgefundenen Sitzung in diesem Zeitraum nicht möglich, auch wenn diese mit rund dreieinhalb Stunden am 28. Mai sehr lang war. Es gab zwar darüber hinaus einige Videokonferenzen, diese aber waren nur interfraktionell und nicht beschlussfähig. Denn das Land Nordrhein-Westfalen hat die digitale Gremienarbeit nicht zugelassen.

Am 17. September um 15 Uhr findet nun also ihre zweite Sitzung statt. Gibt es schon eine Einladung und Tagesordnung? 

Najafi Tonekaboni Einladung und Tagesordnung sind raus und stehen im Netz unter https://sessionnet.krz.de/duisburg/bi/si0057.asp?__ksinr=20075292. Sitzungsort ist die Kulturkirche Liebfrauen am König-Heinrich-Platz.

Sicherlich wird auch diesmal der eigentlich ab Mai hätte agieren sollende neugewählte Kulturdezernent, Matthias Börger, nicht dabei sein. Was sagen Sie zu seinem „Wartestand“ und überhaupt zum Dezernatszuschnitt „Umwelt und Klimaschutz. Gesundheit, Verbraucherschutz und Kultur“? Die Kultur als fünftes Rad am Wagen?

Najafi Tonekaboni Die Situation ohne Börger ist gewiss nicht glücklich, zumal die Kultur von den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie ungemein betroffen ist. Doch sie ist nicht zu ändern und es bleibt abzuwarten, wie die Gerichte entscheiden werden. Handlungsfähig ist das Kulturdezernat jedoch allemal, allein schon durch die bisherige und jetzige Vertretungsbeigeordnete Astrid Neese. Dass die Kultur im Titel des neuen Dezernats an letzter Stelle genannt wird, auch darüber bin ich nicht glücklich. Doch in der Politik wird man nicht glücklich, man muss Kompromisse eingehen. Ich gehe jedoch davon aus, dass Börger die Kultur nicht als letztes Rad am Wagen sieht. Ich habe ihn nämlich bereits kennengelernt und mich mit ihm ausgetauscht.

Wie gehen Sie mit den Begrifflichkeiten von „Hochkultur“ und „Freier Kultur“ um? Sind diese ausschließlich eine Frage deren Finanzierung?

Najafi Tonekaboni Ich trenne nicht zwischen Hochkultur und Subkultur oder, wie Sie es freundlicher formuliert haben, Freier Kultur. Kultur ist beziehungsweise soll für alle da sein – und wenn möglich – von allen gemacht werden können, ob jung oder alt, männlich oder weiblich, ob als Profi oder Laie. Von daher muss die Kulturpolitik Kultur als Teilhabe definieren. Die Frage der Finanzierung von Kultur ist aus meiner Sicht nicht die einzig wichtige. Es geht nicht nur um Geld, sondern darum, eine Kultur des Ermöglichens zu ermöglichen, mit welchen Mitteln auch immer.

Zum Schluss noch zwei Fragen, mit der Bitte um kurze Antworten: Das Soziokulturelle Zentrum Stapeltor hat letzte Woche seine offizielle Eröffnung gehabt. Wie sieht es vor allem finanziell hinsichtlich der städtischen Mittel für 2022 und folgende dort aus? Und: Wie geht es weiter mit der Umsetzungsmaßnahme „Kulturrat“ aus dem Kulturentwicklungsplan und wann ist die nächste Kulturkonferenz?

Najafi Tonekaboni Das Thema Nutzungs- und Finanzierungskonzept für das Stapeltor nach seiner Erprobungsphase, die Ende des Jahres ausläuft, wird demnächst erst in der Ermöglichungsgruppe der Stadt Duisburg behandelt und steht dann auf der Agenda der Haushaltsberatungen, und zwar für mich ganz oben. Auch das Thema „Kulturrat“ genießt hohe Priorität und sollte im Vorfeld der nächsten Kulturkonferenz, die Anfang nächsten Jahres stattfinden sollte, behandelt und dort dann einen Abschluss finden.

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