Konzert im Lehmbruck-Museum Zwei Stunden Violoncello-Rausch

Duisburg · Nicolas Altstaedt spielte famos die sechs Suiten von Johann Sebastian Bach im Lehmbruck-Museum.

 Nicolas Altstaedt spielte für einen guten Zweck.

Nicolas Altstaedt spielte für einen guten Zweck.

Foto: Thomas Bremser

Das Allerheiligste für Cellistinnen und Cellisten stand jetzt im Duisburger Lehmbruck-Museum zur Disposition. Unter Johann Sebastian Bachs Köthener Suiten für Cello Solo, steht immer nur datiert „um 1720“. Auch hier wieder ein Rätsel des Geheimbündlers Bach. Bachs zweite Frau Anna-Magdalena erstellte die meistgespielte Abschrift der Suiten. Besonders Casals, Bylsma und Harnoncourt legten „damals“ mächtig vor. Schier omnipotent, mit Harmonie, Kontrapunkt und glasklaren Fugen, schoss Bach sein Publikum in ein imaginäres Klanguniversum. Inneres Assoziieren mit Hilfe von Synkopen, Dissonanzen und virtuosem, halsbrecherischen Erwartungen an den Interpreten war angefragt und wurde mit Grazie von dem herausragenden Solisten befriedigt.

Der Solist im Lehmbruck-Trakt hieß Nicolas Altstaedt, und saß mutterseelenallein mit seinen Celli vor dem zahlreichen Publikum, und arbeitete dieses musikalische Monstrum, gleichzeitig Messlatte für alle Cellistinnen und Cellisten, behände ab. Von Schüler, Student, Laie, Semi und Profi, saß eine illustre, nicht nur Cello affine Zuhörerschaft, in dieser Benefiz-Veranstaltung. Zugunsten der Plant-for the-Planet Foundation „Wir pflanzen Bäume für eine bessere Welt“, spielte Altstaedt, u.a. für das Holz, aus dem zukünftige Celli für die übernächste Generation gemacht werden sollen.

Es wurde viel gehört, gelauscht und miterlebt, was dieser großartige Solist auf seinem Instrument vollführte. Von akademisch-musiktheorethischen Rechenspielchen über Klangkaskaden voller Verve mit Höchstschwierigkeit brauste Nicolas Alstaedt gelenk durch zwei Stunden Violoncello-Rausch über die Bachsche Spielwiese. Inspirierend und famos entlockte er seinen Celli alles, was sie zu bieten hatten. Mit kurzen Boxen-Stopps fürs Richten und Fine-Tuning ackerte Alstaedt unermüdlich durch das Werk.

Ein Meister auf Augenhöhe mit einem Meisterwerk – und das live und nicht von „gephotoshopten“ Audio-Studio-Aufnahmen. Lebendig, viral und zum „Selbst-Nachfühlen“. Viel Zeit mit Johann Sebastian Bach, Nicolas Alstaedt, und den Lehmbruck-Skulpturen, die an diesem Abend so viele, unglaubliche Celloklänge auf die Ohren bekamen. Großer Beifall für eine gelungene Veranstaltung der Duisburger Philharmoniker, in die Intendant Alfred Wendel zu Anfang, wie immer launig, eingeführt hatte.

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