Ausstellungs- und Buchprojekt im Kunstraum SG 1 Briefe an die Freundin

Duisburg · „Keine Sorge, sind nur Gefühle“ heißt die seit ein paar Tagen laufende neue Ausstellung im Kunstraum SG1 auf der Schmalen Gasse 1 in der Duisburger Innenstadt. Sie besteht aus Zeichnungen und Texten, die Yana Höhnerbach angefertigt hat.

 Yana Höhnerbach inmitten ihrer Ausstellung „Keine Sorge, sind nur Gefühle“ mit dem dazugehörigen Buch in der Hand.

Yana Höhnerbach inmitten ihrer Ausstellung „Keine Sorge, sind nur Gefühle“ mit dem dazugehörigen Buch in der Hand.

Foto: Olaf Reifegerste

Das Ursprungsmaterial aber entstammt Briefen, die Höhnerbach an ihre Freundin Pia Hellenthal mit Beginn des ersten Corona-Lockdowns 2020 ein Jahr lang geschrieben hatte und verschickte.

Da die Empfängerin alle Briefe aufbewahrte, konnte Höhnerbach im Rahmen eines Förderstipendiums im Folgejahr ein Ausstellungs- und Buchprojekt daraus machen. Während die Ausstellung nicht alle Briefe enthält, ist die komplette Briefe-Sammlung zu einem Buch verarbeitet worden.

Den ersten Brief, den Höhnerbach an Hellenthal schrieb, war am 8. April 2020. Sie schickte ihn nach Holland, wo sich ihre Freundin mit Freund in einem Ferienhaus gerade aufhielt. Dieser war im Vergleich zu den späteren eher textbetont. Er blieb im Übrigen der einzige Brief, den Hellenthal beantwortete.

Was dann folgte, war eine Art zeichnerisches Tagesbuch, allerdings mit dem Unterschied, dass sie die gezeichneten Bilder mit den dazugehörigen Texten nicht behielt, sondern diese in 32 Briefen an die besagte Freundin schickte.

Deren Inhalt war Höhnerbachs Innenleben gewidmet, das infolge einer Trennung aus den Fugen geraten war. Von daher ist die Briefe-Sammlung zugleich auch eine Dokumentation über eine Ausnahmesituation: frei von jeglichem Anspruch auf Vollständigkeit und Perfektion.

Jeder einzelne Brief bestand aus drei DIN A4-Blättern, die je zu einem DIN A6-Format gefaltet wurden und damit die Gestalt eines kleinen Heftchens annahm. Waren alle Seiten gefüllt, gingen sie zur Post.

Doch im Gegensatz zur Adressatin, die ausschließlich in Köln weilte, war ihre Freundin ständig unterwegs, mal in Holland, Italien, Frankreich oder der Schweiz, mal in Berlin oder Bochum. „Während ich im Außen suchte, suchte Yana in sich“, schrieb Hellenthal im Vorwort zum Buch der Ausstellung.

So sind in den Zeichnungen immer wiederkehrende Frauenansichten zu sehen, meist aus dem Selbstporträt entstanden. Darunter immer wieder eine Frau mit Augenringen. Dazu Höhnerbach: „Sie kreist unaufhörlich, kommt zu sich, entfernt sich, versucht sich selbst anzusehen, so gewissenhaft, dass sie irgendwann die eigene Haut als Grenze zu überwinden versucht.“

In ihrem letzten Brief an Hellenthal am 19. April 2021, ebenso wie auf dem letzten Bild der Ausstellung und auch auf der Buchdeckelrückseite schreibt Yana Höhnerbach den Satz: „Nur, weil ich nichts mache, heißt das nicht, dass ich aufgehört habe“.

Die Ausstellung „Keine Sorge, sind nur Gefühle“ ist noch bis zum 6. Juni im SG1 zu sehen. Dort auch ist das gleichnamige Buch zur Ausstellung zum Preis von 32 Euro erhältlich. Geöffnet ist der Kunstraum stets montags von 17 bis 20 Uhr sowie nach Vereinbarung unter kontakt@sg1-kunstraum.de.

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