Hoffnung auf 110 Millionen Euro Förderung Goldgräberstimmung beim Wasserstoff – Innovationszentrum soll nach Hüttenheim

Duisburg · In einer Halle auf dem Gelände von HKM in Hüttenheim soll das TIW Technologie- und Innovationszentrum Wasserstoff entstehen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing sieht gute Chancen auf eine Realiisierung.

 Stefan Sterlepper (rechts) von der RWTH Aachen erklärt Volker Wissing ein Wasserstoffauto, mit dem in Aachen geforscht wird.

Stefan Sterlepper (rechts) von der RWTH Aachen erklärt Volker Wissing ein Wasserstoffauto, mit dem in Aachen geforscht wird.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Zurzeit ist es noch Gegenstand einer Machbarkeitsstudie. Doch schon Ende des Monats könnte sie die Weichen stellen für das Wasserstoffzentrum in Hüttenheim.

Für den Standort Duisburg wäre das ein wichtiger Schritt. Sollte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMVI) Duisburg den Zuschlag erteilen, bedeutet dies eine Förderung von insgesamt 110 Millionen Euro. Denn zu den 60 Millionen Euro Förderung durch den Bund kommen dann noch einmal weitere 50 Millionen Euro durch die Landesregierung NRW hinzu.

Bei seinem Besuch in Hüttenheim am Mittwoch deutete Verkehrsminister Volker Wissing einen positiven Entscheid für Duisburg an: „Das weckt die Neugier der Bundesregierung.“

 Im Gespräch bei HKM (vorne, von rechts): Joachim Jungsbluth, Volker Wissing und Andreas Pinkwart.

Im Gespräch bei HKM (vorne, von rechts): Joachim Jungsbluth, Volker Wissing und Andreas Pinkwart.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Zuvor hatte Joachim Jungsbluth, stellvertretender Geschäftsführer des Zentrums für Brennstoffzellentechnik (ZBT) die Funktionsweise des geplanten Zentrums in Hüttenheim erläutert. Hier soll eine Art „Bundeszentrum für Wasserstoff für Nutzfahrzeuge“ entstehen, wie es NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart bezeichnete.

Joachim Jungsbluth erläuterte, was das Technologie- und Innovationszentrum künftig alles leisten soll. Dabei geht es vor allem um die Entwicklungen, die nicht wirtschaftlich betrieben werden können. „Wenn sie wirtschaftlich sind, macht die Industrie das schon selbst“, so der Experte. Er erinnerte an ein Zitat von Mark Twain. Der hatte daran erinnert, dass sich eine Goldgräberstimmung nur verbreiten könne, wenn zuvor in Hacken und Schaufeln investiert wird.

Beim TIW soll es sich vor allem um die Mobilität drehen – um Antriebe für Nutzfahrzeuge auf Straßen, Schienen und Wasserwegen. Das TIW soll Produktentwicklungen verkürzen und zum schnelleren Aufbau wasserstoffbasierter Mobilität. Gleichzeitig soll es die Akzeptanz der Technologie erhöhen und die Sicherheit gewährleisten, Regeln und Standards setzen.

In einigen dieser Bereiche konstatierte Jungsbluth ein „Marktversagen“, dem das geplante Zentrum begegnen soll. In der 18.000 Quadratmeter großen Halle, so seine Hoffnung, soll in zwei Jahren entwickelt und geforscht werden.

Mit den Hüttenwerken selbst hat das TIW zunächst nur wenig Berührungspunkte. Da HKM aber selbst auf Wasserstoff setzt (siehe Box) und beispielsweise auch auf entsprechende Leitungen für den Wasserstofftransport baut, ergeben sich Synergieeffekte.

Das gilt auch für die Ausbildung. Quasi nebenan werden rund 200 Facharbeiter und Mechatroniker ausgebildet. Gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer wird hier bereits an neuen Ausbidlungsformen und Zusatzqualifikationen getüftelt. Fachkräfte mit Wasserstoffkenntnissen sind noch rar gesät. Sie könnten hier zukünftig in Zusammenarbeit mit HKM ausgebildet werden.

Ein praktisches Beispiel für Brennsotffzellentechnik in Nutzfahrzeugen ist der Müllwagen der Wirtschaftsbetriebe Duisburg, der dem Verkehrsminister im Rahmen eines Rundgang präsentiert wurde. Im nächsten Jahr wollen die Betriebe weitere sieben solcher Fahrzeuge anschaffen.

Wissing sieht es als großen Vorteil an, dass die umweltfreundlichen Fahrzeuge so leise sind. Das könnte man dazu nutzen, um Müll- und Lieferwagen verstärkt nachts einzusetzen, um tagsüber für freiere Straßen zu sorgen.

Bei aller Begeisterung über den Energieträger Wasserstoff gab NRW-Minister Pinkwart allerdings zu bedenken, dass die Industrie davon riesige Mengen benötige: „Von dieser Menge werden wir wohl 90 Prozent aus dem Ausland importieren müssen.“

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