Bärbel Bas bei Ukraine-Demo in Duisburg „Wir alle haben Angst, man muss sich dafür nicht schämen“

Duisburg · Tausende Menschen demonstrierten am Donnerstag in Duisburg für Frieden in der Ukraine. Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas war dabei. Zuvor telefonierte sie mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Ruslan Stefantschuk. In ihrer Rede wandte sie sich direkt an das russische Volk.

 Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link sprachen zu den Teilnehmern.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link sprachen zu den Teilnehmern.

Foto: Erwin Pottgiesser

1500 Menschen – so viele waren nach ersten offiziellen Angaben der Polizei am Donnerstagabend zusammengekommen, um in Duisburg gegen den Krieg in der Ukraine zu demonstrieren. Wer am Opernplatz, dem Ziel des Demozugs, über die große Menge blickte, gewann allerdings den Eindruck, dass vielleicht auch noch ein wenig mehr Duisburger vor Ort waren.

„Es ist ein mutmachendes Zeichen, dass so viele Menschen gekommen sind“, hatte Duisburgs Oberbürgermeister bereits am Rathaus, vor dem Start der Demonstration, gesagt. Seit Tagen gebe es für viele Menschen kaum ein anderes Thema als den Ukraine-Krieg. Immer schwinge dabei auch Fassungslosigkeit mit. Er erinnerte daran, dass es so einen Angriff auf ein anderes Land in Europa seit Hitlers Einmarsch in Polen nicht mehr gegeben habe. „Es ist eine Zeitenwende, ein historischer, ein ganz schwarzer Moment unserer Geschichte“, sagte Link. Der sich aber auch stolz zeigte, angesichts der Hilfsbereitschaft zahlreicher Menschen. Er sei sich sicher, dass viele Ukrainer in Duisburg „einen sicheren Hafen, ein sicheres Zuhause finden“ werden.

Es war eine bunt gemischte Menge, die am Donnerstagabend auf die Straße ging. Ukraine-Flaggen trafen auf Gewerkschaftsfahnen. Grüne und Sozialdemokraten demonstrierten neben Liberalen und Marxisten. Manche Menschen hielten Friedenssymbole in die Luft, andere arbeiteten sich auf ihren Plakaten am russischen Präsidenten Wladimir Putin ab. Mitten im Demozug ging auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hinter einem Anti-Kriegs-Banner des DGB Seite an Seite mit Sören Link mit.

Bas trat am Opernplatz ans Mikrofon. „Es ist eine schwierige Zeit, die wir gerade erleben“, sagte sie. „Wir alle haben Angst. Man muss sich dafür nicht schämen.“ Viele würden Demonstrationen belächeln, gar fragen: Was soll das nun bringen? „Doch diese Bilder, diese Symbole sind viel wert.“ Zuletzt hat Bas auch mit Ruslan Stefantschuk telefoniert, ihrem Amtskollegen aus der Ukraine. Stefantschuk ist Präsident der „Werchowna Rada“, dem ukrainischen Parlament. „Er hat mir versichert, dass diese Bilder in der Ukraine ankommen.“

Mindestens 1500 Menschen kamen vor dem Duisburger Theater zusammen, um gegen den Ukraine-Krieg zu demonstrieren.

Mindestens 1500 Menschen kamen vor dem Duisburger Theater zusammen, um gegen den Ukraine-Krieg zu demonstrieren.

Foto: Erwin Pottgiesser
 Ein Demonstrant mit klarer Botschaft für Wladimir Putin.

Ein Demonstrant mit klarer Botschaft für Wladimir Putin.

Foto: Erwin Pottgiesser
Auch diese Kinder nahmen mit ihren selbstgebastelten Plakaten an der Kundgebung in Duisburg teil.

Auch diese Kinder nahmen mit ihren selbstgebastelten Plakaten an der Kundgebung in Duisburg teil.

Foto: Erwin Pottgiesser

Am Ende ihrer Rede richtete Bas noch ein Wort an die Bevölkerung in Russland: „Mutige Menschen gehen dort gegen Putin auf die Straße – obwohl sie wissen, dass sie dann ins Gefängnis kommen.“ Irgendwann, so hofft sie, werde das Volk gegen ihren Präsidenten aufbegehren. Die Kundgebung endete mit mehreren Friedensgebeten.

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