Christian Brückner las Marc Aurel Utopie des naturgemäßen Lebens

Duisburg · Christian Brückner eröffnete das Literaturprogramm der Akzente. Im Mittelpunkt standen Marc Aurels „Selbstbetrachtungen“.

 Christian Brückner eröffnete das Literaturprogramm der 40. Duisburger Akzente.

Christian Brückner eröffnete das Literaturprogramm der 40. Duisburger Akzente.

Foto: Arne Dedert/dpa

Ausverkauft war die Zentralbibliothek jetzt beim Auftakt des Literaturprogramms der diesjährigen,
40. Duisburger Akzente „Utopien“. Das lag sicher mehr am Lesenden als am Gelesenen, denn der im Jahr 1943 geborene Christian Brückner, also der König der deutschsprachigen Vorleser, war zum wiederholten Mal in unserer Stadt zu Gast, wo er besonders gerne auftritt, denn er findet es hier mittlerweile „fast familiär“. Mitgebracht hatte er Auszüge aus einem recht anspruchsvollen philosophischen Werk, nämlich „Wege zu sich selbst“ (auch bekannt als „Selbstbetrachtungen“) des römischen Kaisers Marc Aurel (121-180), das wiederum ein Favorit Brückners ist.

Im letzten Jahrzehnt seines Lebens, bevor er in Vindobona (Wien) an der Pest starb, schrieb Marc Aurel im Feldlager in sein Tagebuch viele Aphorismen. Überliefert sind sie in zwölf Büchern, waren aber wahrscheinlich nie als Einheit oder gar zur Veröffentlichung gedacht und werden bis heute als ein Wegweiser für gutes Leben geschätzt. Es geht dem Autor darum, wie man ein „naturgemäßes Leben“ mit „Maß und Ziel“ führen kann. In möglichst kurzen und einfachen Formulierungen soll gezeigt werden, wie man die damals moderne philosophische Richtung der Stoa im Alltag anwenden kann. Deren fast buddhistischer Gleichmut wird abgegrenzt von Gleichgültigkeit: Man muss Verantwortung für sein Handeln übernehmen, denn im Gegensatz zu Körper und Seele ist nur die Vernunft unserem Willen unterworfen. Das Vertrauen in die (All-)Natur führt ganz von selbst zum richtigen Leben, gemäß der „Gottheit“.

Christian Brückner las das mit heiterer Freundlichkeit, die manchmal fast in fröhliche Ironie umschlug. Zwischendurch, an den Bruchlinien seiner Auswahl, schaute er versonnen in die Luft oder nahm einen Schluck aus seinem Rotweinglas. Fast überflüssig zu betonen, dass seine markante Stimme wie immer auch einem so schwierigen Text ein klares Profil verlieh. Das fand hier nur seine Grenzen darin, dass er eine altertümlich wirkende Übersetzung gewählt hatte, die den uralten Worten sicherlich eine angemessen erhabene Farbe gaben, aber dem ohnehin etwas mühsamen Verständnis ein wenig im Wege standen.

Das Literaturprogramm der Akzente geht weiter am Donnerstag, 21. März, um 20 Uhr, in der Zentralbibliothek. Dann liest der 1959 geborene Michael Kleeberg aus seinem Roman „Der Idiot des 21. Jahrhunderts. Ein Divan“. Darin trifft sich ein Kreis von sehr unterschiedlichen Freunden und versucht, über Freundschaft und Gesellschaft nicht nur nachzudenken, sondern auch Utopien einen anderen Zusammenlebens zu verwirklichen. „Das ist der Roman unserer Zeit“ verspricht Bibliotheksdirektor Dr. Jan-Pieter Barbian. Karten kosten fünf Euro, an der Abendkasse sechs Euro.

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