Denis Schecks „Bestsellerbibel“ und Nawalny-Biografie Diese neun Literaturabende steigen in Duisburg

Duisburg · Für das kommende Programm plant der Duisburger Verein für Literatur mit neun unterschiedlichen Gästen. Die Saison 2024/25 ist die letzte, die Jan-Pieter Barbian als Bibliotheksdirektor und Geschäftsführer des Vereins organisiert.

Denis Scheck vom Magazin „Der Spiegel“ wird unter anderem in Duisburg zu Gast sein.

Foto: MDR/Andreas Lander/ARD Das Erste

Beim Verein für Literatur in Duisburg ist die Corona-Delle überwunden. Noch besser: Der traditionsreiche Verein kann sich über einen deutlichen Mitgliederzuwachs freuen. Aktuell zählt er 190 Mitglieder; vor einigen Jahren, auch vor der Corona-Zeit, waren es noch 148. Dieser Aufschwung liegt vor allem an den prominenten und interessanten Gästen, die zu Lesungen aus eigenen Büchern oder Rezitationen von Klassikern oder fremden Texten eingeladen werden.

Bei unbekannten Autorinnen und Autoren ist das Duisburger Lesepublikum eher zögerlich, was schade ist, weil es bislang unbekannte Talente bei dieser Besucherhaltung schwer haben. Diese Erfahrung hat auch Bibliotheksdirektor Jan-Pieter Barbian gemacht, der als ehrenamtlicher Geschäftsführer des Literaturvereins für die Programme sorgt.

Für die Saison 2024/25 macht er es zum letzten Mal, weil Barbian im Juli 2025 in den Ruhestand geht. Die Pressekonferenz, in der das kommende Programm vorgestellt wurde, nahm Thomas Diederich, Volksbank-Chef und ehrenamtlicher Vorsitzender des Literaturvereins, zum Anlass, Barbian für dessen hervorragende Arbeit zu danken.

Gleich mit einem Highlight startet am 24. September das neue Programm: Denis Scheck, der noch im März eine ausverkaufte Veranstaltung mit Navid Kermani in Duisburg moderiert hat, stellt an dem Abend sein eigenes, dann gerade erst erschienenes Buch vor: „Schecks Bestsellerbibel“. Wer Schecks kurze, aber messerscharfe Kritiken der Spiegel-Bestsellerliste aus seiner Sendung „Druckfrisch“ kennt, ahnt, was dieses Buch bietet. Der Abend dürfte schnell ausverkauft sein.

Wilfried Schaus-Sahm, Begründer des Duisburger Traumzeit-Festivals und aktuell Organisator der Mercator-Matineen, überraschte das Lesepublikum vor zwei Jahren mit seinem Roman „Denner“. Am 30. September stellt er seinen neuen Roman „Wir sollten Ferrucci fragen“ vor, der erst am 2. September in den Buchhandel kommt.

Ingo Schulze (Jahrgang 1962), gehört zu den bekanntesten deutschen Gegenwartsautoren. Von Oktober 2022 bis März 2023 verließ der gebürtige Dresdener seine Wahlheimat Berlin, um im Ruhrgebiet ganz neue Erfahrungen zu machen. Die schildert er in seinem Buch „Zu Gast im Westen“, das er am 14. Oktober vorstellen wird. Barbian nennt es das schönste dokumentarische Buch über das Ruhrgebiet, das er bislang gelesen habe.

„Vielleicht können wir glücklich sein“: diesen Satz hat einst die Großmutter der Schriftstellerin Alexa Hennig von Lange auf einer ihrer 130 hinterlassenen Tonband-Kassetten gesprochen. Der Satz ist nun Titel des Buches ihrer Enkelin. Am 30. Oktober stellt Alexa Hennig von Lange (Jahrgang 1973) den dritten Band ihrer „Heimkehr-Trilogie“ im Literaturverein vor.

Den Literaturabend am 8. November kann man mit einem Satz ankündigen: Christian Brückner liest aus Kafkas Romanfragment „Das Schloss“.

Ein schöner Tucholsky-Abend verspricht der 29. November zu werden. Der bekannte Schauspieler Stefan Merki liest aus „Schloss Gripsholm“; für die musikalische Begleitung sorgt Matthias Well (Violine).

Schön wird der nächste Abend im Literaturverein wohl nicht sein, aber es wird gewiss ein wichtiger Abend. Alexej Nawalny, Putins in diesem Jahr in Gefangenschaft zu Tode gekommener Widersacher, schrieb seit 2020 die Geschichte seines Lebens. Der S. Fischer Verlag will Nawalnys Autobiografie in deutscher Übersetzung am 22. Oktober herausbringen. Rupert Seidl, Ensemblemitglied des Theaters an der Ruhr in Mülheim, wird Auszüge aus Nawalnys „Patriot“ am 10. Dezember lesen.

Dagegen verspricht der Abend am 28. Januar 2025 Heiterkeit pur: Duisburgs bekannter Kabarettist und Komiker Kai Magnus Sting stellt unter dem Titel „Ritter Fips, Hagenbuch, Tante Frida und andere Katastrophen“ ein Programm zusammen, mit dem er seinen Vorbildern Hanns Dieter Hüsch und Heinz Erhardt nacheifert und zugleich sein eigenes 30-jähriges Bühnenjubiläum feiert. Auch hier ist mit einem schnell ausverkauften Abend zu rechnen.

Am 24. Februar 2022 startete Russlands Krieg gegen die Ukraine. Am 24. Februar 2025 stellt die preisgekrönte ukrainische Schriftstellerin Sofia Andruchowytsch, die vor zehn Jahren mit ihrem Roman „Der Papierjunge“ international bekannt wurde, ihren neuen Roman „Die Geschichte von Sofia“ vor. Begleitet wird Sofia Andruchowytsch von Alexander Kratochvil, der übersetzt und moderiert.

Auch bei diesem Abend wird das Motto, unter dem das Jahresprogramm steht, besonders in Erinnerung gerufen. Es ist der Artikel eins des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt.“